Investor Aurelius hält 95 Prozent, setzt neue Geschäftsführung ein und prüft Schiffsneubau

Hamburg. Der Finanzinvestor Aurelius hat die Neustädter Reederei Peter Deilmann fast komplett übernommen. Nach Informationen des Abendblatts besitzen die Münchner nun an dem Unternehmen 95 Prozent, für die sie einen zweistelligen Millionenbetrag gezahlt haben. "Diese Zahl werde ich nicht dementieren", sagte der Vorstandsvorsitzende von Aurelius, Dirk Markus, gestern an Bord der "Deutschland", die als 100. Schiff in diesem Jahr Hamburg angelaufen hatte. In den kommenden zwei Monaten sollen zwei Manager von Aurelius das Tagesgeschäft übernehmen. "Gisa und Hedda Deilmann werden dann als Botschafterinnen der Reederei unterwegs sein."

"Traumatische Erfahrungen mit rücksichtslosen Banken"

Sieben Jahre lang hatten die Zwillingsschwestern das Unternehmen seit dem Tod von Peter Deilmann geführt. "2008 war das beste Jahr der Reedereigeschichte", sagte Hedda Deilmann. Durch die Weltwirtschaftskrise blieben dann US-Touristen aus und der Neubau eines Hochseekreuzfahrers scheiterte. Als durch einen Brand auf der "Deutschland" weitere Reisen ausfielen, "hatten wir nicht mehr die Mittel, um die Phase zu überbrücken. In dieser Zeit haben wir traumatische Erfahrungen mit rücksichtslosen Banken gemacht", so Deilmann.

Auf der Suche nach einem "verlässlichen Partner" gelang dann der Verkauf an Aurelius. "Auch unser Vater hätte nicht gezögert, den Weg zu gehen", sagt seine Tochter. Beide Schwestern hätten sich dennoch nur "schweren Herzens" zum Verkauf entschlossen.

Die Pläne für einen Neubau, die seit Jahren bei der Neustädter Reederei in der Schublade liegen, wird nun Aurelius-Chef Markus prüfen. "Innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre werden wir entscheiden", sagte der Manager. Zunächst soll ein zweistelliger Betrag für das Marketing und die Werbung für die "Deutschland" sowie in den Schuldenabbau investiert werden. An Bord soll es aber keine radikalen Veränderungen geben. Auch bei den 280 Mitarbeitern an Bord sowie den 44 an Land soll sich durch die Übernahme nichts ändern.

Die "Deutschland" wird weiter unter deutscher Flagge fahren

Luxus- und Komfortsuchende gelten als Zielgruppe für die "Deutschland", deren Einrichtung an Ozeanriesen der 20er-Jahre erinnert, und die weiter unter deutscher Flagge fahren wird. Das Durchschnittsalter der Gäste liegt bei Anfang 60, der Tagespreis bei 400 Euro. In dieser Marktnische rechnet sich Markus langfristig Chancen aus. "Von den weltweit mehr als 500 Kreuzfahrern sind nur fünf so ausgestattet wie unser Schiff, und es ist das einzige deutschsprachige." Aurelius erzielte mit Töchtern wie dem Spirituosenhersteller Berentzen oder dem Radioanbieter Blaupunkt zuletzt 1,3 Milliarden Euro Umsatz. Dazukommen nun 50 Millionen von Deilmann.