“How Long Is Now?“: In der jungen Designart-Galerie Lazy Dog in Hamburg, unserer Galerie der Woche, dreht sich alles um die Zeit und um Uhren.

Neustadt. Ein Stolperstein ist er schon, der Name der neuen Designart-Galerie in der Neustadt: The Quick Brown Fox Jumps Over The Lazy Dog. Anglophile aber dürften wissen, dass in diesen neun Wörtern sämtliche Buchstaben des englischen Alphabets untergebracht sind. Für die Website reichten dann aber die letzten beide Wörter. Und für die Erstausstellung der verhältnismäßig kurze Titel "How Long Is Now?". Und die zeigt, wo die Zeit langgeht. Mit Uhren, die optisch dem ersten Videospiel "Pong" gleichen oder in denen die Zeit mithilfe von Bauarbeitern mitten in Berlin unaufhörlich fortschreitet (Mark Formanek).

Aber was ist Designart? Galerist und Design-Experte Jan van Rossem antwortet mit einem eindeutigen "Weder Noch". Weder nutzbares, alltagstaugliches Design noch reine freie Kunst. Designart ist sozusagen der Missing Link zwischen beiden. Noch haben die Dinge eine Funktion, aber sie ist nicht ihr Zweck. So wie bei den meisten der ausgestellten Uhren. Wer will, kann an ihnen die Zeit ablesen oder per Strippe wie beim guten alten WC das Wasser abrufen (Breaded Esalope). Er erlebt sie als Kalender in Papierrollenform, der ein Schredder die eigene Vergänglichkeit vor Augen führt (Susanna Hertrich). Er findet sie auf dem Boden eines gekippten Kegels, der rotierend die Stunden angibt (Sander Mulder). Oder er folgt ihr in Form einer Flüssigkeit, die sich in einen Baum aus Löschpapier nach oben frisst (Oscar Diaz).

Erklären kann sich van Rossem den neuen Zeittrend der jungen Designer auch nicht. Aber seit gut fünf Jahren ist sie wieder in, die Zeit. Nicht als schicke Armbanduhr, als Retro-Uhr oder als Hightech-Gebilde konzipiert, sondern als Spielball gestaltet, dem man mal philosophische, mal Überraschungsaspekte abgewinnen kann.

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Die nüchtern-eckigen Zahlen einer Digitaluhr sehen schon ganz anders aus, wenn hinter den einzelnen, rot leuchtenden Zahlenelementen plötzlich ein Fensterputzer auftaucht. Mal schwärzt er sie, das andere Mal lässt er sie aufleuchten, und schon ist eine Minute oder eine Stunde vergangen. Auch Straßenfeger können über zwölf Stunden hinweg den Dreck fein säuberlich in Form von Stunden- und Minutenzeigern bewegen, bis das Putzpersonal wieder dort angelangt ist, wo es mit seiner Zeitarbeit begonnen hat (Maarten Baas). Selbst die Fotografie eines Radioweckers tickt noch im Minutentakt dank einer in ihr integrierten flachen Uhranzeige (Finn Magee). Der Zeit ihren eigenen Lauf verleiht ein Set aus mehreren Rollen und einem Seil (Andreas Zimmermann). Man nehme eine beliebige Anzahl der Rollen, befestige sie an einer Wand und spanne das Seil dazwischen. Wo sich seine Enden mithilfe von Magneten schließen, schlägt künftig die Stunde. Möglich macht's eine ausgeklügelte Mechanik.

Mit "How Long Is Now?" präsentiert van Rossem einen kleinen Einblick in die von ihm kuratierte aktuelle Ausstellung "O'clock" im Triennale-Design-Museum in Mailand. Uhren aber spielen nur in seiner ersten Schau eine Rolle. Was künftig in der Galerie an Designart zu sehen sein wird, zeigen weitere Stücke. "Light Blubs" etwa mutet wie das geschmolzene Inventar eines Büros an, eine Gelenklampe, aus der ein großer gläserner Lampenschirm auf den Schreibtisch tropft (Pieke Bergmans). Und wer nicht weiß, wohin sich setzen, sollte zu einer Art Doppelstuhl greifen, ein Zwitter aus zwei in sich verschränkten und übereinandergelagerten Stuhlklassikern (Silvia Knüppel).

Programmatisch setzt van Rossem auf hierzulande noch unbekannte Objekte und ungehörte Namen. Hamburger Designer stellen bei ihm die Minderheit, europäisches Design aus Spanien über Holland bis Polen die Mehrheit.

"How Long Is Now?" bis 24.12., Lazy Dog Gallery, Wexstraße 28, Mi-Fr 17.30-20.30, Sa 11.00-16.00; www.lazydog-gallery.com