Die Wechselfrist läuft Ende November ab. Über Internet-Vergleichsportale kann man günstige Anbieter suchen. Was dabei zu beachten ist.

Hamburg. Über viele Jahre profitierte das Gros der Kunden bei Autoversicherungen von harten Preiskämpfen in der Branche. Doch damit dürfte es zumindest für die Bestandskunden in diesem Jahr vorbei sein. "Durchschnittlich wird die Anpassung bei uns im einstelligen Prozentbereich liegen", sagt eine Sprecherin der Allianz dem Abendblatt. Und auch bei der HUK Coburg müssen die Kunden mit Erhöhungen in dieser Größenordnung rechnen. Ein Grund: Die Zahl der schweren Unfälle ist laut der Branche im vergangenen Winter stark gestiegen.

Die Erhöhungswelle kommt den Vergleichsportalen im Internet gelegen. Denn bei steigenden Preisen werden auch die Portale häufiger besucht. Und bei Neuabschlüssen winken den Internet-Dienstleistern Provisionen. "Wir gehen davon aus, dass die Zahl der wechselwilligen Kunden im Vergleich zu den vergangenen Jahren rasant ansteigen wird", sagt Wolfgang Schütz vom Vergleichsportal Transparo. "Bei manchen Versicherern ist sogar von Preissteigerungen im zweistelligen Prozentbereich die Rede."

Während treue Kunden höhere Prämien zahlen müssen, werden Neukunden mit günstigen Tarifen gelockt. Keine Versicherungssparte ist so umkämpft wie das Kfz-Geschäft. "Im Zeitraum von August bis einschließlich Oktober sank die durchschnittliche Prämie in der Kfz-Haftpflichtversicherung für Versicherungswechsler um 27 Prozent", sagt Daniel Friedheim, Sprecher von Check24. Das zeigt, welches Einsparpotenzial ein Wechsel des Anbieters bringen kann.

Doch es bereitet einige Mühe, einen günstigeren Tarif zu finden. Zehn bis 20 Minuten pro Fahrzeug müssen für die Eingabe kalkuliert werden. Bei den ausgewiesenen günstigsten Tarifen gibt es Unterschiede von bis zu zehn Prozent. Je nach Beispielfall und Vergleichsportal werden unterschiedliche Versicherer als preisgünstigster Anbieter angezeigt. Und selbst wenn Versicherer und Tarif übereinstimmen, kann es zu unterschiedlichen Preisen kommen.

Das ist das Ergebnis eines Abendblatt-Tests von vier Vergleichsportalen mit verschiedenen Beispielfällen. Zwei Fälle sind in der Grafik (siehe oben) dargestellt. Check24 ist mit 450 000 vermittelten Policen im Jahr 2010 der Marktführer. Das neue Portal Transparo gilt in der Branche als der Herausforderer. Hinter ihm stehen die großen Versicherer HUK Coburg, HDI Direkt und WGV. Nafi ist dagegen eine Unternehmensberatung, die zwar Tarife vergleicht, aber keine Policen vermittelt. Und FSS-online ist als eines der ersten Portale in den Vergleich von Versicherungen eingestiegen. Tarife: Ein Grund für die Preisunterschiede ist, dass keiner der Tarifrechner den vollständigen Markt abbildet. Die HUK-Gruppe, der größte Autoversicherer, stellt seine Tarife Check 24 nicht zur Verfügung. Laut HUK-Coburg-Vorstandschef Wolfgang Weiler soll so das "Quasimonopol von Check24 gebrochen werden". Auch beim Herausforderer Transparo sind rund 30 Anbieter nicht gelistet, darunter Allianz, ADAC, Allsecur und DEVK.

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Beide Portale streiten darüber, wer mehr Versicherer vergleicht. In beiden Fällen sind es mehr als 50 Anbieter mit mehr als 180 Tarifen. Das reicht aus, um in der Mehrzahl der Test-Berechnungen eine der günstigsten Versicherungen zu finden. Lediglich beim Skoda Octavia nennt Konkurrent FSS-online noch einen preiswerteren Anbieter.

