Die weltweit siebtgrößte Containerreederei China Shipping wird nach und nach alle ihre Zubringerverkehre aus Hamburg abziehen.

Hamburg. Der Hamburger Hafen kommt aus den negativen Schlagzeilen nicht heraus. Gestern berichtete das Abendblatt über einen Rückgang des Containerumschlags in den ersten neun Monaten um rund 25 Prozent. Und nun verliert der Hafen wichtige Schifffahrtslinien. So wird nach Abendblatt-Informationen die weltweit siebtgrößte Containerreederei China Shipping nach und nach alle ihre Zubringerverkehre aus Hamburg abziehen. Das bestätigte gestern das Umschlagsunternehmen Eurogate, das die Frachter in Hamburg abfertigt.

Grund für die Entscheidung sind vor allem die vergleichsweise hohen Umschlagstarife in der Hansestadt. Auch die drittgrößte Container-Linienreederei, die französische CMA/CGM hat bereits mehrere Dienste, unter ihnen einen Russland-Dienst, ins belgische Zeebrügge verlegt. "Dort gibt es eine andere Kostenstruktur", hieß es aus dem Umfeld der Franzosen. Zubringer-Frachter (Feeder) sind Schiffe, die die Ladung der Containerriesen aufnehmen und dann europaweit weitertransportieren.

In Hamburg kostet das Verladen eines Containers von Bord eines weltweit fahrenden Frachters auf ein Zubringerschiff 200 Euro - das sind 60 Euro mehr als in Rotterdam. Zudem bereitet den Reedern die aus ihrer Sicht zu geringe Tiefe der Elbe Sorgen. So kritisiert CMA/CGM, dass sie Holz, Metall oder Papier aus Russland kaum noch mit ihren großen Schiffen über Hamburg verladen könnten. Die schwere Ladung führt zu höherem Tiefgang der weltweit fahrenden Riesen und macht das Navigieren auf dem Fluss schwierig. "Alle Reedereien, die die weltweit größten Schiffsklassen mit Tiefgängen von mehr als 14 Metern in ihrer Flotte einsetzen, können aber auf diese effizienten und produktiven Schiffe nicht verzichten", sagt auch Michael Behrendt, der Chef der Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd.

Um den Hafen attraktiver zu machen, fordert der Unternehmensverband Hafen Hamburg niedrigere Gebühren für Reedereien in der Krise. Zum Hintergrund: Rotterdam will 2010 einen Rabatt von sieben Prozent einführen. In Hamburg waren die Gebühren, die allerdings nur einen kleinen Teil der Kosten ausmachen, zum 1. März um vier Prozent gestiegen. "Nur durch eine spürbare Entlastung der Hafenkunden, eine marktorientierte Tarifstruktur und eine zügige Fahrwasseranpassung kann die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens dauerhaft erhalten bleiben", warnte Verbandschef Klaus-Dieter Peters, Chef der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA).

Den Vorstoß des Verbandes konterte Wirtschaftssenator Axel Gedaschko mit dem Hinweis, dass das Hafengeld in Rotterdam immer noch höher sei als in Hamburg. Allerdings will auch Gedaschko die Position der Stadt stärken. Dafür werde mit Akteuren aus dem Hafen und dem Bund an einer "rasch wirksamen Anreizstrategie" gearbeitet.

So sollen die Kosten sinken, je mehr Boxen eine Reederei über die Elbe transportiert. "Wer viele Container nach Hamburg bringt, soll viel profitieren", sagte der Senator dem TV-Sender Hamburg 1. Nach Abendblatt-Informationen wird Gedaschko das Konzept Ende des Monats vorstellen.