Nach der schneeweißen Pracht droht nun reichlich Dreck. Der Winter stellt die Stadtreinigung in der Hansestadt Hamburg vor große Probleme.

Hamburg. Der lange Winter droht, Hamburg in eine schwarze Schmutzlandschaft zu verwandeln. Denn die Straßenreinigung der Hansestadt steht jetzt auch vor einem Salz-Engpass - nun müssen andere Mittel zum Einsatz kommen. Eine saubere Sache wird das nicht werden. Denn ist das Salz verstreut, landen Unmengen von schwarzem Granulat auf unseren Straßen. Statt 300 Tonnnen Salz sind es 2000 Tonnen Granulat bei jeder Streuaktion.

Besonders übel: Das Granulat wird nicht wie das Salz weggeschwemmt, sondern bleibt auf den Straßen und Wegen liegen. "Wir haben noch 700 Tonnen im Lager, das eigentlich 120.000 Tonnen fasst", sagt Reinhold Fiedler, Sprecher der Stadtreinigung. Die 700 Tonnen reichen noch für bis zu drei "Streudurchgänge" - und diese könnten auch an einem Tag nötig sein. Wenn der Salzvorrat weiter schrumpft, werden die Salzreste mit Sand gemischt. Fiedler: "Danach müssen wir Granulat einsetzen."

Und im Gegensatz zum Salz muss die Stadtreinigung das Granulat wieder aufkehren. "Das ist in Hamburg schwer, weil die Straßen meist von Autos zugeparkt sind", sagt Fiedler. Die Stadtreinigung erwartet, dass der gesamte Winterdienst in dieser Saison doppelt so teuer wird wie üblich. Die Stadt Hamburg zahlt der Stadtreinigung für einen durchschnittlichen Winter 6,9 Millionen Euro. Fiedler: "Dieser Winter kostet uns mindestens zehn Millionen." Grund der Misere: Ein Salzfrachter, der eigentlich schon in Hamburg sein sollte, ist erst jetzt in Marokko losgefahren. "Und auch ein zweites Salzschiff aus Chile erwarten wir erst am 10. Februar." Der Preis für Streusalz habe sich auf 200 Euro pro Tonne verfünffacht. "Zwei Mitarbeiter sind nur damit beschäftigt, Salz einzukaufen; doch zurzeit gibt es dies für kein Geld der Welt", sagt Fiedler.

Alstereisvergnügen: Die Hoffnung schmilzt

Nur noch 15 Zentimeter Kerneis hat die Umweltbehörde gestern gemessen. In der vergangenen Woche waren es noch bis zu 18 Zentimeter. Dass es die geforderten 20 bis zum Wochenende werden können, sei unwahrscheinlich, sagt Behördensprecher Volker Dumann. Das Betreten des Eises ist noch nicht verboten. "Weil sich aber Pfützen bilden, raten wir zu besonderer Vorsicht, denn man kann das Eis nicht mehr gut sehen und leicht ausrutschen!"

Ist der Winter jetzt zu Ende? Es wird matschig!

Das knackig kalte Wetter hat sich erst mal von uns verabschiedet. In den kommenden Tagen liegen die Tagestemperaturen leicht über dem Gefrierpunkt. Es taut. Nur in den Nächten kann es bis zu sieben Grad unter Null werden. Für den heutigen Tag erwartet der Deutsche Wetterdienst in Hamburg stärkeren Schneefall und Matsch. "Der Schneefall kann sich in Regen verwandeln" sagt Diplommeteorologe Manno Peters.

Achtung Autofahrer: Kurze Strecken werden teuer

Autofahrer müssen in diesem Winter tiefer in die Tasche greifen. Bis zu 15 Prozent mehr verbraucht ein normaler Pkw bei Temperaturen um null Grad. "Allein der Betrieb der Standheizung hebt den Verbrauch um 0,2 bis 0,5 Liter an", sagt ADAC-Verkehrsexperte Carsten Willms (39). Hinzu kämen Kosten für die Autopflege. Gegen Salzfraß sollte das Auto mindestens alle 14 Tage in die Waschanlage, so Willms. Teuer wird es in diesem Winter auch für den ADAC selbst. Während die 107 "gelben Engel" an normalen Tagen durchschnittlich 1000 Einsätze fahren, sind es in diesem Winter allein in Hamburg im Schnitt 3300 Pannenhilfen pro Tag. Im Raum Norddeutschland waren es allein am Sonntag 6000 Einsätze.

Streugut fast ausverkauft. Da hilft nur Katzenstreu!

Viele Hamburger beklagen sich, dass es kein Streugut mehr in den Baumärkten gibt. Alternativen sind nach Auskunft der Stadtreinigung auch frisches Katzenstreu oder Sägespäne, die man in Tierfachmärkten kaufen kann. Stadtreinigungs-Sprecher Reinhard Fiedler: "In Baumärkten erhält man auch Spielsand, der für Sandkisten gedacht ist, aber auch zum Streuen von Wegen verwendet werden kann."

Tückische Schlaglöcher werden notdürftig geflickt

Die Bezirke füllen besonders tückische Schlaglöcher mit Kaltasphalt. Das hält zwar nicht lange, verhindert jedoch Schäden an Autos. "Die Wegewarte der Bauabteilungen oder die Polizei melden uns die Schäden", sagt Christiane Kuhrt, Sprecherin des Bezirks Wandsbek. Auch Bürger können Schäden online melden: http://www.hamburg.de/online-wegewart/94596/kontakt.html

Bis zu 20 Prozent mehr Heizkosten

Wer es in diesem Winter in seinem Haus oder seiner Wohnung gern mollig warm haben möchte, zahlt auf jeden Fall drauf. "Für ein Grad mehr Raumtemperatur muss man in einer 60 bis 80 Quadratmeter großen, durchschnittlich gedämmten Wohnung mit sechs Prozent mehr Kosten rechnen", sagt Eckard Pahlke (67) vom Mieterverein zu Hamburg. Das seien im Schnitt Mehrkosten von etwa zwei Euro am Tag. Ob Gas, Strom oder Öl - teurer wird es bei allen Energieträgern. Bei dem strengen Dauerfrost und Minuswerten unter zehn Grad hätten Ölheizungen ziemlich genau das Doppelte verbraucht wie an normalen Wintertagen. Insgesamt rechnet Pahlke mit bis zu 20 Prozent mehr Heizkosten für den Verbraucher. Sein Rat: Die Quittung bei der Heizungsablesung mit der Abrechnung des Vorjahres vergleichen. Wenn der Mieter meint, die Rechnung ist überhöht, sollte er nicht unterschreiben.


ADAC fordert Sofortmaßnahme für Straßensanierung

Die kalte Witterung hat laut ADAC bisher vor allem an den Asphaltdecken der Hauptverkehrsachsen genagt. Denn während der Schnee in den Nebenstraßen zumeist liegen gelassen wurde, ist auf den wichtigen Straßen der Stadt Salz gestreut worden. Der Schnee ist geschmolzen, Wasser konnte in die kleinen Risse und Unebenheiten der Straßenbeläge eindringen und sie bei Frost auseinandersprengen. Für Autofahrer seien die Krater zwar nicht gefährlich, sagt Verkehrsexperte Carsten Willms. Für Motorradfahrer aber könnten Schlaglöcher zur Todesfalle werden.19 Millionen Euro hat der Senat in diesem Jahr für den Erhalt der 4000 Kilometer Straße zur Verfügung gestellt. Notwendig aber sei laut Willms das Dreifache. "Die Stadt muss 60 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um die Straßen zu erhalten. Sonst wird es irgendwann richtig teuer."

Flughafen: Zehnmal am Tag wird hier geräumt

Dass dieser Winter auf jeden Fall teuer wird, weiß auch Flughafensprecherin Stefanie Harder. Genaue Zahlen über die Kosten gebe es allerdings noch nicht. "Allein 28 Mitarbeiter sind im Winterdienst eingesetzt, bei Schnee und Eis sind mindestens zwölf Mitarbeiter pro Schicht allein für die Flugbetriebsflächen notwendig", so Harder. Angesichts der ungünstigen Wetterbedingungen müssten die beiden Bahnen acht- bis zehnmal pro Tag von Schnee und Eis befreit werden.

Zu den Start- und Landebahnen kommen noch 481 000 Quadratmeter Vorfeldfläche und 25 Kilometer Betriebs- und Versorgungsstraßen, Gehwege und Parkflächen hinzu. Außerdem waren in den vergangenen Wochen allein acht Fahrzeuge und 50 Mitarbeiter für die Enteisung von Flugzeugen eingesetzt.

Kälte macht erfinderisch: Gottesdienst in Gemeindehaus

Um Heizkosten zu sparen, hat die Kirchengemeinde St. Lucas Fuhlsbüttel ihren Gottesdienst ins Gemeindehaus verlegt. Sechs Wochen lang soll die Kirche unbeheizt bleiben. Kirchenvorstandsmitglied Petra Roedenbeck-Wachsmann rechnet mit einer Ersparnis von rund 600 Euro.