Auch außerhalb der Hauptverkehrszeiten fahren in den S-Bahnen mehrere Fahrgäste. Zwei oder drei sitzen fast immer etwas näher zusammen. Aber meistens nehmen sie sich nur oberflächlich oder überhaupt nicht zur Kenntnis. Es sei denn, einige kritische Umstände treffen zusammen.

Das könnte zum Beispiel ein sonniger warmer Großstadt-Tag sein, an dem zumindest zwei Fahrgäste mit völlig unterschiedlichen physischen und psychischen Veranlagungen an einem Fenster sitzen. Das Fenster müsste über eine obere Klappe verfügen, die sich öffnen und schließen lässt. Das wären die Grundvoraussetzungen, die es ermöglichen, dass zumindest diese zwei Fahrgäste sich gegenseitig zur Kenntnis nehmen.

Oder dass sie sogar Kontakt zueinander aufnehmen. Jetzt braucht sich nur einer der Fahrgäste zu erheben, um die geschlossene Fensterklappe zu öffnen oder aber auch die geöffnete zu schließen. Eins von beiden, Zugluft oder Mief, alles andere ist unwichtig.

Der andere Fahrgast wird auf jeden Fall diese Veränderung heftig beanstanden. Sofort wird sich ein Disput zwischen dem Befürworter der geschlossenen und dem Befürworter der geöffneten Fensterklappe entwickeln.

Dieser Disput kann zum verbissenen Zweikampf mit gnadenlosen Verbal-Attacken und flammenden Wortgefechten eskalieren. Häufig schaffen es die Gegner in kurzer Zeit aus den unfreiwilligen Zuhörern zwei Gruppen zu bilden, die Partei ergreifen. Bei der nächsten Station wird meistens einer der Duellanten aussteigen. Aber beide scheinen sich wohl als Sieger zu fühlen, beim Streit um Mief oder Zug im Zug.