Flughafen Hamburg vermeldet neuen Rekord. Airportchef will Dialog mit Fluglärmgegnern verstärken

Hamburg. Der Hamburger Flughafen hat im Jahr 2014 die eigenen Erwartungen noch deutlich übertroffen: Vor gut zwölf Monaten rechnete Michael Eggenschwiler, der Chef von Hamburg Airport, mit einem Verkehrswachstum von mehr als vier Prozent – und er gab das Ziel aus, die Marke von 14 Millionen Passagieren erstmals zu knacken. Wie das Unternehmen jetzt bekannt gab, lag die Passagierzahl sogar deutlich darüber: 14,76 Millionen Fluggäste wurden am Hamburger Flughafen abgefertigt, das war ein Plus von immerhin 9,3 Prozent gegenüber dem durch Streiks des Sicherheitspersonals stark beeinflussten Vorjahr.

Es sei eine „beachtliche Leistung der Mitarbeiter“ gewesen, dieses kräftige Wachstum zu bewältigen, sagt Eggenschwiler. Er ist besonders zufrieden darüber, dass sich die Vielfalt im Flugplan erhöht hat. So habe es 70 Erstflüge von Airlines gegeben. In den meisten Fällen bedeute dies mehr Wettbewerb auf bestehenden Routen, doch 18 Strecken in das europäische Ausland seien neu für Hamburg: „Das erhöht die Attraktivität des Standorts weiter.“ Vor diesem Hintergrund ist Eggenschwiler zuversichtlich für das neue Jahr: „Die 15-Millionen-Marke in 2015 ist erreichbar.“ Man erwarte ein Wachstum von drei bis vier Prozent.

Dabei sind einige Faktoren, die mehr Passagiere bringen werden, bereits bekannt: Die spanische Fluggesellschaft Iberia kehrt Ende März mit einer Madrid-Verbindung nach Hamburg zurück, und der britische Billigflieger EasyJet hat seine Basis in Fuhlsbüttel Anfang November von zwei auf drei Jets erweitert. Darüber hinaus beginnt Germanwings in diesem Jahr mit dem Ersatz von sechs in Hamburg stationierten 90-sitzigen Flugzeugen vom Typ Bombardier CRJ-900 durch Airbus-Maschinen, die etwa die doppelte Sitzplatzkapazität aufweisen.

Neue Langstreckenverbindungen sind im Jahr 2014 nicht hinzugekommen – zum Leidwesen der Hamburger Wirtschaft, die sich mehr Interkontinental-Nonstopflüge wünscht. Neue Flugzeugtypen bieten nach Auffassung von Eggenschwiler jedoch interessante Perspektiven für die Stadt. Das gelte nicht nur für mittelgroße Langstreckenmaschinen wie den Boeing 787 Dreamliner und den Airbus A350, die dank innovativer Technik 20 Prozent beziehungsweise 25 Prozent weniger Treibstoff pro Passagier verbrauchen sollen als herkömmliche Jets vergleichbarer Kategorie und damit potenziell mehr Ziele wirtschaftlich bedienen können. Kürzlich hat Airbus eine neue Ausführung des kleineren A321, die dann auch für Langstrecken tauglich ist, angekündigt. Derartige Flugzeuge seien „sicher für Märkte wie unseren attraktiv“, sagt Eggenschwiler.

Um den Komfort für Fluggäste zu erhöhen, will man am Flughafen Hamburg in diesem Jahr die WLAN-Abdeckung verbessern. Außerdem wird der im September 2014 begonnene Pilotversuch mit Gepäckaufgabeautomaten fortgesetzt.

Erstmals seit 2011 ist im vergangenen Jahr die Zahl der Flugbewegungen wieder gestiegen, sie nahm sogar kräftig um sieben Prozent auf 153.876 zu. Parallel dazu ist die Anzahl der Fluglärmbeschwerden bereits bis Ende November auf einen neuen Höchststand von 4700 geklettert. Hierzu merkt der Flughafenchef an, dass die Menge der Flugbewegungen auf dem Niveau des Jahres 1997, als nur rund acht Millionen Passagiere ab Hamburg geflogen sind, liegt. Seitdem habe die Verkehrsleistung um 70 Prozent zugenommen, während sich im gleichen Zeitraum die mit einem bestimmten Schallpegel belastete Fläche rund um den Flughafen um 35 Prozent verkleinert habe.

Angesichts der offensichtlich dennoch erhöhten subjektiven Betroffenheit will sich Eggenschwiler dafür einsetzen, dass der Dialog mit den Anwohnern intensiviert wird. Er warb für gegenseitige Toleranz. In einer Metropole wie Hamburg werde man immer mit einer gewissen Lärmbelastung leben müssen – und einer Studie des Umweltbundesamts zufolge seien in Deutschland weitaus mehr Menschen von Lärm durch Schienen- und Straßenverkehr betroffen als durch Fluglärm.

Von November an werde die Lufthansa in Hamburg eine neue Jetgeneration, die spürbar leiser sei, einsetzen, so Eggenschwiler. Außerdem werde bereits nach einem neuen Anflugverfahren, das den Menschen in den Walddörfern und im Alstertal Entlastung bringen soll, geflogen.