Werke des lettischen Malers Erik Apalais sind noch bis Juli in der Galerie der Woche von Vera Munro zu sehen

Galerie Vera Munro. Schwarz wie die Finsternis des Nichts, grün wie eine Schultafel oder lichtdurchbrochen blau wie das heitere Meer im Sonnenschein: Der lettische Maler Eriks Apalais bevorzugt die monochromen Untergründe. Oft zeigt er sie in strenger Einfarbigkeit, manchmal auch durchzogen von Tönen und Nuancen. Ein Farbmaler ist Apalais also auf den ersten Blick, wären da nicht jene flottierenden Zeichen und Buchstaben, die seine Gemälde durchkreuzen wie gravitätslose Fremdkörper das Weltall. Noch bis zum 22. Juli sind seine Werke in der Galerie Vera Munro ausgestellt.

Begeistert von Apalais' Bilder-Kosmos zeigte sich Anfang dieses Jahres die Jury für die Vergabe des Karl-H.-Ditze-Preises an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Dem Künstler sprach sie den ersten Preis zu. "Wie aus einer fernen, teilweise kindlichen Erfahrungswelt" erschienen der Jury die Chiffren in seinen Gemälden und "offen für verschiedene Lesarten".

Offen sind sie in der Tat, keineswegs aber leicht zu dechiffrieren, auch wenn es gelegentlich so aussieht. Zieht da nicht ein Schnürstiefel, von unten, von der Sohle aus gesehen, seine kosmischen Bahnen? Oder das Zeichen der Unendlichkeit, das man aber ebenso als die Struktur eines Chromosoms lesen kann? Dann ein Baum, ein Stamm, gebrochen in einen großen und einen kleinen Teil. Ein Buchstabe, ein Kreis, vielleicht ein ovaler Mond. Eine diffuse Wolke, die an mittelalterliche Schöpfungsdarstellungen der Erde erinnert.

Auch wenn Apalais diese Zeichen spärlich und sehr konzentriert setzt: Als assoziationsschwanger erweisen sie sich in jedem seiner Bilder, nicht aber als eins zu eins übersetzbar. Ein wenig, so kann man denken, mag in diesen Zeichen vielleicht auch Eriks Apalais' lettische Herkunft aufblitzen.

Was der Künstler hier vor den Augen seines Publikums aufschlägt, ist eine Art inneres Buch, die Seiten einer Subjektivität, auf deren Spuren er sich begibt. Auf die Frage "Warum überhaupt Kunst?", antwortet der Künstler: "Kunstmachen ist wie das Erlernen einer Sprache, wie das Äußern von Worten, und sie tatsächlich zu meinen, wenn man sie ausspricht." Worte, die Apalais im Subjekt selbst sucht und sich dabei auf zwei hochrangige Autoritäten beruft: auf die autobiografischen "Bekenntnisse" des Kirchenvaters Augustinus sowie auf Filme des russischen Regisseurs Andrei Tarkowski.

Im Werk beider findet der Künstler eine Geistesverwandtschaft zu seinen Bildern, eine Verwandtschaft zu dem Blick nach innen und der Suche nach einem subjektiven Terrain, das seine eigene Raum-Zeit, seine Erinnerung und Sprache kennt.

Von weit entfernt erinnern Erik Apalais' Bilder dabei manchmal auch an Schautafeln, an Modelle, die versuchen, tiefer liegende, immaterielle und unsichtbare Wirklichkeiten für die Betrachter anschaulich zu machen.

Erik Apalais: Confessions Galerie Vera Munro, bis 22. Juli, Heilwigstraße 64, geöffnet Di-Fr 9.00-18.00, Sa 11.00-14.00, T. 040/47 47 46; Internet: www.veramunro.de