Gabriele Löschper fordert, dass Ergebnisse schon bald beschlossen werden. Über Milliardenprojekte dürfe nicht nur geredet werden.

Hamburg. Wenige Stunden vor ihrem Amtsantritt ging Professor Gabriele Löschper an schwarzen Löchern vorbei. Eine Bilderserie im Haus des Gastgebers, des Investmentbankers Claus Grossner an der Elbchaussee, die Zoombilder Erde zeigt, vom blauen Globus im Kosmos bis zur Hautzelle eines Erdenbürgers. Impressionen der Wissenschaft, die daran erinnern: Gut ausgestattet, vermögen Forscher kleinste Teilchen zu untersuchen, ohne Unterstützung bleibt ein oberflächlicher Blick. Oder eben nichts.

Vielleicht entschloss sich Gabriele Löschper, seit gestern kommissarische Nachfolgerin der in Ungnade gefallenen Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz, bereits an diesem Vorabend vor der vornehmen Gesellschaft Hamburger Spitzenwissenschaftler zur ersten Amtshandlung. Wohl um am Ende nicht mit leeren Händen dazustehen, forderte sie das Ende der Debatten um Umzüge und Neubauten der Uni. "Es ist gut, die Diskussion um die bauliche Zukunft der Universität zu führen, genauso wichtig ist aber auch, diese zeitlich zu begrenzen. Wir würden es begrüßen, wenn man sich auf einen Zeitpunkt einigt, zu dem Ergebnisse beschlossen werden", sagte Löschper. Ein Appell an Bürgerschaft und Wissenschaftsbehörde, anstatt über Milliardenprojekte nur zu sprechen, sich zu einem Zukunftsmodell zu bekennen. Löschper betonte: "Debatten müssen zu Ende geführt werden, damit ungeklärte Probleme nicht immer wieder auftauchen, aber für die Universität ist eine zeitnahe Perspektive wichtig."

Gestern, beim offiziellen Amtsantritt, stellten auch alle sechs Dekane eine zügige Entwicklung in Aussicht - vier von ihnen hatten zuvor das Amtsende der ehemaligen Präsidentin vorangetrieben. Der gemeinsam erarbeitete Strukturentwicklungsplan Step werde wie verabredet auf den Weg gebracht. "Wir erleben eine wieder belebte Diskussionskultur, auch bei der Mittelverteilung, das ist eine positive Entwicklung", sagte Karl Dieter Schuck, Chef der Fakultät für Erziehungswissenschaften, Psychologien und Sport. Gerade in seinen Reihen hatte es Kritik an einem Abbau von Professorenstellen und einer "Zweckentfremdung" von Studiengebühren gehagelt. Deutlich wurde aber auch hier: Die Universität wünscht sich mehr Unterstützung von der Stadt. "Es kneift an allen Ecken und Enden", sagte Vizepräsident Holger Fischer.

Gabriele Löschper hat also viel vor, bis Vizepräsident Hans Siegfried Stiehl sie am 1. Januar 2010 turnusmäßig ablöst. Derzeit berät der Akademische Senat darüber, wie langfristig ein Nachfolger zu finden ist.

Der Kommunikationsstil der nun amtierenden Präsidentin gilt als verträglicher als der ihrer Vorgängerin. Vielleicht hat sich die ehemalige Vizepräsidentin und Psychologin diese Sensibilität während ihrer wissenschaftlichen Arbeiten angeeignet, etwa über "Aggressionen im Straßenverkehr". Ein Thema, das zudem für viele verständlicher klingt als die Raketenforschungen der Auweter-Kurtz.

Es herrscht also wieder Aufbruchstimmung an der Universität. Auch in der Villa des Investmentbankers Grossner wurde deutlich: Mit Nanotechnologie und Teilchenforschung bietet die Hansestadt bereits Weltklasse. Ein oft gesagter Satz: "Hamburgs Wissenschaft hat großes Potenzial."