Die amorphen Körper des Hamburger Künstlers Stefan Sandrock sind in der Galerie der Woche Power zu sehen

Power Galerie. Sie ist schon eine haarige Angelegenheit, die Kunst des Hamburgers Stefan Sandrock. Die amorphen Körper seiner Skulpturen und Zeichnungen sind von Bärten, Haarinseln, Haarbüscheln bedeckt oder von Haarkränzen umsäumt. Als hätte sich da etwas verwachsen. Und entstanden sind organische Knäuel, aus dem jetzt Haare sprießen. Ein bisschen unheimlich und surreal.

Doch präsentiert hier in der Power Galerie, nahe der U-Bahn-Station Meßberg gelegen, kein moderner Weltenerschaffer seine waghalsigen Schöpfungsexperimente. Vielmehr fragt der Künstler nach dem unentschiedenen Prozess der Schöpfung, wenn die Form noch nicht so recht weiß, wohin sie will. Oder wenn die Handschrift des Schöpfers von Dunkelheit umgeben ist - wie es der Titel der Schau "Die verborgene Hand" suggeriert.

Während die Altvorderen die Schöpfung um Mischwesen und -formen aus Pferd, Mensch, Vogel oder Raubtier bereicherten, spekuliert Sandrock mit seinen Bildern auf eine Art kreativen Schwebezustand. Auf Körper, die es mehr in sich, manchmal auch außer sich haben. Wohl geformte Finger, Hände, Gesichtszüge, sogar kantige Linien tauchen an der Oberfläche seiner amorphen Gebilde auf. Neben den stets sprießenden Haaren entwachsen ihnen verschränkte Gliedmaßen oder gespenstisch dreinblickende Vierbeiner. Geradezu als ob sich da einige Körperzellen ausbilden konnten, die meisten aber im Zustand der Nicht-Entwicklung verharren.

René Magritte (1898-1967) kommt einem in den Sinn, sein bekanntes Bild des Pyrenäenschlosses, ein massiver, schwebender Felsen über der Meeresbrandung. Auch Sandrocks Artefakten wohnt etwas von solch gravitätsloser Masse inne. Sie widerstehen der Anziehungskraft von Form- und Sinngebung. Wie unförmige Asteroiden umkreisen sie die Sinnsuchenden, die vergeblich nach ihrer endgültigen Gestalt fragen. Vielleicht erreichen Sandrocks Gebilde damit die "Loslösung vom zwanghaften Sinnfinden und Sinnstiften", wie es ein begleitender Text vorschlägt. Am besten gelingt ihm dies in leichten, nahezu schwerelosen Blättern, weißen Kartons, in denen er mit einem Seziermesser kleine Öffnungen schneidet, die sich wie Fell entlang einer imaginären Strömung bewegen.

Mehr Kunst präsentieren Kai Erdmann und Felix Karolus, Inhaber der im November eröffneten Galerie im Kontorhausviertel, in einem ausgedienten Tresor. In dem kleinen, begehbaren Raum füllen sich die Wände mit Bildern, denen allen der Hang zum Dunklen, Schrägen, immer ein wenig Abwegigen und Surrealen gemein ist.

Die meisten ihrer Schöpfer stammen aus Berlin oder Frankfurt. Dort bekannt, hierzulande kaum. Das soll sich aber spätestens im Herbst mit der großen Gruppenausstellung "Frankfurter Applaus" ändern. Stefan Sandrock, Absolvent der Hochschule für bildende Künste, ist der erste Hamburger Künstler, der in der Power Galerie ausstellt.

Stefan Sandrock: "Die verborgene Hand" bis 1.7., Mi-Fr 15.00-18.00, Sa 12.00-15.00 und nach Vereinbarung, Power Galerie (U Meßberg), Hopfensack 14, Infos/Anmeldung: T. 0177 / 779 13 88 und 32 52 73 10