In Hamburg droht ein viertägiger Arbeitskampf. Mitarbeiter der Postbank wehren sich gegen Auslagerung und auch schlechtere Bezahlung.

Hamburg. Die Postbank muss sich auf einen harten Arbeitskampf einstellen. "Die Stimmung in Hamburg ist mehr als aufgeheizt", sagt Artur Rudert, Vorsitzender der Betriebsrätegemeinschaft am Standort Hamburg. "Alle finden es unerträglich, dass unser Arbeitgeber die Löhne um rund 30 Prozent kürzen will. Da die meisten Mitarbeiter nach niedrigen Tarifgruppen entlohnt werden, geht dies an die Existenz. Und das lassen wir nicht mit uns machen." Rudert ist deshalb sicher, dass sich alle Mitarbeiter, die von den geplanten Kürzungen betroffen sind, an dem Streik beteiligen werden.

Im Zuge der seit Monaten andauernden Tarifverhandlungen hat Ver.di gestern bundesweit rund 22 000 Beschäftigte der Postbank und ihrer Tochterfirmen zu Streiks aufgerufen. In der Hansestadt soll der Arbeitskampf sogar vier Tage lang dauern. "Für Hamburg ist es erstmalig in der Geschichte der Finanzdienstleistungen, dass wir zu einem so drastischen Mittel greifen müssen", sagt der Hamburger Fachbereichsleiter Berthold Bose. Der Protest richtet sich gegen die Pläne des Vorstands, im Rahmen der Integration in die Deutsche Bank, Bereiche der Postbank in neue Gesellschaften zu schlechteren Tarifen auszugliedern.

+++ Postbank-Kunden sollen um ihr Geld gebracht worden sein +++

In Hamburg startet der Ausstand morgen mit der Frühschicht um 4.30 Uhr und endet nächsten Montag nachts um 24 Uhr. Die Streikenden treffen sich am 1. Dezember zunächst zu einer Protestkundgebung vor dem Postbank-Gebäude in der City Nord, um ihre Forderungen kundzutun. Danach gehen sie nach Hause. Freitag und Sonnabend bleibe die Arbeit ebenfalls liegen. Für Montag ist eine Demonstration durch die Innenstadt geplant, sagt Bose.

Die Postbank-Kunden in Hamburg werden die Folgen des Streiks voraussichtlich nur mittelbar spüren. Die Filialen der Post und Postbank bleiben offen, da dort viele Beschäftigte arbeiten, die noch nach den Tarifen der Deutschen Post bezahlt werden sowie Beamte, sagt Bose. "Die Kunden können also weiter Briefe und Pakete abgeben."

Betroffen von den Ausständen sind vor allem die sogenannten Back-Office-Bereiche, wo der Zahlungsverkehr, Überweisungen oder auch Kredite bearbeitet werden. Dieser Bereich ist für die Postbank besonders sensibel, da er über ihre Tochter Betriebs-Center für Banken (BCB) auch die Zahlungsverkehre für ihren Mutterkonzern Deutsche Bank, die Commerzbank, HypoVereinsbank sowie die HSH Nordbank erledigt. Pro Tag fallen dort rund 30 Millionen Transaktionen an, die unter anderem auch in Hamburg bearbeitet werden. "Durch den Streik dürfte der gesamte Zahlungsverkehr verzögert und eingeschränkt werden", sagt Bose. "Und zwar nicht nur für die 14 Millionen Postbank-Kunden."

In Hamburg arbeiten derzeit laut Gewerkschaft rund 1400 Mitarbeiter für die Postbank. Etwa 500 davon seien direkt von den Tarifverhandlungen betroffen, die übrigen seien Beamte oder würden nach den Posttarifen bezahlt.

Die Eskalation der Tarifverhandlungen begründet Ver.di mit den völlig inakzeptablen Forderungen der Postbank, die nach der Übernahme durch die Deutsche Bank die Arbeitsbedingungen bei Gehalt, Urlaub und Arbeitszeiten deutlich verschlechtern wolle. "Der Branchenprimus will über seine Tochter Postbank die Löhne in der gesamten Branche drücken", sagt Bose. Die Deutsche Bank habe bereits im eigenen Haus viele Bereiche in Tochtergesellschaften ausgelagert, in denen deutlich geringere Löhne als im Stammhaus bezahlt würden. Dies dürfe bundesweit nicht Schule machen.

Konkret wolle die Postbank die Gehälter um bis zu 30 Prozent kürzen, den Urlaub auf 27 Tage verringern und die Wochenarbeitszeiten auf 42 Stunden verlängern, berichtet die Gewerkschaft. Die meisten der Betroffenen verdienten laut Bose heute zwischen 1900 und 3100 Euro brutto. "Große Einschnitte sind nicht akzeptabel, zumal es der Postbank nicht schlecht geht", sagt Bose. "Hier geht es um die reine Gewinnmaximierung der Deutschen Bank."

Die Postbank appellierte dagegen an die Gewerkschaft, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Die Streiks sind nicht nachvollziehbar und ungerechtfertigt", sagt Postbank-Sprecher Hartmut Schlegel. "Wir sind bereit, konstruktiv zu verhandeln." So habe sich die Postbank bereits im Sommer mit Ver.di auf einen Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen bis 2014 geeinigt. Am Montag soll es die nächste Verhandlungsrunde geben.

Die Gewerkschaft Ver.di will die Pläne der Postbank dagegen verhindern, sagt Bose: "Wir sind bereit, einen langen Arbeitskampf zu führen - und Ver.di hat dafür auch genügend Geld in der Kasse."