Gefragte Weiterbildung zum EU-Berufskraftfahrer. Firmen reißen sich um Absolventen.

Geschickt manövriert Daniela Rühl den zwölf Meter langen Bus durch die zugeparkte Wohnstraße. "Diese großen Dinger faszinieren mich", sagt die 34-Jährige. "Es war schon immer mein Traum, Lkw oder Bus zu fahren." Daniela Rühl ist gelernte Altenpflegerin. Nach einigen Jahren, die mit der Betreuung ihrer Kinder ausgefüllt waren, wollte sie es noch einmal wissen und bewarb sich für die Weiterbildung zur EU-Berufskraftfahrerin. Jetzt ist die Ausbildung erfolgreich beendet, und Daniela Rühl arbeitet bereits für die Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG). Alle ihre Kurs-Kollegen haben die IHK-Prüfung ebenfalls bestanden und sofort einen festen Job bekommen.

"Die Berufsaussichten sind hervorragend. Von unseren ausgebildeten Busfahrern schaffen immer 95 bis 100 Prozent den direkten Sprung in den Job", sagt Wilfried König, Geschäftsstellenleiter des TÜV Nord Schulungszentrums Schleswig-Holstein in Norderstedt. "Die Unternehmen reißen sich um unsere Teilnehmer, denn es herrscht akuter Fahrermangel."

Vor der Weiterbildung steht eine Eignungsfeststellung. Die Teilnehmer müssen Deutsch in Wort und Schrift beherrschen, Mathekenntnisse mitbringen und in ihrem äußeren Auftreten für den Kundenkontakt geeignet sein. Auch ein Führerschein Klasse 3 sowie Auszüge aus dem Verkehrszentralregister und ein Polizeiliches Führungszeugnis gehören dazu. Bei Daniela Rühl übernahm die Agentur für Arbeit die Kosten für die Weiterbildung mit einem Bildungsgutschein. In den sechs Monaten beim TÜV Nord Schulungszentrum machte sie dann den Bus-Führerschein Klasse D und absolvierte die nach EU-Recht vorgeschriebene beschleunigte Grundqualifikation gemäß Berufskraftfahrerqualifizierungsgesetz. Themen der Weiterbildung sind beispielsweise wirtschaftliches Fahren, Umgang mit Kunden, Fahrgastsicherheit, Ladungssicherung, rechtliche Fragen, Sozialvorschriften, Verkehrssicherheit und Verhalten bei Unfällen. Die letzten fünf Wochen der insgesamt sechs Monate dauernden Fortbildung war Daniela Rühl dann im Praktikum beim PVG. Vor dem Praktikum führen die Job-Coaches vom TÜV mit allen Teilnehmern ein Bewerbungstraining durch und stellen dann den Kontakt zu den Unternehmen her.

Bislang haben die Unternehmen laut König immer Fahrer mit Führerscheinen aus drei Quellen rekrutiert: Privat, Bundeswehr und Arbeitsagentur. Aber: Mittlerweile kostet der Führerschein und die beschleunigte Grundqualifikation rund 10 000 Euro. König: " Das bezahlt keiner mehr privat." Die Bundeswehr sei jedoch von der beschleunigten Grundqualifikation befreit. Wer dort den Führerschein macht, kann hinterher also nicht gewerblich als Kraftfahrer tätig werden. "Und die Arbeitsagentur fördert mittlerweile weniger Umschulungen zum Berufskraftfahrer", sagt König.

Es gibt pro Jahr sechs Schulungen. Die nächsten beginnen am 29. Juni und am 24. August Tel. 040/529 00 11 56