Mit einem Fernstudium kann sogar ein Berufswechsel gelingen. Manche Hochschulen bieten den Lernenden eine kostenlose Kinderbetreuung an
Webseiten erstellen, gestalten und pflegen, diese Arbeit gefällt Jeanette Prescher. Schon als Kind interessierte sich die heute 36-Jährige für Computer. Doch lange Zeit wurde aus diesen Träumen und Berufswünschen nichts. Denn Jeanette Prescher machte zunächst eine Ausbildung zur Krankenschwester und arbeitete danach einige Jahre lang in ihrem Beruf. Doch der Gedanke, einen anderen Berufsweg einzuschlagen, beschäftigte sie. Sie entschied sich für ein Fernstudium und bewarb sich für das Fach Medieninformatik an der Hochschule Bremen, in Lübeck und Wolfenbüttel. Schließlich fand sie über die Website oncampus.de den Online-Studiengang Medieninformatik an der Hochschule Emden/Leer. Das war für die junge Mutter praktisch, da die Familie in Emden lebt.
Jeanette Prescher musste sich für ihr Studium mit Kind gut organisieren. Sie lernte vorwiegend abends, wenn ihr Sohn schlief. Und führte dann auch Gespräche mit Kommilitonen. Bei Videovorlesungen sprang ihr Mann ein und versorgte das Kind. Als das zweite Kind kam, half zusätzlich ein Babysitter. „Wenn ich Prüfungen hatte, wurden die Kinder ausgerechnet dann krank“, sagt Jeanette Prescher. Kurzfristig eine Betreuung zu organisieren war mitunter schwierig. „Werden die Kinder am Abend vor einer Klausur oder einer Präsenzphase krank, musste ich ein Semester warten, um die Kurse abzuschließen.“ Mit der Frauen-Sommerhochschule der Universität Bremen konnte sie jedoch die verlorene Zeit wieder aufholen. Dort wurden die Kinder betreut, während Jeanette Prescher an den Workshops teilnahm. Die dort erworbenen Credits erkannte ihre Hochschule an. In Kürze wird Jeanette Prescher ihr Bachelorstudium Medieninformatik abschließen. Parallel versuchte Prescher einen neuen Job zu finden. Bislang jedoch ohne Erfolg. „Als Mutter mit Kindern eine Teilzeitstelle zu finden ist schwierig.“ So arbeitet die Mutter von einem vier und einem achtjährigen Sohn derzeit noch in einem Job an der Hochschule und erstellt für verschiedene Forschungsprojekte Webseiten. „Diese Arbeit kann ich auch von zu Hause machen“, sagt Prescher.
Eine längere Elternzeit und ein berufliches Fortkommen müssen sich nicht ausschließen. Der Fernstudienexperte Markus Jung rät Eltern, eine längere Auszeit für die Familie parallel für die Karriere zu nutzen. „Ein Fernstudium ermöglicht überdies, zusätzliche Führungskompetenzen oder Managementwissen zu erwerben.“ Zwar bedeute ein Fernstudium neben der Kinderbetreuung großen Einsatz und Aufwand. Jedoch wissen viele Arbeitgeber dieses Engagement zu schätzen. „Wer sich gezielt neben der Kinderbetreuung weiterbildet, beweist, dass er diese Doppelbelastung meistert“, sagt Jung.
Für Tobias Müller brachte die Weiterbildung einen beruflichen Aufstieg. Der 28-jährige Vater einer zweieinhalbjährigen Tochter arbeitete nach seiner Ausbildung bei einem Automobilhersteller als Techniker im Schichtdienst. Um beruflich weiterzukommen, begann Tobias Müller im Januar 2009 ein Fernstudium Wirtschaftsingenieurwesen an der Hamburger Fernhochschule. „Während der vier Monate Elternzeit habe ich meine Bachelorarbeit fertig geschrieben“, sagt Müller, der für sein Studium ein Semester Verlängerung beantragte und dieses im Juni abschließen konnte. Bereits seit April ist Müller als Spezialist Prozessberatung im Unternehmen tätig – ohne Schichtdienst. Seine Frau, die als Industriemechanikerin bis zur Geburt Vollzeit arbeitete, ist mittlerweile in Teilzeit zwei Tage tätig.
Jeanette Prescher rät anderen Eltern, unbedingt den Partner für die Betreuung des Kindes einzubinden. „Das Umfeld muss passen, wenn man eine Fortbildung mit Kind plant“, sagt Prescher. „Für andere Dinge bleibt keine Zeit. Hobbys und Freizeit entfallen.“ Heute würde sie früher danach schauen, welche Hochschule eine kostenlose Kinderbetreuung und mehrere Prüfungszeiträume in einem Semester anbietet.
Die Website fernstudium-infos.de informiert über unterschiedliche Anbieter. Einige bieten Unterstützung beim Wiedereinstieg in den Beruf oder eine Notfall-Kinderbetreuung an.