Ludwig Görtz hält sich auffällig bedeckt, seit seine Schuhhandelskette in die roten Zahlen geschlittert ist. Der 77 Jahre alte Eigentümer der Hamburger Kette hat sich zwar schon seit Jahren aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen, bestimmt zusammen mit seinem Bruder Friedrich aber noch die grundsätzliche Strategie in dem Traditionsunternehmen. Es ist schwer vorstellbar, dass die übermäßige Expansion der letzten Jahre ohne sein Plazet stattgefunden hat.

Der Urenkel des Firmengründers Johann Ludwig Görtz war es, der das 1875 entstandene Unternehmen zu seiner heutigen Größe ausbaute. Mit 26 Jahren trat er in den väterlichen Betrieb ein.

1980 übernahm er die Leitung. "Aus der Familientradition auszuscheren, wäre damals etwas geradezu Unerhörtes gewesen", sagte er einmal. Als einer der ersten deutschen Unternehmer führte Görtz Rechenmaschinen in der Verwaltung ein, erfand die eigene Schuhmarke Belmondo und führte neue Vertriebskanäle wie Görtz 17 oder den Onlinehandel ein. Auf Krisen reagierte er mit weiterem Ausbau - eine Strategie, die nun an ihr Ende gekommen zu sein scheint.