In der Innenstadt stehen Container, von denen aus die Sendungen umweltschonend weitertransportiert werden

Hamburg. Der Paketdienst United Parcel Service (UPS) liefert seine Pakete künftig zu Fuß und mit dem Fahrrad aus. Zumindest in der Hamburger Innenstadt. Dazu hat das internationale Logistikunternehmen eine Partnerschaft mit der Stadt geschlossen. Hintergrund ist ein zweijähriges Modellprojekt zur City-Logistik, das am 1. Februar startet. Anstatt mit den braunen markanten Lieferfahrzeugen sollen die Zusteller in der Innenstadt ihre Pakete dann zu Fuß, mit der Sackkarre oder dem Elektrofahrrad zum Adressaten bringen. Ziel ist es, den Verkehrsfluss zu erhöhen, weil die Lieferfahrten mit dem Kastenwagen entfallen und die Fahrzeuge während der Auslieferung nicht länger die Straße blockieren. Außerdem sollen die Emissionen kräftig gesenkt werden.

Und so funktioniert es. Frühmorgens werden am UPS-Standort in Hamburgs Osten Container mit den vorsortieren Paketen für die Innenstadt gepackt. Anschließend werden diese Container an ausgewählte zentrale Standorte in der Innenstadt gebracht, wo sie als Zwischenlager aufgestellt werden. Vom Zwischenlager aus liefern die Zusteller die Pakete an die UPS-Kunden in einem Umkreis von zwei bis zweieinhalb Kilometern um die Container herum zu Fuß oder per Fahrrad aus. Schwere Sendungen werden mit der Sackkarre transportiert. Die Mindestlohndebatte berührt das Unternehmen übrigens nach eigenen Angaben nicht: UPS zufolge verdienen die Zusteller 18,40 Euro pro Stunde. Abends, wenn der Verkehr nachlässt, wird der dann leere Container wieder zur UPS-Zentrale zurückgebracht.

Ein erster Test des neuen Lieferverfahrens mit einem Container am Neuen Wall hat erstaunliche Ergebnisse gebracht: Im Schnitt entfallen pro Tag drei bis vier Liefertouren per Lkw, bei denen die Fahrer häufig in zweiter Reihe insgesamt 350 Mal anhalten, um ihre Pakete auszuliefern. „Wir haben mit dem ersten Versuch mit dem mobilen Depot für Pakete erreicht, dass Lieferverkehre nicht nur am Neuen Wall, sondern auch in der Umgebung reduziert werden konnten“, sagte Frank Sportolari, Generalbevollmächtigter von UPS Deutschland bei der Präsentation des Projekts am Mittwoch. Um den Lieferverkehr angrenzender UPS-Zustelltouren zu reduzieren, werden weitere Container nach dem gleichen Prinzip am Hopfenmarkt, Raboisen und in der Welckerstraße eingesetzt. „Eine Ausweitung des Konzepts ist für uns daher eine folgerichtige Entscheidung“, so Sportolari. „Über kurz oder lang wollen wir die gesamte Innenstadt emissionsfrei mit Paketen versorgen.“

Ein Partner dabei ist die Stadt, vor allem die Bezirksämter, die geeignete Flächen für die Paketcontainer ausfindig machen und deren Aufstellung genehmigen müssen. Den Anstoß zu dem Projekt habe der Business Improvement District (BID) am Neuen Wall gegeben, in dem sich die Einzelhändler vor Ort organisiert haben, sagte Claudius von Rüden vom Bezirksamt Mitte. „Der BID Neuer Wall hatte aufgrund der beengten Verhältnisse in der Straße in vielen Gesprächen mit Logistikunternehmen versucht, eine bessere Organisation des Lieferverkehrs zu erreichen, wobei der Paketdienst dabei die besten Chancen bot, Verbesserungen zu erreichen“, so von Rüden. Einzig UPS sei auf die Idee eingegangen und habe ernsthaft an einer Lösung des Problems mitgearbeitet. Wirtschaftssenator Frank Horch lobte das Projekt als einzigartig, um Verkehr nicht zu verbieten, sondern zu reduzieren. „Die vereinbarte Ausweitung des Modellversuchs schafft eine wichtige Grundlage für die Etablierung eines Lieferverkehrs, der sich veränderten Rahmenbedingungen und Anforderungen stellt“, sagte er.

Sportolari erklärte, dass UPS auch in anderen Städten Projekte zur Reduktion von Schadstoffen vorantreibe. Nirgendwo klappe die Zusammenarbeit aber so gut und reibungslos wie in Hamburg. „Eine Kooperation dieser Art ist einmalig in Deutschland“, sagte der Manager. Er könne sich vorstellen, dass sich andere Paketdienste später dem Projekt anschließen und halte es für denkbar, gemeinsame Paketzentren aufzubauen. „Letztlich muss allen klar sein: Der Einzelhandel lebt davon, dass die Versorgung zuverlässig funktioniert. Gleichzeitig müsse mehr für den Klimaschutz getan werden. „Nachhaltigkeit ist ein zentraler Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie“, so Sportolari. Deshalb werde auch die Flotte der Elektrofahrzeuge erhöht.

Drei mit Strom angetriebene Transporter hat das Unternehmen derzeit in Hamburg im Einsatz. Die Zahl soll auf 13 erhöht werden. Dazu habe UPS ein Verfahren entwickelt, mit dem die herkömmlichen Kastenwagen zu Elektrolastern umgebaut werden. Ein kleines Unternehmen bei Stuttgart übernimmt diese Aufgabe. Die großen Konzerne hatten alle abgewinkt.