Eine Glosse von Marcel Baukloh

Es gibt wohl wenige Domänen, die heutzutage noch so von Männern beherrscht werden, wie der Baumarkt. Massen von Gelegenheitshandwerkern hasten derzeit vor allem am Wochenende gerne in farbbeklecksten Hosen, karierten Hemden und mit einem Zollstock bewaffnet durch die weiten und hohen Gänge, fachsimpeln ausufernd mit dem Personal vor den Regalen über Maße, Formen und Anwendungen. Meine Wenigkeit verspürt aufgrund fehlender handwerklicher Gene keine Faszination für diese Art von maskulinem Shopping - im Gegensatz zu meiner Frau. Daher sind bei uns im Haus die Rollen auch klar vergeben. Ist bei uns die Bohrmaschine im Einsatz, bin ich derjenige, der den Staubsauger in der Hand hält, um den rieselnden Putz zu entfernen.

Da meine Begabung fürs Schrauben, Sägen, Hämmern oder Bohren gegen Null tendiert, kommt ein freiwilliger Besuch von mir im Baumarkt gefühlt so häufig vor wie der Gewinn der Deutschen Fußball-Meisterschaft des Hamburger SV. Neulich musste ich aber mit. Meine bessere Hälfte benötigte eine Hilfskraft zum Verladen und Transportieren von schweren und sperrigen Gegenständen.

Überraschenderweise verlief das Intermezzo für mich ohne Komplikationen - fast jedenfalls. Zwischendurch hatte ich meine Frau samt beratendem Sachbearbeiter in den Tiefen des Baumarktes verloren, weil es mit dem voll beladenen Einkaufswagen einfach nicht möglich war, den beiden bei ihrer Suche durch das ganze Geschäft nach der ultimativen, einzig passenden und vor allem günstigsten Dichtung für unsere schon aufgeladene Regentonne zu folgen.

Meine Eingebung, den Wagen stehen zu lassen und ohne "Gepäck" den Spuren meiner Frau zu folgen, erwies sich eher als kontraproduktiv. Zwar hatte ich sie irgendwann gefunden, dafür suchte ich danach nach dem abgestellten Wagen. Der hatte sich einfach aus dem Staub gemacht und war in einem dieser immer gleich aussehenden Gänge verschwunden. Wenigstens wusste ich während meiner minutenlangen Suche, wo ich später meine bessere Hälfte finden werde: Kopfschüttelnd an der Kasse wartend mit einer für die Rettung des Shopping-Wochenendes so wichtigen Dichtung in der Hand.