Schnee und Eisregen blockieren Straßen und Bahnstrecken. Die Bahn bedauert die Unannehmlichkeiten und gibt ihr Bestes.

Hamburg/Berlin. So haben sich viele Reisende ihren Start in das diesjährige Weihnachtsfest nicht vortgestellt: Schnee und Eis sorgten an Heiligabend teilweise für ein Verkehrschaos. Betroffen war insbesondere der Norden des Landes, wo Bahnstrecken und Straßen blockiert waren. Aber auch in anderen Bundesländern kam es durch Neuschnee oder Eisglätte zu Unfällen und Behinderungen.

Die wichtige Bahnstrecke Hannover-Berlin musste in der Nacht stundenlang gesperrt werden. Rund 725 Fahrgäste in fünf Fernverkehrszügen saßen dadurch fest und mussten über mehrere Stunden auf die Weiterfahrt warten, wie die Bahn am Freitag mitteilte. Grund für die Sperrung waren Oberleitungsschäden aufgrund von Eisregen. Am Nachmittag teilte die Bahn mit, dass die Strecke zwischen Magdeburg und Hannover gesperrt wurde. Die Züge müssten umgeleitet werden. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) werde über die aktuelle Lage ständig informiert, sagte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage.

Auch die Bahnstrecke Hamburg-Hannover musste am Heiligabend wegen mehrerer umgeknickter Bäume zwischen Lüneburg und Uelzen vorübergehend gesperrt werden. Der Fernverkehr wurde nach Bahnangaben über Rotenburg umgeleitet. Bis zu eineinhalb Meter hoher Schnee zwang die Nordwestbahn, den Verkehr auf der Strecke Wilhelmshaven-Esens zeitweise einzustellen.

Zwischen Berlin und Hannover hatte einsetzender Eisregen gegen 00.20 Uhr einen IC-Zug bei Stendal zum Anhalten gezwungen. Vier weitere ICE mussten ebenfalls auf freier Strecke ihre Fahrt von oder nach Berlin unterbrechen. In allen Zügen sei die Versorgung mit Strom und Heizung gewährleistet gewesen, teilte die Bahn mit. Zudem seien Speisen und Getränke an die Fahrgäste ausgegeben worden.

Die Bahn hatte in Absprache mit dem Technischen Hilfswerk (THW) entschieden, „aufgrund der extremen Vereisung auf den Straßen“, die Fahrgäste nicht über die Straße weiterzutransportieren. Für einen Weitertransport hätten wegen der gefährlichen Straßenverhältnisse keine Busse oder Taxis zur Verfügung gestanden.

Die fünf stehenden Züge konnten in den frühen Morgenstunden laut Bahn aus eigener Kraft oder mithilfe von Schlepploks zunächst ihre Fahrt fortsetzen. Aufgrund weiterer Eisbildung und Schneeverwehungen im Norden und Osten komme es allerdings immer noch zu teilweise erheblichen Verspätungen und einzelnen Ausfällen, teilte die Bahn weiter mit. In einem City-Night-Line-Zug auf der Strecke erlitt ein Fahrgast den Angaben zufolge einen Schwächeanfall.

Auf dem Berliner Hauptbahnhof konnte ein ICE am Vormittag zunächst nicht losfahren, weil er „rappelvoll“ war und an den Türen weitere Wartende standen, wie Augenzeugen berichteten. Die Fahrgäste seien an Bord aufgefordert worden, freiwillig auszusteigen. Als Belohnung wurden ihnen Reisegutscheine versprochen.

Am Nachmittag teilte die Bahn mit, dass die Bahnstrecke Hannover-Berlin wieder in beiden Richtungen befahrbar sei. Allerdings komme es noch zu erheblichen Verspätungen, sagte ein Sprecher. Das Unternehmen kündigte an, den in der Nacht betroffenen Passagieren die kompletten Fahrtkosten zu erstatten und bot darüber hinaus eine zusätzliche Kulanzzahlung von 250 Euro an. Aktuelle Informationen zu Verspätungen und Ausfällen gibt es rund um die Uhr unter der kostenlosen Service-Nummer 08000 99 66 33 und unter bahn.de/aktuell.

Die Deutsche Bahn bedauerte die Beeinträchtigungen. Gegen dieses Naturphänomen seien allerdings kaum Gegenmaßnahmen möglich. Man sei weiterhin intensiv bemüht, alle Strecken schnellstmöglich freizuräumen. In Mecklenburg-Vorpommern führten Neuschnee von bis zu 25 Zentimetern und teils meterhohe Schneeverwehungen an Heiligabend zu Straßensperrungen. Dutzende Bäume brachen unter der Last der Schneemassen zusammen und blockierten zeitweise Bundes- und Landesstraßen, wie die Polizei mitteilte. Zu schweren Unfällen kam es nach Angaben des Lagezentrums in Schwerin zunächst aber nicht. Teile von Rügen waren von der Außenwelt abgeschnitten.

Mehrere tausend Menschen in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen mussten Heiligabend vermutlich im Dunklen verbringen. Wie der Energieversorger E.ON-Avacon am Freitag mitteilte, hatten starke Schneefälle und Eisregen bereits seit Donnerstag zu einem flächendeckenden Ausfall der Stromversorgung in der Altmark und in der Region um Lüchow-Dannenberg geführt. Betroffen seien etwa 20 Trafostationen, von denen aus mehrere tausend Haushalte mit Strom versorgt würden. Ob bis zum Abend alle Haushalte wieder mit Strom versorgt werden könnten, war zunächst unklar.

Der Verkehr in Nordrhein-Westfalen wurde durch neue Schneefälle von bis zu 20 Zentimetern teilweise lahmgelegt. Der Düsseldorfer Flughafen war wegen der Schneefälle am Freitag mehrere Stunden lang gesperrt. Busse und Straßenbahnen fuhren in zahlreichen Städten gar nicht oder nur eingeschränkt. In der Landeshauptstadt Düsseldorf kam der öffentliche Personennahverkehr weitgehend zum Erliegen.

In Münster stürzte aufgrund der Schneemassen das Dach einer Sporthalle ein. Nach Angaben der Polizei wurde niemand verletzt. Aufgrund der starken Schneefälle hat auch die Stadt Aachen ihre Bürger vor der Gefahr einstürzender Dächer gewarnt. Auch in anderen Bundesländern behinderten Schnee und Eis den Verkehr. Wie die Polizei mitteilte, waren nahezu alle Regionen Sachsens seit den frühen Morgenstunden von spiegelglatten Fahrbahnen, Schneeverwehungen und Nebel betroffen. In der Folge kam es zu unzähligen Unfällen. Auch in Teilen Brandenburgs und Hessens führte Eisglätte zu vielen Unfällen.

Auf der Autobahn 17 in Sachsen unmittelbar vor dem Grenzübergang zu Tschechien kam es zu einer Massenkarambolage. Mindestens fünf Lkw und sieben Pkw waren nach Polizeiangaben an dem Unfall beteiligt. Der Fahrer eines polnischen Lastzuges wurde nach bislang unbestätigten Angaben bei dem Crash getötet. Die Autobahn war seit dem Morgen in beide Richtungen komplett gesperrt. Die Räumung der ineinander verkeilten Fahrzeuge sollte nach Polizeiangaben noch bis in die Abendstunden hinein andauern.