Millionen Internetnutzer holen sich Gutscheine aus dem Netz. Sie sparen in Restaurants, bei Wellness oder Mode. Wer bietet was an?

Hamburg. 57 Prozent auf Zahnreinigung, sieben Yoga-Sessions für 25 Euro, Sonntagsbrunch für zwei nur zehn Euro. Wer sich im Internet bei Gutscheinversendern wie Groupon oder DailyDeal angemeldet hat, bekommt regelmäßig solche Schnäppchen ins E-Mail-Fach. Dabei wird im Netz alles, was sich irgendwie günstiger verkaufen lässt, inzwischen per Gutschein oder Rabattcoupons verscherbelt. Ob Massagen, Reisen oder Kinotickets.

Der Trend kommt aus den USA. In den Staaten war die Jagd nach Vergünstigungen schon vor der Krise zum Volkssport geworden. Auch in Deutschland kann seit einiger Zeit Geiz geil sein, und so fragen sich auch hier immer mehr Kunden, warum sie angesichts der Billigangebote im Netz eigentlich noch die regulären Preise zahlen sollen: Die Zahl der Gutscheinjäger im Internet geht in die Millionen, und täglich werden es mehr.

Mit der boomenden Nachfrage der Dumpinggesellschaft wächst auch die Zahl der Anbieter. Und die sitzen nicht mehr nur in Chicago, sondern immer öfter auch in Hamburg. "Couponing und Gutscheine sind in unserer Stadt ein bedeutender Trend mit etlichen Anbietern", sagt Uwe Jens Neumann, Vorsitzender des Medienverbands Hamburg@work. So suchen auf dem Internet-Rabattportal Gutscheinpony mit Sitz in Harvestehude täglich 40 000 Menschen nach Rabattcoupons, die sparbon.de, eine Tochter der Hamburger Netzpiloten, arbeitet mit einem ähnlichen Geschäftsmodell.

Auch die Hamburger Cadooz AG verschickt täglich Gutscheine. 3000 der Papiere oder Karten mit Geheimcodes verlassen täglich das Büro in der AlsterCity, es ist geschützt wie ein Hochsicherheitstrakt, denn die Gutscheine haben pro Stück einen Wert von bis zu 15 000 Euro. Für Unternehmen wie E.on, A.T.U. oder Christ, die mit Cadooz zusammenarbeiten, sind sie zu einem wichtigen Instrument der Kundenbindung geworden.

Wie euphorisch die Internetszene die Geschäftsideen rund um die Gutscheine feiert, beweist das US-Unternehmen Groupon aus Chicago. Es hat 50 Millionen registrierte Nutzer in 35 Ländern und sammelte in einer rekordverdächtigen Finanzierungsrunde umgerechnet 730 Millionen Euro ein. Das ist eine der höchsten Summen, die ein Start-up je erhalten hat. Der 29 Jahre alte Groupon-Erfinder Andrew Mason, der eigentlich Musiker werden wollte, hat mit seiner Gründung 2008 bereits Dutzende Nachahmer angestiftet, sich mit ganz unterschiedlichen Gutscheinideen ins Internet zu trauen. Sie haben eine neue Welle von Billigpreisen im Netz hervorgebracht und Millionen Menschen zu Rabattfans gemacht. Und so unterscheiden sich die Coupons:

Anbieter mit Klubs (Groupon, cooledeals):

Jeder kann sich kostenlos auf der Startseite eines Portals wie groupon.de oder cooledeals.de registrieren. Die Unternehmen bieten den Mitgliedern dann regelmäßig Angebote aus ihrer Stadt an. In München einen Braukursus, in Nürnberg einen Gutschein für einen Optiker, in Hamburg ein Menü vom Italiener in Winterhude. Das Schnäppchen gibt es nur dann, wenn sich im Netz eine vorher festgelegt Zahl von Interessenten für den Deal findet. Er kommt zustande, wenn diese Zahl an potenziellen Käufern erreicht ist - dann gibt es für alle den Gutschein zum Ausdrucken. "Wir kennen keine Beschwerden über die Gutscheinanbieter", sagt Susanne Nawarra von der Verbraucherzentrale Berlin, allerdings sei die Begrenzung mancher Gutscheine auf weniger als drei Jahre unzulässig.

Für einen Kleinbetrieb oder ein neu eröffnetes Restaurant kann die Coupon-Aktion einen wichtigen Startimpuls bedeuten. Es ist zwar nicht bekannt, wie die Einnahmen zwischen Groupon und den lokalen Anbietern aufgeteilt werden. Normalerweise wird der Umsatz geteilt. Das rentiert sich aber häufig auch für den Aktionsanbieter: Wer über Groupon einen Coupon verkauft, geht davon aus, dass der Kunde mehr Geld in seinem Betrieb ausgibt.

Anbieter ohne Mitgliedschaft (gutscheinpony.de, sparbon.de):

Die Hamburger GutscheinPony.de ist nach eigenen Angaben Marktführer im Bereich der Onlinegutscheincodes. Diese Woche bringt Karstadt dort mit einem Rabattcoupon seine Bettwäsche für die Hälfte auf den Markt. Der Otto Versand wirbt mit einem 25-Euro-Gutschein für sein Angebot. Konkurrenten sind etwa sparbon.de, ebenfalls aus der Hansestadt, oder coupons4u.de. Die Anbieter stellen Gutscheincodes und Rabattaktionen von Onlineshops, aber auch Gutscheine von Geschäften oder Restaurants auf ihre Seite, die ein Redaktionsteam ausgesucht hat.

Ein besonders großes Wachstumspotenzial haben Coupons fürs Handy: "Ich gehe durch die Schanze, mein Handy zeigt einen Kaffeegutschein vom Laden neben mir an, und ich kann ihn direkt einlösen", sagt Wolfgang Macht, Chef von sparbon.de. Bei diesen Portalen gibt es sogar Hunderte von Schnupperangeboten gratis, die Auswahl reicht von Hundefutterproben über MP3-Player bis zu Bioschokolade zum Probieren.

Gutscheine als Marketinginstrument (Cadooz, blackhawk, incomm):

Unternehmen wie Cadooz handeln mit Gutscheinen als Belohnungssystem. Beispiel: Ein Unternehmen will seine Mitarbeiter für gute Ideen belohnen. Cadooz organisiert dann etwa einen Hotelgutschein als Geschenk und wird für diese Dienstleistung bezahlt. Oder: Mit einem Tankgutschein sollen Kunden beschenkt werden, die einen Neukunden für das Unternehmen gewonnen haben. Im innerbetrieblichen Vorschlagswesen nutzen etwa E.on oder SAP die Gutscheine von Cadooz, die für diese Firmenkunden die Abwicklung des Gutscheingeschäfts organisieren. Partner, die ihre Leistung als Geschenk zur Verfügung stellen, sind etwa Cinemaxx oder Shell. "Es ist eine wahre Freude, mit diesem Geschäftsmodell zu arbeiten", sagt Cadooz-Chef Florian Welsch. Er ist begeistert von seinem Handel ohne Ware, ohne teures Lager, ohne Tausende von Rücksendungen, über die Internethändler stöhnen, wenn sie Schuhe oder Möbel verkaufen. Es ist ein Geschäft, das keinen Ärger mit Lieferanten in China kennt, sagt Welsch. "Und doch ist es so wunderbar skalierbar."