Der Fall

Es geht um einen Nachbarschaftsstreit im Bezirk Wandsbek, bei den Kontrahenten liegen die Nerven blank. Die Akteure, Gerold S.-C., ein 62 Jahre alter Lehrer, und Petra F., eine 49-jährige Verwaltungsangestellte, sind nicht gerade gut aufeinander zu sprechen, schon seit Jahren nicht. Es geht um den kleinen Dackel der Familie F. Und um einen Grenzzaun beider Gartengrundstücke der Streithähne, der Löcher hat. Durch diese sei der Hund "schon mehrfach in unseren Garten gelaufen", sagt Gerold S.-C. "Wir haben einen dreijährigen Enkelsohn und Angst um ihn, da der Junge häufig in unserem Garten spielt." Durch den Hund sei der Enkel "akut gefährdet", meint Gerold S.-C. "Bereits am 23. August 2009 baten wir das Bezirksamt Wandsbek um Hilfe. Ich selbst wurde von dem Tier schon mal gebissen." Doch: Auf mehrfache Nachfrage habe das Amt nicht reagiert, "unverständlich."

Die Recherche

Das Bezirksamt Wandsbek überprüft die ganze Entstehungsgeschichte des Falls. Der Behördliche Ordnungsdienst (BOD) sei der Angelegenheit gleich nachgegangen, nachdem sie durch Gerold S.-C. bekannt geworden sei, sagt die Sprecherin Christiane Kuhrt. "Wir haben die Vorwürfe geprüft. Es geht für uns allein darum, ob der Hund der Nachbarin gefährlich ist, dann hätten wir einschreiten müssen. Der Rest ist eine Angelegenheit zwischen den Nachbarn. Herr S.-C. war dabei als unbeteiligter Dritter nicht zu informieren."

Der Lehrer ging wegen des Streitfalls bereits gegen die Nachbarin Petra F. vor Gericht, "weil sie es unterließ, den Zaun zu reparieren", sagt er. In einem Gütetermin hatten die Parteien Anfang März 2010 eine Regelung gefunden: Petra F. soll nun einen Maschendrahtzaun von 1 Meter Höhe errichten. Die Kosten dafür sollen sich beide Nachbarn in etwa teilen, weil der Zaun beide Grundstücke berührt. Beißt der Dackel zu? "Er hat schon mehrfach gebissen", behauptet Gerold S.-C. Nachbarin Petra F.: "Das stimmt nicht." Fakt ist: Vor rund neun Jahren wurde Gerold S.-C. von dem Tier gebissen. Dafür zahlte ihm die Dackel-Eignerin 200 Euro Schmerzensgeld. Weitere Vorfälle sind bei der Justiz nicht bekannt.

Das Ergebnis

Nach dem Anruf des Leserbotschafters beim Bezirksamt hat die Behörde nun abschließend reagiert. Sie schickte vor wenigen Tagen ihre Experten los: den BOD und einen Amtstierarzt. Das Resultat der aktuellen Prüfung: "Der Hund wird von Experten definitiv als ungefährlich eingestuft", bestätigte Christiane Kuhrt vom Bezirksamt Wandsbek.

Der Leserbotschafter brachte die Nachbarn jetzt erstmals näher zusammen - sie zeigten Friedensabsichten. Petra F: "Wir haben schon mit den Vorarbeiten begonnen, damit der alte Zaun abgerissen werden kann. In den kommenden Wochen werden wir den Maschendrahtzaun errichten lassen. Ich hoffe nun, dass endlich Frieden einkehrt." Der Nachbar sagt: "Ich nehme das Signal unserer Nachbarin gerne positiv auf." Man grüßt sich schon wieder gegenseitig, ist zu hören.

So erreichen Sie den Leserbotschafter: Schicken Sie bitte Ihre Alltagsärger-Fälle, kurz skizziert, mit Ihrer Telefonnummer per E-Mail an: Leserbotschafter@abendblatt.de oder an: Leserbotschafter Ralf Nehmzow, Chefredaktion Hamburger Abendblatt, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg.