Ich gebe zu, ein besonderes Verhältnis zu Wörtern zu haben. Dazu gehören auch die, die schon lange dem Verniedlichungsdrang unterworfen sind. Ich meide sie, weil sie für mich Zeichen einer Verkindlichung sind, die auch vor Erwachsenen nicht halt macht.

Gang und gäbe ist der Begriff Schnäppchen. Hat doch was von Häppchen, von denen wir unseren Kleinstkindern erzählen. Iss mal noch ein Häppchen. Kauf doch noch ein Schnäppchen. Schnapp dir eins. Mit dem Kuscheln verhält es sich ähnlich. Wir lesen das Wort in allen Zusammenhängen - von Kaschmirschal bis Wohlfühlwochenende.

Kuscheln kommt auch aus dem Eltern-Kind-Bereich. Zu schön, so ein Sonntag-Morgen-Kuscheln in der Familie, aber was hat das Wort in einem Katalog für Luxus-Bettwaren (Kuschelnackenkissen) oder im Hochglanz-Magazin für die Pariser Sommerkollektion (Kuschelseide) zu suchen? Da sollen wir bitte reinschnuppern, sagen uns clevere Marketingexperten. Ist das nicht den niedlichen häuslichen Vierbeinern vorbehalten? Warum spricht man so mit uns, die wir doch einfach und erwachsen entscheiden können, in die Stadt zu gehen und dort in den verschiedenen Geschäften nach besonderen Angeboten zu schauen, zum Beispiel nach einer Bettdecke, unter der wir uns gut fühlen werden. Alles besser als Reinschnuppern und nach Kuschelschnäppchen suchen.