Dual Plus Fachhochschulreife heißt ein erfolgreiches Angebot der Berufsschulen

Marie-Claire Graudenz hat sich für eine dreifache berufliche Herausforderung entschieden. Die 23-Jährige macht nicht nur eine Ausbildung zur Bürokauffrau bei Cimpa, einem Tochterunternehmen von Airbus, und geht zur Berufsschule, sie lernt überdies an der Abendschule für ihre Fachhochschulreife. Das Hamburger Angebot Dual Plus Fachhochschulreife macht diesen beruflichen Weg möglich. „Zweimal in der Woche zusätzlich zum Job und zur Berufsschule noch von 17 bis 20 Uhr lernen ist schon hart“, sagt die junge Frau. Wie hart, zeigt die hohe Abbrecherzahl in ihrer Klasse. Von den zu Beginn 18 sind nur noch acht Mitschüler dabei.

Auch Jaja Bohse (Name geändert) hat sich für Dual Plus entschieden. Sie macht zurzeit ihre Abschlussprüfung zur Groß- und Außenhandelskauffrau bei der Otto Group. Die verschiedenen Eignungstests und Assessment-Center bei Otto hatte sie mit Erfolg bestanden und gehörte schließlich zu den glücklichen Azubis, die das Unternehmen 2011 unter Vertrag nahm. Für die aus Niedersachsen stammende 21-Jährige, die zum Ausbildungsbeginn nach Hamburg zog, begann damit zugleich ein neuer Lebensabschnitt.

„Die Azubis beweisen durch den parallelen Besuch der Fachschule, dass sie zielstrebig, motiviert, belastbar, reif und engagiert und damit bereits während der Lehrzeit für höherwertige Aufgaben qualifiziert sind“, sagt Knut Böhrnsen, Sprecher der Agentur für Arbeit. Im Vergleich zum herkömmlichen Weg zur Fachhochschulreife kann ein Jahr gespart werden. Die Kombination – Ausbildung und Hochschulreife – sei bei vielen Schulabgängern und deren Eltern jedoch noch unbekannt.

Dual Plus ist Teil der Maßnahmen zur Reform der Beruflichen Bildung in Hamburg, die seit 2011 umgesetzt werden. Ein Ziel der Reform ist es, das Erreichen höherer Bildungsabschlüsse während der beruflichen Ausbildung zu verbessern. „Die duale Berufsausbildung bietet jungen Erwachsenen eine hervorragende Grundlage für ihr Berufsleben. Mit der Zusatzqualifikation Dual Plus Fachhochschulreife hat Hamburg ein weiteres attraktives Angebot für leistungsstarke junge Menschen geschaffen, die einen höheren Schulabschluss im Rahmen ihrer Berufsausbildung anstreben“, sagt Ties Rabe, Senator für Schule und Berufsbildung. „Das eröffnet Berufseinsteigern wichtige Chancen für ihre Karriere und trägt dazu bei, gut ausgebildete Fachkräfte für die Wirtschaftsmetropole Hamburg zu sichern.“

Nach einer Pilotphase mit vier Schulen im Schuljahr 2010/2011 wird seit dem Schuljahr 2011/12 allen beginnenden Auszubildenden die Möglichkeit angeboten, parallel zu ihrer dualen Berufsausbildung die Fachhochschulreife zu erwerben. Im Vergleich zum aufeinander aufbauenden Weg über den Besuch einer Fachoberschule nach der Berufsausbildung wird die Gesamtausbildungsdauer um ein Jahr verkürzt. „Das ist eine tolle Sache, von der ich erst auf der Berufsschule erfahren habe“, sagt Marie-Claire Graudenz. Dass sie die Schule vor dem Ende der 12. Klasse beendet und somit kein Abitur hatte, sei immer noch eine Minuspunkt für sie gewesen. Ihre Ausbildungsfirma habe sie unterstützt, sodass sie an einem Tag der Woche früher ihren Arbeitsplatz verlassen kann, um in der Abendschule in der City Nord zu lernen.

Derzeit nutzen 377 Schüler das Angebot Dual Plus.36 Schüler des ersten Jahrgangs haben inzwischen sowohl ihre Fachhochschulreife als auch ihren Berufsabschluss erreicht. Weitere 16 Schüler, die bereits die Fachhochschulreife erreicht haben, machen in Kürze ihren Berufsabschluss.

Marie-Claire Graudenz wird im Februar 2014 ihr Fachabitur in der Tasche haben. Dann möchte sie noch studieren – BWL mit Schwerpunkt Rechnungswesen – wenn alles klappt ab Oktober in Hamburg. Sie habe festgestellt, dass sie sich mit Zahlen und wirtschaftlichen Inhalten wohlfühlt und ist mit ihrem beruflichen Weg glücklich. „Die Möglichkeit eines Studiums hätte ich ohne Dual Plus nicht gehabt.“

Die Anmeldung für Dual Plus erfolgt an der Berufsschule des dualen Ausbildungsberufes. Die Anmeldefrist läuft vom Beginn des Schuljahres am 1. August bis Ende November. Nachmeldungen sind noch bis Ende Dezember möglich. www.hibb.hamburg.de