„Wir hatten das alte Gebäude am Spielbudenplatz schon zum 1. Januar 1988 gepachtet, und es wurde umgebaut, während Corny und ich als Familie Schmidt zusammen mit Georgette Dee und Terry Tuck auf Tournee waren, mit dem späteren Eröffnungsstück „Sag bitte, und ich sing“. In den Tourpausen haben wir selber den Vorschlaghammer geschwungen und die alten Separees im ehemaligen Kaiserhof abgerissen. Früher befand sich in dem Haus wohl ein Kino, und wir ließen den alten Kinovorhang hängen und haben später immer eine Staubexplosion gefürchtet.

Am 8.8.88 kam halb Hamburg zur Eröffnung. Es war ein heißer Tag, und wir hatten um die 40 Grad auf der Bühne. Legendär der Versuch von Corny und mir, ein Absperrband auf der Bühne zu zerschneiden – eine hysterische Slapsticknummer. In den Anfangszeiten haben wir richtig rangeklotzt: morgens Büro, nachmittags Kassenhäuschen, abends Bühne oder Einlass, und dann bis zum Sonnenaufgang vor dem Haus sitzen und reden und lachen mit Gästen: Die Schmidt-Shows der ersten Jahre dauerten oft bis morgens um fünf. Viele Karrieren fingen im Schmidt an. Ich hatte zum Beispiel von einer Marlene Jaschke gehört, die ziemlich ungewöhnlich sein sollte, fand ihre Adresse heraus und konnte sie bei einem Besuch in ihrem Zuhause dazu überreden, im Schmidt um Mitternacht in der Tresen-Show aufzutreten. Danach wurde sie zum Star in der Schmidt-Show, und wir schrieben und spielten mit ihr unser Erfolgsstück „Blaue Jungs“, für das ich auch Lilo Wanders erfand. Es gab manchmal ziemlich unfassbare Situationen zu überstehen. Heute verbindet mich mit dem Haus wenig außer Erinnerungen. Aber der Einladung am 8.8. werde ich selbstverständlich folgen.“

(Ernie Reinhardt alias Lilo Wanders Mitbegründer/in Schmidt Theater)