Unkonventionell und vor allem erfolgreich: Corny Littmanns Schmidt Theater. Erinnerungen und Glückwunsche langjähriger Freunde und Weggefährten.

Hamburg. Es war ein heißer Start in den August 1988 auf St.Pauli. Die Auseinandersetzung um die besetzten Häuser an der Hafenstraße schwelten noch immer, und der im Stadtteil ansässige FC mischte gerade zum zweiten Mal in der Fußball-Bundesliga mit. Während sich das Millerntor ob des heterogenen Fan-Volks und der Stimmung im Stadion alsbald zum „Freudenhaus der Liga“ entwickeln sollte, war ein gewisser Cornelius Littmann mit seinem Freund Ernie Reinhardt – später als Lilo Wanders populär – und weiteren Mitstreitern am Spielbudenplatz in den Kaiserhof eingezogen, ein heruntergekommenes Tanzlokal. Die Einrichtung, rote Samtsessel und -stühle, sollten mangels Alternativen ein Markenzeichen des Schmidt Theaters werden.

So hieß die neue Bühne, die Littmann und Reinhardt am 8.8.88 um acht nach acht abends symbolträchtig mit dem Durchschneiden eines Flatterbandes eröffneten. Ihr jahrelanges Touren als Tabu brechende freie Theatergruppe Familie Schmidt hatte ein Ende. Stattdessen wollten sie auf dem damals schmuddeligen Kiez ein Verzehrtheater im Varieté-Stil der 20er-Jahre schaffen – und wurden mit ihrer unkonventionellen Mischung aus Musik, Theater und Comedy inklusive Herren im Fummel und der wunderbar verklemmten Frau Jaschke alias Jutta Wübbe selbst zu Unterhaltungsstars. „Sag bitte und ich sing“, hieß die erste Produktion der Familie Schmidt mit Diseuse Georgette Dee und Pianist Terry Truck.

„Heidi Kabel wird es hier nicht geben“, sagte Littmann bei der Eröffnung – nur ein paar Jahre später sang die große Volksschauspielerin mit dem schrägen Theaterchef alias Herrn Schmidt auf der Bühne. Dank der Fernsehübertragungen der „Schmidt-Show“, mit denen der NDR damals noch richtig was wagte, wurde das Schmidt mit seiner Art neuem Volkstheater in den frühen 90ern über Hamburg hinaus zu einer Attraktion.

„So schön es ist, so erschreckend ist auch, dass schon 25 Jahre vergangen sind“, sagt Schmidt-Gründer Corny Littmann heute. Doch Trübsal zu blasen geziemt sich für einen Impresario wie ihn nicht. Und so beginnt der Chef an diesem Freitag zu mitternächtlicher Stunde mit „Eine Nacht mit Corny“ im Schmidt die intensiven Feiern zum 25. Jubiläum. Das alte, offiziell nur 230 Besucher fassende Haus wurde 2004 abgerissen, das neue mit 420 Plätzen strahlt seit 2005 auch von außen rot. Mehr als 450.000 Besucher jährlich im Schmidt und im 1991 eröffneten Schmidts Tivoli haben den Betrieb von Littmann und seinem Geschäftspartner Norbert Aust (seit 1991 dabei) zum kommerziell erfolgreichsten deutschen Theater wachsen lassen. Die Eröffnung am 8.8.88. im Beisein des damaligen Kultursenators Ingo von Münch (FDP) empfindet Aust noch heute als „ein Symbol für den Aufbruch der Reeperbahn zur Entertainment-Meile“. Auch für zahlreiche weitere Weggefährten und Künstler war das Schmidt ein Karriere-Sprungbrett.