Viele Anleger vertrauen ihrer Hausbank nicht mehr. Davon profitiert die FrauenFinanzGruppe in Hamburg: Täglich gewinnt die Finanzberatung neue Kunden dazu - vor allem weibliche.

Hamburg. Viele Anleger haben in der Krise eine Menge Geld verloren. Weil sie auf ihre Bankberater hörten oder sich mit hochriskanten Papieren verspekulierten. Um den Rest ihrer Habe zu retten, wenden sich zunehmend mehr Menschen an unabhängige Finanzberater. Sie suchen Ratschläge, wie sie ihr Geld in schlechten Zeiten - aber auch auf lange Sicht gut anlegen können.

"Der Vertrauensverlust in die Hausbanken ist bei vielen groß. Das fordert uns heraus", berichtet Susanne Kazemieh (49), Chefin und Gründerin der FrauenFinanzGruppe in Hamburg. Pro Tag gewinnt sie derzeit zwei bis fünf neue Kunden hinzu. Über Umsätze schweigt sie, doch sie schreibe schwarze Zahlen.

Wie der Name verrät, richtet sich Kazemiehs Beratung vornehmlich an Frauen. Auch in dem hellen großräumigen Büro in der Grindelallee arbeiten ausschließlich Frauen - mittlerweile 14 Beraterinnen. Unter ihren rund 8000 Kunden, die sie vor allem über Weiterempfehlungen gewinnt, befinden sich unterdessen auch rund zehn Prozent Männer. Denn inhaltlich gibt es keine geschlechterspezifische Differenzierung: "Fast alle Finanztipps gelten für Männer wie Frauen gleichermaßen. Allerdings fassen Frauen in Geldangelegenheiten leichter Vertrauen, wenn ihnen die Produkte von Frauen verständlich und ohne den Unterton der Überheblichkeit erläutert werden."

"Zertifikate oder Hedgefonds haben wir nie empfohlen"

Gerade Frauen beschäftigten sich noch viel zu wenig mit dem Thema Geld. Das große Plus der FrauenFinanzGruppe ist ihre Unabhängigkeit, erläutert Kazemieh. "Während Banken ihren Kunden vor allem die hauseigenen Produkte verkaufen wollen, beraten wir bedarfsorientiert. Wir müssen keine Umsatzvorgaben erfüllen, sondern empfehlen nur das, was für die Anleger persönlich sinnvoll erscheint." Auf hochriskante Anlagetipps verzichtet sie komplett. "Zertifikate oder Hedgefonds haben wir nie empfohlen." Selbst bei geschlossenen Beteiligungsfonds sei sie vorsichtig. Ihr Credo lautet: ein breit gestreutes Portfolio.

Die Unabhängigkeit kostet natürlich: Eine Beratungsstunde bei der FrauenFinanzGruppe gibt es für 120 Euro. "Werden wir vermittelnd tätig, bekommen wir unser Honorar über die Courtagen, dann schreiben wir selbstverständlich keine Rechnung", sagt Kazemieh. Natürlich ist auch die Finanzexpertin keine allwissende Prophetin, deren Tipps immer zum Erfolg führen. "Auch ich habe in der Finanzkrise wie fast alle Geld verloren. Allerdings halten sich die Verluste bisher im Rahmen."

Kazemieh gründete ihr Unternehmen bereits vor 20 Jahren, nachdem sie selbst schlechte Erfahrungen mit einem Versicherungsvertreter machte: "Der wollte mir vieles verkaufen was ich nicht brauchte." Daraufhin arbeitete sich die studierte Sonderpädagogin und dreifache Mutter in alle Geldfragen ein, bildete sich immer wieder fort. Geld ist aus Kazemiehs Sicht gerade für Frauen ein wichtiges, ja lebensnotwendiges Thema: "Nur wer finanziell unabhängig ist, kann ein selbstbestimmtes Leben führen."