Anleger auf Steinwerder kostet 16 Millionen Euro weniger als geplant. Im Juni werden die ersten Passagiere abgefertigt

Hamburg. Die Kapazitäten für Kreuzfahrten werden in Hamburg massiv erweitert. Am Mittwoch feierte das Terminalgebäude für das dritte Kreuzfahrtcenter der Hansestadt im mittleren Freihafen Richtfest. Es soll bereits im Juni fertig sein und dann neben dem Cruise Center in der HafenCity und dem in Altona als Passagieranleger den Betrieb aufnehmen.

Doch anders als diese soll das neue Terminal auf Steinwerder die größten im europäischen Markt fahrenden Kreuzfahrtschiffe mit bis zu 4000 Passagieren bedienen können. Entsprechend großzügig ist die Anlage, die sich am Mittwoch im Rohbau der Öffentlichkeit präsentierte: Eine 10.000 Quadratmeter große Halle aus Glas und Stahl, direkt am Kronprinzkai gelegen. Eigentlich sind es zwei Hallen. Während im östlichen Gebäude Gäste ankommen, können gleichzeitig über das westliche Gebäude neue Passagiere an Bord gehen. Insgesamt sollen so pro Anlauf 8000 Kreuzfahrtgäste gleichzeitig abgefertigt werden.

Und noch etwas unterscheidet den Bau von zahlreichen anderen städtischen Projekten: Er wird nicht teurer, sondern billiger als erwartet. Anstatt der erwarteten 80 Millionen Euro, die die Hamburg Port Authority (HPA) als Bauherrin veranschlagt hatte, soll das Gesamtprojekt 64 Millionen Euro kosten, kündigte HPA-Geschäftsführer Jens Meier bei den Feierlichkeiten an. „Mit dem Bau des neuen Kreuzfahrtterminals liegen wir nicht nur voll im Zeitplan, wir haben es durch hervorragende Projektsteuerung auch geschafft, die Gesamtkosten um 16 Millionen Euro zu reduzieren“, sagte Meier vor rund 100 geladenen Gästen. Gründe dafür seien eine neue Systembauweise der Halle, bei der vorgefertigte Elemente aneinandergefügt werden, sowie der Umstand, dass nach der internationalen Ausschreibung der Arbeit mit dem Sieger nachverhandelt werden konnte.

Dabei handelt es sich um den Bauunternehmer Jörg-Uwe Goldbeck, der einräumte, eine so große Halle sei ein besonderes Projekt. „Der Bau stimmt auf die Weite des Meeres ein“, sagte er. Und HPA-Chef Meier ergänzte: Einen Architekturpreis wird das Terminal nicht gewinnen, aber es ist absolut im Zeitplan und höchst funktional.“ Und so sieht es auch aus: Unten entstehen mit dem Rücken zum Wasser Check-in-Schalter, rechts davon entsteht ein Duty-free-Shop für zollfreie Einkäufe. Links kommt ein Wartebereich mit Bänken, dahinter die Sicherheitsschleusen, Passkontrolle und ein Verwaltungsbereich. Über Rolltreppen sowie Fahrstühle geht es dann auf die Galerie, wo die Einstiegsbrücken zu den Schiffen herausgefahren werden. Spiegelverkehrt dazu befinden sich im zweiten Gebäudeteil Anlagen für die ankommenden Passagiere.

Damit die Gäste schnell in die Stadt kommen, baut die HPA eine neue Verkehrsinfrastruktur auf einem rund 20 Fußballfelder großen Gelände vor der Halle: Ein Parklatz mit 1500 Stellplätzen, Wartepunkte für Busse und Lkw, eine Haltezone, um Personen abzusetzen und aufzunehmen und zusätzlich ein Fähranleger, über den Kreuzfahrtgäste schnell auf dem Wasserweg an das andere Elbufer gelangen können. Die Zufahrt zum neuen Terminal mitten im Hafen soll über die Buchheisterstraße erfolgen, die dreispurig ausgebaut wird.

An großen Kreuzungen wird eine zusätzliche Ampelanlage installiert. Aller Kritik über die Abgelegenheit des Terminals zum Trotz, hält HPA-Chef Meier den Standort für sehr stadtnah: „Man ist von hier aus in einer Viertelstunde am Hauptbahnhof und in einer halben Stunde am Flughafen.“

Laut Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) wird es Hamburg mit dem dritten Terminal gelingen, die wirtschaftlichen Potenziale der Kreuzfahrt noch besser zu nutzen. „Schon heute hängen mehr als 1500 Arbeitsplätze von der Branche ab und tragen zu einer Wertschöpfung von rund 270 Millionen Euro pro Jahr bei“, sagte der Senator und lobte die Modernität des Baus. Das kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei dem „CC3“ wie das neue Kreuzfahrtterminal heißen wird, eigentlich um einen sehr konventionellen Bau handelt. Es ist weder mit einer Anlage zur Landstromversorgung wie sein Pendant in Altona ausgestattet, noch mit einer Anlegestelle für eine sogenannte Power Barge wie in der HafenCity, wo der Strom für die Kreuzfahrtschiffe über ein schwimmendes Kraftwerk erzeugt wird, das mit Flüssigerdgas angetrieben wird.

Der Naturschutzbund (Nabu) kritisierte angesichts des Richtfests erneut die Luftverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe. „Es ist doch völlig absurd, dass ein Kreuzfahrtschiff auf einer Wasserstraße quasi in der Innenstadt parken und ungestraft die Luft verpesten darf“, sagte der Nabu-Experte Malte Siegert am Dienstag.