Im Mai soll Harald Krüger neuer Vorstandsvorsitzender werden. Der aktuelle Chef Norbert Reithofer geht in den Aufsichtsrat

München. Abrupter Führungswechsel bei BMW: Überraschend früh übergibt Vorstandschef Norbert Reithofer sein Amt an den bisherigen Produktionschef Harald Krüger. Der Aufsichtsrat des Münchner Konzerns beschloss am Dienstag den Stabwechsel für Mai 2015 – Reithofers Vertrag lief eigentlich bis 2016. Der 49 Jahre alte Krüger ist jüngstes Mitglied im BMW-Vorstand und gilt schon seit Jahren als Kronprinz. Der 58 Jahre alte Reithofer wechselt nach der Hauptversammlung 2015 in den Aufsichtsrat, wo er den Chefposten übernehmen soll. Zuletzt waren Spekulationen um Reithofers Zukunft aufgeflammt.

Der studierte Maschinenbau-Ingenieur Krüger arbeitet seit 1992 bei BMW und stieg 2008 als Personalchef in den Vorstand auf. 2012 erhielt er die Zuständigkeit für die Marken Mini und Rolls-Royce und das Motorradgeschäft, ehe er 2013 zum Produktionsvorstand bestellt wurde. Er tritt nun in die Fußstapfen Reithofers, der den Konzern und das Image von BMW neu ausrichtete – weg vom Hersteller spritfressender PS-Protze hin zum Anbieter von sparsamen Klein- und Kompaktwagen, Familienkutschen und Elektroflitzern. Eine Entscheidung über den künftigen Vorstandschef – ob den bisherigen oder einen neuen – war eigentlich erst im Frühjahr 2015 erwartet worden. Über die Zukunft Reithofers bei BMW war zuletzt spekuliert worden, als im November bekannt wurde, dass der Manager Anfang 2015 in den Siemens-Aufsichtsrat einziehen will. Reithofer steht seit 2006 an der BMW-Spitze und hat den Konzern seither zu neuen Bestmarken geführt: Im laufenden Jahr will BMW weltweit erstmals mehr als zwei Millionen Autos verkaufen.

Der direkte Wechsel Reithofers in den BMW-Aufsichtsrat dürfte auf Kritik stoßen: Laut Deutschem Corporate Governance Kodex soll eigentlich zwischen Posten im Vorstand und im Aufsichtsrat eine Pause von zwei Jahren liegen – es sei denn, der Wechsel erfolgt auf Wunsch eines Großaktionärs. Bei BMW zieht die Familie Quandt/Klatten die Fäden. Johanna Quandt, ihrem Sohn Stefan und ihrer Tochter Susanne Klatten gehören zusammen 46,7 Prozent an dem Autobauer. Der Wechsel vom Vorstandsvorsitz zum Aufsichtsratschef soll laut Kodex „eine der Hauptversammlung zu begründende Ausnahme“ sein.

BMW sei daran gelegen, die Verantwortung für die Weiterentwicklung des Unternehmens „rechtzeitig an nachfolgende Generationen zu übergeben“, begründete Aufsichtsratschef Joachim Milberg den Schritt. „Die Automobilindustrie befindet sich weiter im Umbruch.“ Milberg legt sein Amt mit dem Ende der Hauptversammlung am 13. Mai 2015 vorzeitig nieder, obwohl sein Vertrag eigentlich bis zum Jubiläumsjahr 2016 verlängert worden war. Der Manager, der selbst lange Jahre Produktionschef und BMW-Vorstandsvorsitzender war, soll künftig eine führende Rolle im Stiftungswesen des Konzerns erhalten.

Unterdessen wurde bekannt, dass Volkswagen den BMW-Entwicklungschef Herbert Diess abwarb und ihm die Leitung der schwächelnden Hauptmarke VW überträgt. Auf Diess soll Klaus Fröhlich folgen. Der 54-Jährige ist bei BMW für kleinere und mittlere Modellbaureihen verantwortlich.