Unser Leserbotschafter befasst sich jeden Donnerstag mit neuen Fällen.

Haben Sie Sorgen, Probleme im Alltag? Ralf Nehmzow ist Leserbotschafter des Hamburger Abendblatts, er vermittelt, hilft, engagiert sich für die Interessen der Leser. An den ersten Donnerstagen im Monat lässt er in seiner Kolumne Leser mit jeweils drei Fällen zu Wort kommen, konfrontiert damit die betroffenen Behörden, Institutionen und Unternehmen. Nicht alle Ärger-Fälle lassen sich lösen, manchmal gibt es nur Erklärungen. Am jeweils letzten Donnerstag dokumentiert er den "Fall des Monats" mit Ergebnis.

Fall 1: Toter sollte sich melden

Leserin Margret Holst, 51, war in Trauer, weil ihr Bruder, 56, gestorben war. Und wütend, als es hieß, er möge sich bitte im Jobcenter melden.

"Er bezog Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes. Ich informierte die Hamburger Arbeitsgemeinschaft ARGE über den Tod meines Bruders und fügte dem Schreiben die Kopie der Sterbeurkunde bei", sagt die kaufmännische Angestellte aus Lokstedt. "Die ARGE schickte mir daraufhin einen neuen Antrag auf Weiterbewilligung der Leistungen für meinen Bruder. Dann kam ein weiteres Schreiben, in dem mein verstorbener Bruder aufgefordert wurde, im Jobcenter zu erscheinen, um über seine aktuelle Situation und seine gesundheitliche Verfassung zu sprechen. Das schlägt dem Fass doch den Boden aus!"

Dazu sagt Natalia da Silva Costa von ARGE: "Wir haben den Fall geprüft. Leider wurde von unseren Mitarbeitern im System ein Vermerk übersehen, wonach der Kunde verstorben war. Uns ist in diesem Fall ein Fehler unterlaufen, für den wir uns entschuldigen."

Peinlicher Fehler, der Trauernden wehtut, aber wenigstens gab es hier eine Entschuldigung.

Fall 2: Hose aufgeschlitzt, Baufirma stur

Architekt Johann B., 27, machte einen Sonntagsspaziergang am Wiesendamm in Barmbek. Dort war eine Baustelle, "ein Eisenträger davon ragte auf den Fußweg", sagt er. "Das Teil war so scharfkantig, dass ich mir daran meine Hose aufschlitzte. Man hätte die Baustelle besser absichern müssen, dann wäre das nicht geschehen." Er zeigt Bilder von der Baustelle, von der Hose.

Als er sich bei der Baufirma telefonisch beschwerte, habe man ihn dort nur "ausgelacht", den Schaden wollte man ihm nicht bezahlen. "Mir geht es weniger um den Ersatz der Hose, sondern darum, dass ich von der Firma unverschämt behandelt worden bin."

Der Mitarbeiter der Baufirma, der mit dem Architekten das Gespräch führte, weist die Vorwürfe zurück. Er sagt: "Was wollen Sie? An der Baustelle war alles ordnungsgemäß gesichert, und ich habe ihn auch nicht ausgelacht. Er hat selbst Schuld, dass die Hose kaputt ging. Wenn er auf dem Fußweg ordentlich gegangen wäre, wäre nichts passiert." Die Version der Firma klingt nicht überzeugend, und der Ton des Mitarbeiters ist tatsächlich frech.

Fall 3: Brief verschwunden, Kunde sauer

Manfred H. ärgert sich über die Post: "Am 21. März 2010 ist in Buchholz/Nordheide ein Brief an uns in einen Briefkasten eingeworfen worden, aber er ist nie bei uns angekommen. Es war ein roter Umschlag, mit normalen Porto (0,55 Euro) versehen, der Versender wusste nicht, dass farbige Exemplare jetzt mehr kosten, und zwar 0,70 Euro; unter Umständen kann noch Nachporto verlangt werden, das hätten wir auch gezahlt."

Darauf antwortet Martin Grundler, Sprecher der Post in Hamburg und Norddeutschland: "Dass der Brief den Kunden nicht erreicht hat, ist sehr bedauerlich. Über die Gründe für das Ausbleiben können wir ad hoc leider keine Auskunft geben. Dieser Brief hätte genauso zugestellt werden müssen wie andere, wenn auch gegebenenfalls mit einem Nachentgelt. Generell sollten Kunden, die vermuten, dass eine Briefsendung nicht angekommen ist, einen Nachforschungsauftrag stellen, auch wenn die Deutsche Post für gewöhnliche Briefsendungen nicht haftet. So besteht eine Möglichkeit, Fehlerquellen aufzudecken und zu beheben."

So erreichen Sie den Leserbotschafter: Schicken Sie bitte Ihre Alltagsärger-Fälle, kurz skizziert, mit Ihrer Telefonnummer per E-Mail an: Leserbotschafter@Abendblatt.de oder an: Leser-Botschafter Ralf Nehmzow, Chefredaktion Hamburger Abendblatt, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg.