CarpeDiem24 ist Ansprechpartner bei persönlichen Krisen. Björn Engholm sitzt im Beirat.

Abendblatt:

Frau Gensel, wofür steht CarpeDiem24?

Andrea Gensel:

Der Name Carpe Diem, also nutze den Tag 24 Stunden lang, beschreibt bereits das Anliegen: Diese Dienstleistung ist ein Service von Arbeitgebern für ihre Arbeitnehmer und besteht aus Coaching und Telefoncounselling. Wir bieten seit 1. Juni eine anonyme 24-stündige Beratung für Führungskräfte und Mitarbeiter für berufliche und private Belange und Belastungen, die die Arbeit negativ beeinflussen. Es ist eine telefonische und / oder persönliche Beratung. Und wir treten bundesweit auf. Das gibt es bislang noch nicht. Wenn Mitarbeiter ihren Kopf frei haben von Sorgen, können sie auch mehr leisten. Wir sorgen mit geschulten Experten wie Ärzten und Psychologen dafür, dass aus persönlichen und beruflichen Problemen keine Personalprobleme werden.

Abendblatt:

Herr Engholm, Sie sind Vorsitzender des dreiköpfigen Beirats von CarpeDiem24. Weshalb engagieren Sie sich dafür?

Björn Engholm:

Ich halte das für eine glänzende Sache, die sehr gut in unsere Zeit passt. Wir haben heute Riesenprobleme bei Menschen und Unternehmen. Die meisten Menschen tragen ihre Sorgen mit sich herum und trauen sich nicht, darüber zu sprechen - häufig mit gravierenden seelischen Folgen. Wenn man jedoch nichts dagegen unternimmt, schlägt sich das in einer abnehmenden Unternehmenskultur nieder. Außerdem hat mich schon immer begeistert, wenn Menschen auf neue Ideen kommen und etwas wagen.

Abendblatt:

Was versprechen Sie sich von dem Projekt?

Engholm:

Das überzeugende Argument für CarpeDiem24 lautet: Alle Beteiligten haben etwas davon und es gibt keinen Verlierer. So etwas ist heute selten. Es besticht somit durch eine absolute Win-win-Situation. Das Tolle dabei ist: Die Mitarbeiter werden anonym beraten. Und die Unternehmen erhalten Aufschluss darüber, was bei ihnen im Haus nicht funktioniert.

Abendblatt:

Wie sind Sie auf die Idee zu CarpeDiem24 gekommen?

Gensel:

Ich rekrutiere und coache seit sieben Jahren bundesweit das Top-Management und Führungskräfte. Somit erlebe ich täglich die zahlreichen persönlichen und beruflichen Probleme von Arbeitgebern und -nehmern. Ein Spiegel unserer Gesellschaft. Zwangserkrankungen, Depressionen, Ängste, Burnout, Eheprobleme, Sucht, Selbstmordgedanken - alles ist vertreten. Die Hemmschwelle, psychologische Beratung anzunehmen, sinkt zum Glück merklich. Das haben uns die Amerikaner voraus. Optimistisch an Lösungen herangehen, aktiv ein Anliegen mit Hilfe zu lösen statt sich hilflos zu machen. Dieses möchten wir bundesweit antreiben, weil es Leistung freisetzt und gesund hält beziehungsweise macht.

Abendblatt:

Welche Vorteile bringt der Service?

Gensel:

Es geht um Senkung der Fluktuation und Erhöhung der Mitarbeiterbindung ebenso wie um Motivations- und Produktivitätssteigerung und einen konkreten Beitrag zum Gesundheitsmanagement. Für Mitarbeiter ist diese unabhängige, neutrale und vertrauliche Beratung ein Ventil für akute Verärgerung und Konflikte sowie kurzfristige Hilfe rund um die Uhr. Durch die Anonymität der Beratung sinkt die Hemmschwelle. Und: Es geht nicht darum, sich nur leerzureden. Mithilfe unserer bundesweit 60 psychologisch geschulten Berater werden in kurzer Zeit konkrete Lösungen erarbeitet.

Abendblatt:

Herr Engholm, inwiefern bringen Sie eigene Erfahrungen mit ein?

Engholm:

Ich habe damals unter Helmut Schmidt ein Ministerium in Bonn geführt und in meinem Berufsleben viel Personalerfahrung gesammelt. Es gibt keinen Bereich, für den diese Beratung nicht sinnvoll wäre.

Abendblatt:

Weshalb gibt es das dann bislang noch nicht?

Gensel:

Es gibt zwei Wettbewerber in Deutschland, die jedoch nicht neben der persönlichen Vor-Ort-Beratung auch eine 24-stündige Telefonberatung durch psychologisch geschulte Berater anbieten. In den USA gibt es das Employee Assistance Program, kurz EAP, bereits seit 30 Jahren. Fast alle der 500 umsatzstärksten US-Firmen bieten es an. Amerikanische Studien belegen außerdem, dass 80 Prozent der Anliegen der Mitarbeiter privater und 20 Prozent beruflicher Natur sind. In Deutschland nutzen bislang gut 30 Firmen EAP.

Abendblatt:

Wie läuft die Dienstleistung konkret ab?

Gensel:

Die Mitarbeiter unserer Vertragspartner können bei Bedarf eine Telefonnummer auf der von CarpeDiem24 ausgehändigten Kundenkarte wählen und sich sofort Tag und Nacht telefonisch beraten lassen oder einen Termin für ein persönliches Gespräch vereinbaren. Dieses Angebot ist kostenlos und anonym. Die jährliche Servicepauschale trägt der Arbeitgeber. Das Unternehmen erhält jährlich eine statistische Auswertung und Empfehlungen, welche jedoch zu 100 Prozent die Anonymität der Anrufer wahren. Wir unterliegen natürlich der Schweigepflicht - das gilt auch gegenüber den Beiräten.