Opposition kritisiert Kosten. TUI erhält insgesamt sogar 700 Millionen Euro

Hamburg. Die Neuordnung bei Hamburgs Traditionsreederei Hapag-Lloyd ist unter Dach und Fach. Der Reisekonzern TUI verkauft knapp die Hälfte seines Anteils von 38,4 Prozent an das Konsortium Albert Ballin, zu dem als größte Mitglieder die Stadt und der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne zählen. Damit ist die Zukunft von Hapag-Lloyd in Hamburg gesichert.

Die Stadt wird, nachdem sie ihren Anteil für 420 Millionen Euro von 23,6 auf 36,9 Prozent aufstockt, der größte Anteilseigener der Reederei. Der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne wird künftig 28,2 Prozent halten. Er erhöht seinen Anteil um knapp vier Prozent und zahlt 160 Millionen Euro. Die Signal Iduna gibt sieben Millionen Euro und die HanseMerkur 13 Millionen Euro für die Übernahme der TUI-Anteile. Die TUI hält künftig 22 Prozent von Hapag-Lloyd.

Weiterer Punkt in der Einigung zwischen dem Konsortium Albert Ballin und der TUI ist, dass das vom Reisekonzern als Hybrid-Kapital bereitgestellte Darlehen von 350 Millionen Euro weitgehend aufgelöst wird. 100 Millionen Euro erhält die TUI ausbezahlt, sodass sie durch den Verkauf insgesamt 700 Millionen Euro einnehmen wird. 125 Millionen Euro kaufen die Stadt Hamburg und Kühne von der TUI und wandeln sie in Anteile um. Die restlichen 125 Millionen Euro tauscht dann auch die TUI in Aktien von Hapag-Lloyd.

Die in der Bürgerschaft vertretenen Fraktionen reagierten nach einem Gespräch mit Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) gestern unterschiedlich auf das stärkere Engagement der Stadt. Zustimmung kam von der SPD, dem DGB und der Gewerkschaft Ver.di. "Wir haben in der Opposition gesagt, dass wir zu Hapag-Lloyd stehen. Das gilt in Regierungsverantwortung nicht anders", sagte SPD-Fraktionschef Andreas Dressel. Risiken für den Haushalt der Stadt und für die Steuerzahler könnten durch die Abwicklung der Kapitalmaßnahmen über die städtische Beteiligungsgesellschaft "so weit wie irgend möglich reduziert werden".

Dagegen kritisierte die Opposition vor allem die hohe Beteiligung an Hapag-Lloyd. Zwar sind alle Parteien für die Sicherung der Reederei in Hamburg. "Der neue Senat hat aber bereits eine Milliarde Euro vorgesehen, um neben Anteilen von Hapag-Lloyd auch Energienetze zu übernehmen", sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Dietrich Wersich. Nach Auffassung von Jens Kerstan, dem Vorsitzenden der GAL-Fraktion, konnte der SPD-Senat nicht "überzeugend erklären, warum Hamburg - trotz der bereits bestehenden Mehrheit des Konsortiums Albert Ballin an Hapag-Lloyd - ausgerechnet jetzt eine zweite Tranche kaufen soll".

Jetzt muss die Bürgerschaft dem Kauf noch zustimmen. "Dabei gilt, dass wir die Beratung bis zum 31. März abschließen müssen", sagte Wersich. Sollte dies nicht gelingen, kann die TUI den Verkauf rückgängig machen.