Manieren sind gefragt: Gute Umgangsformen geben Sicherheit und können Türen öffnen. Manchmal hilft ein Seminar bei der Auffrischung.

Wie wirkt Kleidung? Auf welche Tischmanieren kommt es an? Und welche Themen sollte man beim Small Talk ansprechen? Dies sind Fragen, die vor allem im neuen Job, in der Probezeit im Umgang mit den neuen Kollegen und Chefs auftreten.

"Gutes Benehmen ist wieder gefragt", sagt Sabine Hopf, zertifizierte Kniggetrainerin, die zudem als Ausbilderin an der Akademie BFW Berufliche Fort- und Weiterbildung Hamburg tätig ist. Wer beruflich erfolgreich sein möchte, muss über fachliches Wissen verfügen und zudem täglich Sozialkompetenz beweisen. Diese ist zuweilen sogar wichtiger, wenn es um einen ersten Kontakt geht, bei dem Sympathie eine wichtige Rolle spielt. Denn kleine Fehler werden demjenigen eher verziehen, der sympathisch ist. Und nur wer die Regeln kennt, kann diese auch bewusst brechen.

+++"Schaffst du es?"+++

Dass Fragen des guten Umgangs derzeit wieder populär sind, zeigen zahlreiche Ratgeber - wie das Buch von Adolph Freiherr von Knigge "Über den Umgang mit Menschen". Für gute Umgangsformen gibt es kein Gesetz. Dennoch herrschen vor allem in einigen Branchen bestimmte Regeln. Diese gelten ab dem mittleren Management, sagt Expertin Hopf. Im Geschäftsleben gehe es darum, Hierarchien zu berücksichtigen. "Deshalb gibt es im Business kein Wohlfühlprogramm für Frauen, und ein ,Ladys first' gilt dort nicht mehr", sagt die Trainerin, die Vorstandsmitglied der Deutschen Knigge-Gesellschaft ist. Sind Frauen Gastgeber, gelten ebenfalls andere Regeln. In diesem Fall kann die Dame einem männlichen Gast oder Kunden den Stuhl zurechtrücken oder ihm in den Mantel helfen. Dennoch sind auch diese Regeln nicht in Stein gemeißelt. Wichtiger sei es, sagen Benimmlehrer, miteinander zu reden und anzukündigen, was man machen wird. Dies schaffe Klarheit beim Gegenüber. Statt in einer Situation unsicher zu schweigen, wirkt man mit einem Lächeln souverän und kann auch Fehler damit überbrücken helfen - beispielsweise wenn man vergessen hat, jemanden zu begrüßen. Knigge-Trainer vermitteln nicht nur Tischmanieren. Es geht viel mehr um die Sensibilisierung, was eine Körperhaltung auslösen kann und wie welche Kleidung auf andere Menschen wirkt.

So dürfe sich die Referentin im tief dekolletierten Minikleid nicht wundern, wenn das Augenmerk der Zuhörer weniger auf den Inhalt der Präsentation gerichtet ist. Beim Small Talk kann das falsche Thema einen ersten Kontakt negativ beeinflussen. Während Politik und Religion sich als Themen nicht eignen, sei das Wetter immer ein toller Einstieg, ebenso Kultur, sagt Hopf.

+++Sauber durchs Geschäftsessen+++

Benimm-Seminare eignen sich vor allem für Jobeinsteiger oder bei einem Firmenwechsel, denn im neuen Unternehmen sind die Hierarchien andere, die Gepflogenheiten ebenfalls. Sichere Umgangsformen geben dann den nötigen Halt für das tägliche Miteinander - vor allem in der Probezeit. Denn hier gilt besondere Vorsicht - auch bei Sätzen wie "In meiner alten Firma ...".

Dennoch gilt als oberste Regel: "Trainiert nicht euer Lächeln, trainiert eure Herzen", dies ist der Leitspruch der Deutschen Knigge-Gesellschaft. Denn es geht bei guten Umgangsformen und gewinnendem Auftreten um wahrhaftiges Verhalten. Das einstudierte Dauerlächeln wirkt auf Zuhörer kontraproduktiv. Diese merken, ob das Verhalten ihres Gesprächspartners echt ist oder aufgesetzt.