Niedrige Sparzinsen und geringe Inflation sorgen für Konsumrausch. Hamburger Einzelhändler zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft

Hamburg. Auf dem Sparbuch bekommt man derzeit so gut wie keine Zinsen mehr, also geben die Bundesbürger ihr Geld lieber aus. Die Konsumstimmung der deutschen Verbraucher ist vor dem Start ins neue Jahr so gut wie lange nicht mehr, wie eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ergab. Der sogenannte Konsumklimaindex stieg von 8,7 Punkten für Dezember auf 9,0 Zähler für Januar. Besser war die Verbraucherstimmung zuletzt vor acht Jahren.

Mitten im Weihnachtsgeschäft nahm auch die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen zu. Ein Hauptgrund dafür sind die einbrechenden Energiepreise. „Was ich einspare an Heizöl und Benzin, steht mir an anderer Stelle für Ausgaben zur Verfügung“, sagt GfK-Experte Rolf Bürkl. Zumal auch die Sparneigung aufgrund der aktuellen Konditionen der Banken auf ein historisch niedriges Level fiel. „Sparen ist derzeit nicht attraktiv“, betonte Bürkl mit Blick auf die extrem niedrigen Zinsen.

„Dazu kamen sicher auch die Meldungen über Strafzinsen, die im November die Runde machten“, ergänzt Bürkl. „Das betrifft zwar bislang nur einige größere private Guthaben und Geschäftsguthaben, aber offenbar sind auch viele „normale“ Sparer verunsichert und fürchten, dass ähnliche Strafzinsen sie einmal treffen werden und ihnen somit etwas von ihrem Geld genommen wird.“ In der Folge suchten nicht wenige Verbraucher alternative Anlagen in Sachvermögen.

Auch die niedrige Inflation unterstützt derzeit den Konsum: Wenn die Verbraucherpreise kaum zulegen, verringert sich auch die Kaufkraft nur wenig. Bei gleichzeitig steigenden Löhnen bleibt letztlich sogar mehr im Portemonnaie übrig.

Dennoch gingen im Dezember die Einkommenserwartungen auf überaus hohem Niveau etwas zurück, ohne dass die Spezialisten eindeutige Gründe dafür ausmachen konnten. Denn die Rahmenbedingungen wie der stabile Arbeitsmarkt und die Rekordbeschäftigung sind für die Verbraucher nach wie vor sehr günstig.

Der Hamburger Einzelhandel ist mit dem bisherigen Verlauf des wichtigen Weihnachtsgeschäfts denn auch weitgehend zufrieden. „Kaufkraft und Konsumlaune stimmen“, sagt Wolfgang Linnekogel, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Nord in Hamburg. „Insbesondere Bücher, Unterhaltungselektronik und Spielwaren sind gefragt.“ Schwierig sei die Lage nur für die Modehändler und Schuhketten. „Für den Kauf von Winterkleidung und warmen Stiefeln ist es schlicht zu warm“, so Linnekogel. Insgesamt geht er davon aus, dass die Umsätze im Weihnachtsgeschäft etwa 1,2 Prozent über dem Vorjahr liegen werden.

Für 2015 erwarten die GfK-Experten erneut eine stabile Entwicklung bei den Ausgaben der Bevölkerung. „Der private Konsum wird auch im kommenden Jahr eine wichtige Rolle für den prognostizierten Aufschwung der deutschen Wirtschaft spielen.“ Eine gute Entwicklung im kommenden Jahr sei allerdings kein Selbstläufer, betont Bürkl. „Dafür muss sich die geopolitische Lage weiter beruhigen.“ Wenn sich hingegen etwa die Ebola-Epidemie ausbreite oder die Lage in den Krisengebieten weiter zuspitze, werde dies die Verbraucher verunsichern – und in der Folge zur Zurückhaltung beim Konsum veranlassen.