Verbraucherzentrale kritisiert gleichen Preis bei weniger Inhalt. Rohkaffee ist seit Juni 2010 um 90 Prozent teurer geworden.

Hamburg. Selten haben Verbraucherschützer Verständnis für Preiserhöhungen. Armin Valet hat Verständnis. Dafür, dass der Kaffeepreis in Deutschland wegen der explodierenden Notierungen für Rohkaffee nun weiter steigen wird. "Kaffee gehört wie Milch zu den Produkten, von denen der Handel mindestens ein Angebot im unteren Preissegment im Regal haben will. Deshalb ist die Rendite der Branche seit jeher gering", sagte Valet, Lebensmittelexperte der Verbraucherzentrale Hamburg, zum Abendblatt.

Auf die Palme bringen ihn aber versteckte Preiserhöhungen der Kaffeehersteller. So enthält nach seinen Angaben zum Beispiel jetzt eine große Packung der Marke Senseo nur noch 16 statt bisher 18 Kaffeepads - bei gleichem Preis. "Die kleinere Packung wurde von zehn auf acht Pads reduziert", sagt Valet. "Das sind Mogelpackungen, weil den Verbrauchern nicht offen gesagt wird, dass weniger Inhalt drin ist."

Der Hamburger Kaffeeröster Tchibo hat den Inhalt seiner Kapseln der Sorte Caffé Crema mild von 7,5 auf sieben Gramm Kaffee reduziert - und jetzt angekündigt, dass er seinen Kaffeepreis zum zweiten Mal innerhalb von nur zwei Monaten erhöhen will. Konkret steigt am 28. Februar der Preis für ein Pfund Feine Milde um 50 Cent auf 5,99 Euro. Privatkaffee wird um den gleichen Betrag auf bis zu 7,99 Euro pro Pfund angehoben.

Auch andere Hersteller haben ihre Preise für das Lieblingsgetränk der Deutschen in jüngster Vergangenheit erhöht. Zwar äußern sich Melitta, Kraft Foods (Jacobs-Kaffee) oder Nestlé und Dallmayr gegenüber der Presse nicht über ihre konkrete Preispolitik in Deutschland. Aber Nestlé und Kraft Foods kündigten bereits öffentlich an, dass man gestiegene Rohstoffkosten an die Kundschaft weitergeben wolle. Das ist wohl zum Teil schon geschehen. Eine Stichprobe des Abendblatts ergab, dass Jacobs-Kaffee im Dezember 2009 noch für um die drei Euro zu haben war. Ein Jahr später lag der Preis bei 3,49 Euro und in diesem Monat bei 3,69 Euro. Der Kaffee von Melitta kostete Mitte Januar 2010 zwischen 2,49 und 2,79 Euro. Im Dezember waren es um die drei Euro und nun 3,49 Euro. Bei Dallmayr stieg der Preis binnen Jahresfrist von 2,99 auf 3,69 Euro. Im Gegensatz zu Tchibo mit seinen 850 Filialen beliefern die anderen Hersteller die Kunden nicht direkt, sondern nur den Einzelhandel, der seinerseits die Preise bestimmt. Deswegen müssen diese auch nicht einheitlich sein.

Nicht nur die Markenhersteller, auch die Discounter drehen an der Preisschraube. Aldi hat Ende Januar den Anfang gemacht und das Pfund um 50 Cent verteuert. Auch bei Rewe und Edeka müssen die Verbraucher nun mehr für ihr Lieblingsgetränk bezahlen. "Der Kaffeepreis dürfte auch in den kommenden Monaten hoch bleiben", sagte Carsten Fritsch, Rohstoffspezialist der Commerzbank, dem Abendblatt. Grund seien Spekulationen mit den braunen Bohnen. Besonders die in Deutschland beliebte hochwertige Sorte Arabica, die Tchibo ausschließlich führt, ist betroffen. "Ihr Preis ist seit Oktober um 40 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum vergangenen Juni beträgt die Preissteigerung sogar 90 Prozent", so Fritsch. Eine Entspannung erwartet er erst Mitte des Jahres. Aber auch dann dürften die Preise nur leicht nachgeben.

Tchibo will nun die Kunden bewusst frühzeitig informieren. Zudem betont der Röster, dass man trotz der Preisexplosion weiterhin nur die teure Sorte Arabica verarbeiten und dem Kaffee nicht die billigere Bohne Robusta unterschieben werde. Das Unternehmen wirbt in seiner neuesten Broschüre, in der die Kunden über aktuelle Angebote informiert werden, bereits mit "Tchibo Kaffee zum alten Preis". Zudem liegt ab heute ein Schreiben des Vorstands Peter Rikowski und des Leiters aller deutschen Filialen, Carsten Horn, aus. Darin erklären die beiden Manager den Kunden die Verteuerung und versprechen sofortige Senkungen, falls sich die Lage am Kaffeemarkt nachhaltig verbessert. Doch das kann dauern.