Wie Holger Ellermann, Anne Hackmann und ihre Kinder als Staffelläufer beim Marathon die 42,195 Kilometer durch Hamburg bewältigten.

Hamburg. Am Ende war er noch schneller, als seine Mutter gehofft hatte: Der 14-jährige Markus war der Schlussläufer der Familie Ellermann/Hackmann aus Rahlstedt - und schon gegen Mittag längst im Ziel, als der Rest der Familie noch in der voll besetzten U-Bahn steckte. Die Rahlstedter hatten die Gelegenheit genutzt, den Haspa Marathon als Staffel zu laufen. So wie gut 4000 andere Läufer auch.

Erstmalig konnten sich so Familien, Firmen oder auch andere Teams den Marathon teilen. Die Familie hatte sich beim Abendblatt um einen Starterplatz als Familienstaffel beworben - und dann auch noch eine komplette Marathon-Ausrüstung gewonnen.

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Vater Holger Ellermann, 43 Jahre alt und Producer in einem Fernsehstudio, lief die ersten 14,8 Kilometer von der Reeperbahn bis zum Jungfernstieg. Dort zweigte für die Staffelläufer eine Strecke kurz ab zum Wendepunkt. Als Staffel diente ein kleiner Klettband-Laufzeitsender am Schienbein, den Ellermann an seine Frau Anne Hackmann, 46, übergab, die die 10,6 Kilometer bis zur City Nord packen musste. Hier ging der Sender an den jüngsten Läufer der Familie, an den elfjährigen Mathis, der weitere 5,3 Kilometer bis Ohlsdorf absolvierte.

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Dort übernahm Markus dann den Schlusspart über 11,5 Kilometer, die der erfolgreiche Kaderathlet des Hamburger Leichtathletik-Verbandes in weniger als 45 Minuten schaffte. Eigentlich wollte die gesamte Familiencrew, einschließlich der Anfeuerungen von Leni, 6, und Marie 16, dann ihren Markus beim Zieleinlauf begleiten - doch als sie es endlich aus der U-Bahn geschafft hatten, war er eben schon da.

"Insgesamt kamen wir daher auf eine Zeit von weniger als 3:30", sagt Anne Hackmann. Für die Familie ein tolles Ergebnis, wie sie sagt. Denn eigentlich sind die Eltern reine Freizeitläufer, joggen vielleicht sechs Kilometer zwei-, dreimal in der Woche durch den Volksdorfer Wald. Die beiden Jungs hingegen sind schnelle Läufer und erfolgreiche Leichtathleten. "Das hat uns animiert, sonst wären wir den Marathon wohl nicht gelaufen", sagt Anne Hackmann. Bereut habe sie es nicht: Ganz anders als bei einsamen Waldläufen sorgte ein freundliches Publikum an der Strecke für Schub.

Zuschauer spendeten auch den Langsamen am Ende des Feldes Applaus. Von Balkonen klangen vielerorts Sambarhythmen. Und die Vornamen auf den Starnummern trugen zu anspornender Vertrautheit zwischen Läufern und Zuschauern bei. "Die haben mich mit 'Anne, Anne' angefeuert - das war super", sagt Anne Hackmann.

Und wie war diese neue Staffelordnung für die anderen Läufer? Peter Uhl etwa, ein ambitionierter Marathonläufer aus Buxtehude, hatte für sich eine Zeit von weniger als 3:30 angepeilt. Irritierte es dann nicht, wenn plötzlich auf den letzen Kilometern ein frischer Staffelläufer vorbeizieht? "Nein überhaupt nicht", sagt Uhl. Zu einem könne man an den blau unterlegten Startnummern erkennen, wer Staffel- oder wer Einzelläufer ist. Und überhaupt, es sei doch schön, wenn mehr Menschen so zum Laufen gebracht würden, sagt er. Und so ganz neu ist der Staffellauf beim mittlerweile 27. Hamburg-Marathon auch nicht: Seit 26 Jahren schon laufen dort Helfer der Kinderkrebsstiftung Phönikks mit, meist eben auch in Teilstrecken, um sich abzulösen.

Mit Eimern sammeln die Phönikks-Läufer unterwegs bei den Zuschauern Geld ein. Rund 100 Läufer waren es diesmal, dabei war auch Sozialsenator Detlef Scheele (SPD). Der 55-Jährige hat schon einige Male einen Marathon gelaufen - "allerdings ist das zehn Jahre her", sagt Scheele. Und so wagte er sich auf die erste, etwa acht Kilometer lange Etappe entlang der Bernadottestraße und der Elbchaussee. Etwa 45 Minuten brauchte der gelernte Sportlehrer dafür, stoppte aber oft zum Geldeinsammeln. Der Spaß blieb dabei nicht auf der Strecke - so wie bei den meisten Läufern. Ob ganz am Ende, beim Geldsammeln oder als Mitglied einer Staffel. Dabei sein, so die alte Lehre, ist eben alles. Auch wenn man sich das ganz große Stück teilt.