Viele Hausbesitzer und Mieter müssen mit 20 Prozent höheren Heizkosten rechnen. Der Winter in Hamburg war bisher noch nie so teuer.

Hamburg. Dieser Winter kommt Hamburg teuer zu stehen. "Wir hatten 2010 zwei ungewöhnlich kalte Wetterperioden", sagt Reinhard Fiedler, Sprecher der Stadtreinigung. "Auf das Kalenderjahr bezogen wird es der teuerste Winter, seit es die Stadtreinigung Hamburg gibt." Allein die Wintersaison 2009/2010 habe den Räumdienst zehn Millionen Euro gekostet. "Wenn das jetzt mit den Minusgraden und dem Schnee so weitergeht, wird der Betrag in dieser Saison noch getoppt." Bislang wurden bereits knapp 10.000 Tonnen Streusalz ausgefahren - ein Drittel der Menge, die in der gesamten vergangenen Wintersaison verbraucht wurde.

Auch der Mieterverein Mieter helfen Mietern (MhM) rechnet mit einem Rekordwinter. "Wir fürchten, dass auf die Mieter sehr hohe Heizkostennachzahlungen zukommen werden", sagt Marc Meyer von MhM. Es werde der kostspieligste Winter seit Langem, vermutet auch Eckard Pahlke, Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg.

Hausbesitzer und Bewohner von Mietwohnungen müssen sich auf rund 20 Prozent höhere Heizkosten als in normalen Jahren einstellen. "Die meisten Hamburger haben spätestens im Oktober die Heizkörper angestellt, um in ihren vier Wänden nicht zu frösteln", sagt Heinrich Stüven, Vorsitzender des Grundeigentümer-Verbands Hamburg. "Bei den Abrechnungen werden sich bestimmt einige erschrecken."

Vor allem die Menschen, die in schlecht isolierten Häusern aus den 50er- und 60er-Jahren leben, müssten viel Geld nachzahlen, sagt Marc Meyer von MhM. "Bei einer dreiköpfigen Familie können schnell 500 Euro an Heizkosten dazukommen." Besonders hart werde es die treffen, die ohnehin jeden Cent umdrehen müssten.

Hartz-IV-Empfänger müssen allerdings keine Nachzahlung fürchten. "Die Heizkosten werden voll übernommen", sagt Beate Chmielewski, Sprecherin von team.arbeit.hamburg. Die Auszahlung erfolge aus kommunalen Mitteln und durch die Jobcenter.

Zusätzliche Heizkosten muss die Stadt auch für die Tausenden öffentlichen Gebäude tragen. Dazu zählen etwa die rund 400 Schulen, von denen viele alt und sanierungsbedürftig sind - und deshalb besonders stark beheizt werden müssen. Was dies die Stadt am Ende kosten wird, sei derzeit noch nicht abzuschätzen, sagt Volker Dumann, Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.

Aber es gibt auch Gewinner des strengen Winters - vor allem die Energieversorger. Vattenfall zum Beispiel verzeichnet 2010 einen Rekord beim Fernwärmeabsatz. "Wir haben schon jetzt zehn Prozent mehr Fernwärme an die 438 000 Wohneinheiten geliefert als im Vorjahr", sagt Vattenfall-Sprecher Stefan Kleimeier. 4,22 Millionen Megawattstunden wurden 2010 bislang ins 800 Kilometer lange Hamburger Fernwärmenetz gepumpt. Grund für den Rekord-Absatz seien der frühe Wintereinbruch im November und die besonders kalten Monate Januar und Februar. Auch die Sanitärinstallateure profitieren. Immer wieder werden sie zu Heizungsschäden und Wasserrohrbrüchen gerufen. Innungsobermeister Fritz Schellhorn: "Wir sind seit Wochen im Dauereinsatz."

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