Die Branche fürchtet eine “harte Durststrecke“: Die Schiffbau-Zulieferfirmen erwarten einen Auftragsrückgang um 40 Prozent für dieses Jahr.

Hamburg. Den Einbruch in der weltweiten Schifffahrt werden die Schiffbau-Zulieferfirmen 2010, spätestens aber 2011 spüren. "Wir haben eine harte Durststrecke vor uns", sagte der Vorstandsvorsitzende der Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie im VDMA, Alexander Nürnberg, am Dienstag in Hamburg.

Nach einem Minus von 17,7 Prozent beim Auftragseingang 2008 wird für dieses Jahr ein Rückgang um 40 Prozent erwartet. "Niemand konnte die Wucht vorhersehen, mit der Auftragsrückgänge, Stornierungen und die Insolvenzen wichtiger Kunden einschlugen", sagte Nürnberg. "2011 und 2012 stehen wir vor großen Herausforderungen."

Der Verband rechnet bis 2012 mit einem Rückgang des Umsatzes auf das Niveau von 2005/2006 und damit auf sieben bis acht Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2008 wurde bei einem Plus um 8,4 Prozent noch 12,9 Milliarden Euro erzielt. Auch die Preise sollen in den nächsten drei Jahren um 30 Prozent zurückgehen, schätzt Nürnberg.

Hoffnungsschimmer Windindustrie

Nach fünf aufeinander folgenden Boomjahren gibt es jetzt seit Herbst 2008 auch bei den Beschäftigten eine Trendwende. Lag die Zahl der Mitarbeiter der Branche im Mai 2008 noch bei 76 000, sind es jetzt 72 400. Stellen fielen vor allem außerhalb der Stammbelegschaften weg. So arbeiten jetzt 1800 statt zuvor 4700 Menschen befristet in den 220 Firmen, die der Verband vertritt. Derzeit denkt die Hälfte der Unternehmen über einen Personalabbau nach.

"Von unseren 440 Beschäftigten haben 70 einen Zeitvertrag", sagte Christian Schliephack, Chef des Schiffsgetriebe-Spezialisten Reintjes in Hameln. "Von den Zeitverträgen wird wohl 2012 keiner mehr übrig sein." Zudem würden jetzt Arbeitsschichten reduziert, Arbeitsverträge von 40 auf 35 Stunden umgeschrieben und die Kurzarbeit genutzt.

Nur langfristig sind die Schiffbauzulieferer zuversichtlich. "Wir werden auf neuen Märkten unsere Position ausbauen", sagte Nürnberg. Schon 2008 lag die Branche nicht nur beim Export, sondern auch beim Umsatz weltweit vorn. Allerdings sieht Nürnberg bei einem durchschnittlichen Exportanteil von 75 Prozent den Protektionismus in den USA und in China mit Sorge.

Chancen sieht der Verband in Zulieferungen für die Windindustrie, bei der jetzt zunehmend Projekte auf See begonnen würden. "In Brasilien sind zudem Ölvorkommen unter Wasser gefunden worden", sagte Nürnberg. Auch dort würde jetzt ausländische Technik eingekauft. "Zudem setzen wir darauf, dass wieder mehr für die Werthaltigkeit von Schiffen getan wird", so der Verbandschef. "Wir werden sehen, ob sich die Hoffnung bewahrheitet."