Die Nordelbische Kirche besetzt das Amt Anfang 2011. Als Reaktion auf die Missbrauchsfälle setzt die Kirche zwei Ombudsfrauen ein.

Hamburg. Nach dem Rücktritt der Hamburger Bischöfin Maria Jepsen wird die Synode der nordelbischen Kirche Anfang 2011 über die Nachfolge entscheiden. "Zunächst wird der Bischofswahlausschuss zusammenkommen und zwei oder drei mögliche Kandidaten benennen", sagte Kirchensprecher Thomas Kärst. Das werde jedoch erst nach den Sommerferien passieren.

Die Rücktrittserklärung im Wortlaut

Der Bischofswahlausschuss setzt sich aus 20 hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kirchenvertretern zusammen. Danach werden die Bewerber sich mit einer Predigt und einem theologischen Vortrag öffentlich vorstellen, später dann wählt die Synode.

Maria Jepsen , 65, war im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen gegen einen Pastor aus Ahrensburg in die Kritik geraten und am vergangenen Freitag zurückgetreten. In Kirchenkreisen gelten drei Hamburger als mögliche Nachfolgekandidaten für Jepsen: Pröpstin Ulrike Murmann, 49, Hauptpastorin von St. Katharinen, Propst Johann Hinrich Claussen, 46, Hauptpastor von St. Nikolai, sowie Karl-Heinrich Melzer, 52, Propst im Kirchenkreis Hamburg-West. Es könnte aber auch bundesweit nach einem Kandidaten oder einer Kandidatin gesucht werden.

Murmann, zuvor Öffentlichkeitsreferentin von Bischöfin Jepsen, ist seit 2004 Hauptpastorin an St. Katharinen und war damit in der Geschichte der Hamburger Hauptkirchen die erste Frau, die dieses Amt ausübte. Gleichzeitig ist sie Pröpstin im Kirchenkreis Alt-Hamburg. Die Mutter von drei Kindern gilt als diszipliniert, zielstrebig und äußerst kommunikativ.

Porträt: Maria Jepsen - die weltweit erste lutherische Bischöfin

Der 1964 in Hamburg geborene Theologe Johann Hinrich Claussen studierte evangelische Theologie in Tübingen, Hamburg und London. Er ist Privatdozent für systematische Theologie an der Uni Hamburg. Der Vater von drei Kindern ist Propst im Kirchenkreis Hamburg-Ost und seit 2007 Hauptpastor an St. Nikolai in Harvestehude.

Propst Karl-Heinz Melzer ist leitender Geistlicher im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein. Der 52-Jährige hat in Kiel Theologie und Geschichte studiert und 1988 mit einer kirchenhistorischen Arbeit promoviert. Zusammen mit seiner Frau und den drei Kindern lebt er in Hamburg-Eidelstedt.

Als Reaktion auf die Missbrauchsfälle setzte die Nordelbische Kirche am Montag zwei Ombudsfrauen ein. Ansprechpartnerin in Schleswig-Holstein wird zum 1. August die Geschäftsführerin im Kieler Institut für Gewaltprävention des Frauennotrufs, Ursula Schele. Für Hamburg übernimmt die Aufgabe die frühere Bürgerschaftsdirektorin Ulrike Stapelfeldt. "Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, die beiden für diese schwierige, aber notwendige Aufgabe zu gewinnen", sagte der Vorsitzende der Kirchenleitung, Bischof Gerhard Ulrich.