Der Hamburger Autoverleih baut große Station mit 30 E-Mobilen am Grindel. Bundesweite Expansion in allen großen Städten geplant.

Hamburg. Der Start in die Selbstständigkeit verlief für Tobias Höpfner und Maik Grabow zunächst etwas holprig. "Wir haben angefangen als Autovermieter von gebrauchten Fahrzeugen", erinnert sich Grabow an die Zeit von vor 25 Jahren. Als so mancher Kunde liegen geblieben war und die Hamburger allmählich die Nummer von Abschleppfirmen auswendig wussten, war es höchste Zeit für ein neues Konzept: Starcar trennte sich von den Rostbeulen und vertraute den Kunden fortan nur noch neue Autos an - und das ist bis heute so geblieben.

Obgleich Höpfner und Grabow als Mittelständler mit 1000 Fahrzeugen auf der Straße mit Branchengrößen wie Sixt, Europcar oder Hertz konkurrieren müssen, läuft das Geschäft gut. Die beiden Familienväter haben nichts dagegen, als Discounter unter den Vermietern bezeichnet zu werden, schließlich wissen sie, dass der Preis bei relativ austauschbaren Produkten wie Mietautos keine unerhebliche Rolle spielt. 17 Standorte betreibt Starcar bundesweit, im Norden, im Ruhrgebiet und in Berlin liegen die wichtigsten Märkte. Demnächst sollen weitere Filialen mit dem schwarz-gelben Logo in Düsseldorf und Frankfurt eröffnen. "In den nächsten Jahren wollen wir dann bundesweit in allen größeren Städten vertreten sein", sagt Tobias Höpfner, ein Unternehmer, der in T-Shirt und Jeans nicht gerade so aussieht, als wenn der Erfolg ihn abheben lassen könnte. Der Geschäftsführer lebt auf einem Bauernhof in der Nordheide und beginnt seinen Tag mit dem Füttern der Hühner.

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In der Zentrale in der City Süd wartet dann das Kontrastprogramm: Die beiden Inhaber haben inzwischen Umsätze von 20 Millionen Euro zu verwalten. Auch die Mannschaft von Starcar ist inzwischen auf 87 Mitarbeiter angewachsen, eine Truppe, die zum Teil schon von Anfang an dabei ist, denn Starcar gilt in der Branche als sympathischer Arbeitgeber.

Eine Firma, die weniger anonym agiert als die großen Ketten, sondern mit etlichen langjährigen Kunden zusammenarbeitet, auf einer menschlichen Ebene, die auch schon mal ein gemeinsames Feierabendbierchen erlaubt. War Starcar in der Vergangenheit schon immer etwas anders, bleibt die Firma auch in Zukunft kein austauschbarer Anbieter von Autos für den Wochenendausflug oder den Umzug.

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"Wir wollen uns weiterentwickeln", sagt Tobias Höpfner, "und prüfen den Einsatz von alternativen Antrieben im Mietwagenbereich." Starcar eröffnet in den kommenden Monaten die nach eigenen Angaben größte Mietstation für Elektrofahrzeuge in Hamburg. Die Filiale an den Grindelhochhäusern soll den Kunden eine Auswahl von 30 bis 40 Wagen mit Elektroantrieb bieten. Neugierige können sich dort die anfangs etwas ungewohnt lautlosen E-Mobile von Fiat ausleihen.

Der Hamburger Händler Karrabag ist bei der Starcar-Offensive mit im Boot und stattet den Fuhrpark mit seinen batteriebetriebenen Fiat 500E aus. "Es ist ein Anfang, wir wissen, dass die Technologie in Sachen Reichweite und Aufladestationen noch ausbaufähig ist", sagt Grabow. Bisher stehen in Hamburg rund 100 Stromtankstellen zur Verfügung, und die Reichweite der bisher verfügbaren Elektroautos ist auf gut 100 Kilometer beschränkt. "Wir wollen mit der neuen Station selber die umweltverträgliche Art der Mobilität kennenlernen und auch den Kunden diese Möglichkeit bieten," sagt Grabow. Eine Preisliste gibt Starcar für die E-Mobile noch nicht heraus.

Neben Starcar wagt sich in den nächsten Wochen auch der neue Hamburger Autovermieter plateshuttle mit Elektro- und Hybridfahrzeugen auf den Markt. Plateshuttle.com bietet aber auch konventionell angetriebene Wagen der Marken Audi, Mercedes, BMW und Mini an. Ein Audi A1 kostet hier 59 Euro mit 100 Freikilometern am Tag.

Als Alternative bei den innovativen Mobilitätskonzepten bietet sich in Hamburg für die Kunden auch das Ausleihsystem car2go an, bei dem die Autos meistens nur für kurze Strecken und für 20 bis 60 Minuten gemietet werden. Die Smarts kosten pro Minute 29 Cent. Bisher haben sich bei dem Anbieter mehr als 9000 Kunden registriert. Bei den konventionellen Fahrzeugen und Vermietern gilt Starcar mit vornehmlich kleineren Autos oder Mittelklassewagen als kostengünstiger Anbieter, einen Smart gibt es für 19,95 Euro am Tag inklusive 50 Kilometern. Kosten spart Starcar zudem durch eine flache Hierarchie, eine schlanke Verwaltung und den Verzicht auf teure Standorte wie am Flughafen.

Darüber hinaus profitiert die Hamburger Firma mehr und mehr von ihrer Spezialisierung auch auf Unternehmenskunden. Wenn Betriebe in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ihre Kosten unter die Lupe nehmen, trennen sie sich häufig von ihrem eigenen Fuhrpark, um Fixkosten zu sparen. Zuletzt konnte Starcar das Geschäft mit Mietflotten für Firmen um 20 Prozent ausweiten. Sorge vor einer Abschwächung der Konjunktur haben die Starcar-Inhaber daher nicht, sagt Höpfner, der übrigens auch privat auf einen Mix aus konventioneller und umweltfreundlicher Mobilität setzt. Er sei Autofan, mit Lieblingswagen "vom Polo bis zum Porsche", sagt der Manager, er reitet zum Stressabbau nach Feierabend aber auch gerne auf seinem Pferd durch die Heide.