München. Sinkende Ölpreise und der schwache Euro nähren in der deutschen Wirtschaft Hoffnungen auf ein Ende der Konjunkturflaute. Zum ersten Mal seit einem halben Jahr hellte sich die Stimmung in den Chefetagen wieder auf. Der Geschäftsklima-Index des Münchner Ifo-Instituts kletterte im November überraschend um 1,5 auf 104,7 Punkte – trotz Ukraine-Krise und Bahnstreiks. „Der Abschwung ist zumindest unterbrochen“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Die rund 7000 befragten Firmenchefs beurteilten nicht nur die aktuelle Lage optimistischer, sondern auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate.

Ein Grund für die wachsende Zuversicht ist die Abwertung des Euro: Er verlor seit Jahresbeginn rund zehn Prozent, was deutsche Ausfuhren nach Übersee verbilligt. „Vom Exportgeschäft werden weitere Impulse erwartet“, sagte Sinn. Der Außenhandel hatte sich zuletzt trotz der Wirtschaftssanktionen gegen Russland und der Konjunkturabkühlung in vielen Schwellenländern positiv entwickelt. Experten erwarten, dass der Euro wegen der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) weiter nachgibt.

Wie ein Konjunkturprogramm wirkt auch der sinkende Ölpreis, der seit Jahresanfang um 30 Prozent gefallen ist. Verharrt er auf diesem Niveau, entlastet das Unternehmen und Verbraucher im kommenden Jahr nach Berechnungen der Großbank UniCredit um 35 Milliarden Euro. Die Stimmung hellte sich deshalb nicht nur in der Industrie auf, sondern auch im Handel, der auf ein gutes Weihnachtsgeschäft hofft. Trotz dieser günstigen Perspektiven warnt das Ifo-Institut aber vor zu großem Konjunkturoptimismus. „Es ist zu früh, um von einer Trendwende zu sprechen“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Man sollte abwarten, ob sich diese Entwicklung im Dezember fortsetzt.“