Holger Höhr ist Geschäftsführer des HKBiS Bildungs-Service. Das Abendblatt befragte ihn zu aktuellen Trends im Bereich der Weiterbildung.

Holger Höhr ist seit April dieses Jahres neuer Chef des HKBiS Bildungs-Service der Handelskammer Hamburg. Grund genug, ihn zur Weiterbildungsszene in der Hansestadt zu befragen.

Hamburger Abendblatt:

Herr Höhr, wie beurteilen Sie das derzeitige Weiterbildungsangebot in Hamburg?

Holger Höhr:

Damit bin ich zufrieden. Wir haben rund 300 private Weiterbildungsanbieter in Hamburg sowie etwa 700 Angebote, die auf der WISY-Datenbank gelistet sind. Es gibt für jeden, der interessiert ist, genug Angebote. Das Einzige, woran es noch etwas fehlt, ist Transparenz, Übersichtlichkeit dieses großen Angebots.

Welchen Stellenwert hat Weiterbildung in den Unternehmen?

Höhr:

Leider führt in vielen Firmen Fortbildung noch ein stiefmütterliches Dasein und wird erst bei Krisen entdeckt. Quasi als Pflästerchen soll sie kurzfristig das Geschäft ankurbeln. Das bleibt jedoch oft ohne Wirkung und ist nur eine Alibireaktion. Dagegen gibt es natürlich vorbildliche Unternehmen, die berufliche Bildung als integralen Bestandteil ihrer Personalentwicklung verstehen. Diese Firmen haben verstanden, dass Weiterbildung eine Investition ist. Sie sehen diese Anstrengungen nicht nur vom Kostenfaktor. Dies ist der falsche Ansatz, der als ein Aspekt sogar zu Firmenpleiten beitragen kann, denn gerade in der Krise werden gut ausgebildete Mitarbeiter gebraucht.

Welche Trends sind zu erkennen?

Höhr:

Der demografische Wandel ist jetzt in den Unternehmen angekommen, und die Firmen bekommen nicht mehr so viele Bewerbungen wie früher. Dadurch werden für Entscheidungen, wer wo arbeiten möchte, Extras immer wichtiger und somit auch das Weiterbildungsangebot einer Firma. Die Bewerber fragen gezielt nach Qualifizierungsangeboten und nicht mehr nur nach flexiblen Arbeitszeiten oder ob das Unternehmen einen Beitrag zum Fitnesscenter übernimmt.

Welche Kursthemen schätzen Sie als besonders zukunftsträchtig ein?

Höhr:

Wichtiger werden Themen wie Kundenberatung und Beschwerdemanagement, denn der Verkäufer wird immer stärker zum Lösungspartner für Probleme des Kunden. Der Bedarf gilt besonders für Firmen, die im Wettbewerb mit dem Internethandel stehen, vor allem wenn der Kunde nicht mehr im Geschäft kaufen und bezahlen will. Gerade dann wird der Kauf noch viel stärker zur Vertrauenssache. Neu bei uns im Programm ist deshalb beispielsweise der Kurs zum Key-Account-Manager, in dessen Tätigkeit es besonders auf die Kundenbeziehung ankommt.

Wo sehen Sie noch Erweiterungspotenzial für Weiterbilder?

Höhr:

Ein Trend betrifft Social Media. Viele Firmen erkennen, dass es nicht ohne Facebook und Co. geht. Für den Mittelstand ist das Thema jedoch noch recht neu. Dennoch müssen sich auch kleinere Firmen kreativ darauf einstellen. Wir geben mit dem neuen Kurs Social Media Manager dafür Hilfestellung.

Wie sieht es mit der Bereitschaft aus, für eine gute Fortbildung Geld auszugeben?

Höhr:

Von den Teilnehmern unserer Kurse übernehmen viele selbst die Kursgebühren. Das ist bei 200 bis 300 Euro pro Monat viel Geld. Bei nur etwa 50 Prozent zahlt der Arbeitgeber die Qualifizierung. Dennoch tun sich auf der anderen Seite viele Menschen mit Ausgaben für ihre Fortbildung schwer. Manche kaufen sich stattdessen lieber vier neue Alufelgen. Wir müssen uns in Deutschland noch daran gewöhnen, dass Bildung Geld kostet. Das gilt ebenfalls für die Unternehmen. Arbeitgeber müssen berufliche Bildung viel mehr als einen Prozess begreifen und nicht nur als kurzfristige Krisenintervention.

Was könnte dabei helfen?

Höhr:

Wenn man den Begriff lebenslanges Lernen wirklich ernst nimmt, müsste schon in der Schule klar vermittelt werden, dass das Abschlusszeugnis nur ein Durchgangszeugnis auf dem weiteren Weg in den Beruf ist. Auch ein Auszubildender hat später nicht ausgelernt. Die üblichen Begriffe sind häufig eher hinderlich. Das trifft ebenfalls auf den der Weiterbildung zu, denn darunter fallen sämtliche Qualifizierungen, von Umschulungen nach Arbeitsunfällen bis zu Fortbildungen zum Betriebswirt. Wir wollen eine durchgängige Bildungskarriere begleiten. Die hört auch mit 40 Jahren nicht auf. Leider brechen viele mit Mitte 30 bereits ihre Bildungskarriere ab.

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