Erstmals sollen 2011 mehr als zwei Millionen Container transportiert werden. Bundesnetzagentur prüft höhere Gebühren für die Nutzung der Gleise.

Hamburg. Der Hamburger Hafen ist noch rund zehn Prozent von seinem Rekordjahr 2007 mit einem Umschlag von 9,89 Millionen Standardcontainern (TEU) entfernt - die Hafenbahn jedoch wird bereits in diesem Jahr erneut ihr bisher bestes Ergebnis aus dem Vorjahr übertreffen. "Wir rechnen für 2011 erstmals damit, mehr als zwei Millionen TEU zu transportieren", sagte der Chef der Hamburger Port Authority (HPA), Jens Meier, dem Abendblatt . Die Bahn mit 300 Kilometer Gleisen und 880 Weichen ist ein Unternehmensteil der Hafenverwaltung HPA.

Den Trend leitet Meier aus den Zahlen für die ersten neun Monate ab, die dem Abendblatt vorliegen. Danach sind bis Ende September mehr als 1,54 Millionen TEU verladen worden. Das bedeutet ein Zuwachs um 7,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Gesamtladung erhöhte sich um 3,7 Prozent auf 31,3 Millionen Tonnen. Die HPA geht davon aus, dass auch in diesem Jahr wieder mehr als 40 Millionen Tonnen transportiert werden. 2010 waren es 40,1 Millionen Tonnen. Hintergrund für die Entwicklung ist, dass die Hafenbahn schon während der Krise Marktanteile am Schienengüterverkehr von anderen Häfen an der Nordsee erobert habe, so die HPA. Ohnehin werden im Hamburger Hafen europaweit die meisten Boxen auf Züge verladen.

+++ Neue Schienen für die Kreischkurve +++

HPA-Chef Meier und der Leiter der Hafenbahn, Harald Kreft, wollen die Containerzüge nun noch rascher abfertigen. Ihr Ziel: Die Dauer, die die Waggons auf den Gleisen stehen, von durchschnittlich mehr als 20 in Richtung 15 Stunden zu verkürzen.

Bisher jedoch lassen manche der 88 Bahnfirmen, die im Hafen unterwegs sind, ihre Züge noch Wochen oder gar Monate auf den Schienen stehen. "So können nur wenige Waggons mehrere Hundert Meter Gleis und damit wichtigen Platz zur Zusammenstellung von Zügen blockieren", sagt Kreft. "Wir können die Eigner der Waggons aber nicht zwingen, sie wegzufahren. Unsere Gleise sind öffentliche, von der Bundesnetzagentur regulierte Verkehrswege."

Doch seit Anfang des Jahres lohnt es sich für die Bahnfirmen, sich mehr zu beeilen. Denn für das Abstellen von Waggons gelten jetzt neue Gebühren, die nach Haupt- und Nebengleisen in drei Kategorien gestaffelt sind. Bei den wichtigsten Schienenverbindungen müssen pro Stunde und Waggon 2,20 Euro bezahlt werden. "Gleichzeitig profitiert derjenige, der seine Rangierfahrten effizient organisiert, von den von 45 auf 25 Euro gesenkten Pauschale für die Zufahrt auf die Gleise", sagt HPA-Sprecher Alexander Schwertner. "Wir wollen bei der Hafenbahn nicht am Parken von Waggons verdienen, sondern am Durchsatz", begründet HPA-Chef Jens Meier die Neuordnung der Gebühren. Rabatte räumt die HPA zudem Rangierloks mit Rußfiltern und Waggons mit geräuscharmen Bremsen ein.

Erste Erfahrungen zeigen nun, dass die Waggons rascher von den Hauptgleisen heruntergefahren werden. Doch auf den Nebengleisen entstehen für die HPA immer noch zu viele Staus. "Es gibt daher Überlegungen, diese Tarife weiter zu erhöhen", sagt Schwertner. Die neuen Tarife prüft derzeit die Bundesnetzagentur. Klar ist aber: Künftig werden schon wegen der steigenden Zahl von Containern und der zunehmenden Verlagerung von Transporten auf die Schiene mehr Züge unterwegs sein. "Wir müssen mittelfristig täglich 400 statt derzeit 200 Züge mit 4500 Waggons auf den gleichen Gleisen abfertigen", sagt Kreft. "Ohne das neue Anreizsystem hätten wir aber schon jetzt die Zuwächse nicht bewältigen können."

Um die Gleisverbindungen noch effizienter nutzen zu können, behält die HPA 2011 bei den Investitionen in die Hafenbahn das Tempo der vorigen Jahre bei. Flossen zwischen 2008 und 2010 rund 125 Millionen Euro in Bahnhöfe sowie IT-Systeme, waren es in den ersten neun Monaten des Jahres 28 Millionen Euro. Schwertner ist überzeugt: "2011 werden erneut um die 40 Millionen Euro in die Hafenbahn investiert."