Unterschiedliche Preise können nach Angaben der Portale auch auf verschiedene oder fehlerhafte Eingaben der Kunden zurückzuführen sein. "Schon geringste Abweichungen führen zu unterschiedlichen Ergebnissen", sagt Check24-Sprecher Friedheim. Allerdings stellen die Portale auch unterschiedliche Fragen. Eine einheitliche Eingabe ist somit gar nicht möglich. Die Nafi-Unternehmensberatung listet zwar die meisten Versicherer auf. Das bringt dem Verbraucher aber nichts, wenn günstige Anbieter wie Admiral Direkt nicht mit in die Berechnung einbezogen werden, weil der Kunde zum Beispiel nicht weiß, wie viele Punkte er in Flensburg hat. Außerdem erkennt der Nutzer die Bedeutung dieser Frage erst am Ende der Berechnung. Dann kann er eine Liste anklicken. Sie führt auf, welche Versicherungen aus welchen Gründen nicht mit in die Berechnung einbezogen wurden.

Service: Check24 und Transparo bieten eine kostenlose Telefonberatung an. Nur Check24 ist dabei auch am Sonntag erreichbar. Alle Ergebnisse lassen sich ausdrucken. Die Leistungen der Tarife können im Detail verglichen werden. Nur so lässt sich überprüfen, ob die vorgegebenen Anforderungen, etwa ein Rabattretter oder keine Werkstattbindung, auch wirklich erfüllt werden. Check24 punktet in dieser Disziplin, weil die Übersicht mit einem Klick einsehbar ist. Bei Nafi fällt sie sehr kompakt aus, hilft aber wichtige Kriterien von eher unbedeutenden Kriterien zu unterscheiden. Am wenigsten überzeugt die Detailübersicht bei FSS-online. Transparo und Check24 bewerten die Tarife auch mit Noten.

Handhabung: Neun Schritte braucht Nafi bis zum Ergebnis. Check24 kommt mit fünf Schritten aus. Bisherige Police, Fahrerlaubnis und Zulassung bereitzulegen hilft, denn Transparo fand den Skoda Octavia Combi 1.4. TSI in der Fahrzeugliste nicht. Mit Herstellernummer und Typschlüsselnummer geht es ohnehin schneller. Denn zwischen 60 und 124 Tarifmerkmale werden nach einer Studie des Goslarer Instituts für verbrauchergerechtes Versichern bei einer Berechnung abgefragt. Die Experten kommen zu dem Ergebnis: Je weniger Abfragen, umso günstiger kann der Tarif ausfallen.

Nur bei FSS-online und Nafi kann man vor der Berechnung zusätzliche Leistungsmerkmale auswählen. Bei FSS-online funktioniert das aber nicht problemlos. Obwohl in den individuellen Vorgaben zum Beispiel Rabattretter gewählt wird, enthalten die angezeigten Tarife ihn nicht. Generell ist es empfehlenswert, die Preisberechnung mit minimalen Vorgaben zu starten und dann zu prüfen, ob die gewünschten Leistungen enthalten sind. Mit ein paar Klicks lassen sich die Tarife dann oft noch optimieren. Viele Vorgaben führen meist zu deutlich teureren Angeboten.

Fazit: Wer auf der Suche nach dem günstigsten Tarif ist, sollte zwei Vergleichsportale nutzen. Nach dem Abendblatt-Test bieten sich dafür Check24 und Transparo an. Angesichts der Wettbewerbssituation werden sich die Portale künftig nichts schenken. Davon kann der Verbraucher nur profitieren. Über welches Portal er dann die neue Police abschließt, bleibt ihm überlassen. Wenn man die Ergebnisse speichert, kann man sie in Folgejahren wesentlich schneller für einen Vergleich nutzen.

Tipp: Die Kfz-Versicherung kann zum Jahresende gekündigt werden. Das Schreiben muss bei der Versicherung bis zum 30. November eingegangen sein. Wenn der Versicherer die Prämie erhöht, kann man auch danach noch kündigen. Es gilt dann eine Frist von einem Monat nach Erhalt der Rechnung.