Unternehmer Klaus Gerresheim will Hamburgs bekannten Veranstaltungsort im Hafen deutlich erweitern

Hamburg. Hamburgs Vorzeigeunternehmer Michael Otto feierte seinen 70. Geburtstag im Schuppen 52 im Hafen. Der Deutsche Radiopreis wurde dort vergeben, Unternehmen wie Porsche präsentierten hier neue Autos. Mit 6000 Quadratmeter Fläche und 3000 zugelassenen Personen ist der Schuppen 52 bereits die größte Halle für private Veranstaltungen in der Stadt. Doch der Platz reicht offensichtlich nicht.

Anfang Januar will Betreiber Klaus Gerresheim seine Fläche um weitere 3000 Quadratmeter erweitern. Am Ende peilt er sogar die Verdopplung auf 12.000 Quadratmeter an. „Wir brauchen mehr Platz, um Tagungen und Abendveranstaltungen nebeneinander durchführen zu können“, sagt Gerresheim, dessen Schuppen floriert und im kommenden Januar bereits fast ausgebucht ist.

Vor elf Jahren hat der Unternehmer die Hälfte des Geländes von der Stiftung Hamburg Maritim gepachtet und seither 1,4 Millionen Euro in den Schuppen 52 investiert. Weitere 500.000 Euro sollen in den kommenden zwei Jahren folgen. „Die Hamburg Port Authority baut eine neue Flutschutzmauer mit Sitzmöglichkeiten. Die alte Anlage wird abgerissen. Auf einer Fläche neben dem Gebäude werden wir dann eine mit Glas umrandete Terrasse mit Elbblick errichten“, sagt Gerresheim. Im Sommer werden zudem Zelte aufgestellt. Allein im vergangenen Jahr feierte der Veranstalter Feste und Tagungen mit insgesamt rund 30.000 Teilnehmern.

Gerresheim ist Gastronom aus Leidenschaft. Gelernt hat er im Hotel Vier Jahreszeiten Koch und Kellner, später fuhr er lange auf einem Kreuzfahrtschiff als Steward zur See. Danach hat er es in der ehemaligen Hamburger Brauerei Bavaria zum Prokuristen gebracht. „Im Jahr 1976 beauftragte mich Bavaria, fünf eigene Gaststätten der Brauerei zu verkaufen“, sagt er. Beim Saseler Dorfkrug hat er selbst zugegriffen – und wurde zum Gastronom mit Cateringservice. Der Grundstein für sein erstes Unternehmen wurde gelegt. Die Nachfrage war groß. Hunderte von Veranstaltungen hat er inzwischen gemanagt, vom Catering für Hochzeiten bis zu Geburtstagen und Bällen, die er im In- und Ausland ausgerichtet hat. „Einmal bat mich ein Bremer Unternehmer, eine Party in Marrakesch nach dem Motto 1001 Nacht zu organisieren. Es war märchenhaft. Die Besucher wurden mit 40 Kutschen vom Flughafen zur Veranstaltung gebracht“, erzählt er.

Eigentlich war der Schuppen 52, in dem zuletzt Pfeffer gelagert wurde, ein Zufallsgriff für den Gastronomen, der in diesem Jahr vier Millionen Euro Umsatz erlösen wird. Gerresheim wurde 2002 vom holländischen Maschinenbauer OCE angesprochen, ob er Räume für eine 5000 Quadratmeter große Messe vermieten könnte. Der Dorfkrug war zu klein. „Natürlich sagte ich sofort zu“, so Gerresheim, der zu diesem Zeitpunkt noch keine Idee hatte, wo er die Veranstaltung unterbringen konnte. Dann hörte er, dass die Stiftung Hamburg Maritim die Hälfte des Schuppens 52 mit 6000 Quadratmeter Fläche verpachten wolle. Gerresheim griff sofort zu. „Als die Niederländer die Fläche anschauten, war die Halle leer, es gab keine Heizung und keine Toiletten. Ich dachte, OCE sagt ab.“ Es kam anders. Gerresheim bestellte mobile Toiletten, machte die Ausstellungsfläche schick. „Inzwischen hat das Unternehmen uns für fünf Jahre im Voraus gebucht“, sagt er.

Das gesamte Gebäude musste saniert, das Dachgebälk erneuert werden

Der Gastronom hatte damit seine erste große Fläche unter Vertrag. Das historische Dachgebälk und die Eisenträger wurden erneuert, das gesamte Gebäude saniert und beheizt. Dass es im Hafen einen neuen Veranstaltungsort gab, sprach sich in Hamburg schnell herum. Galas und Gäste kamen. Die Mühe und das Risiko, den Schuppen zum Veranstaltungsort umzubauen, hat sich für Gerresheim gelohnt. Beim Location Award 2014 wurde das Hamburger Unternehmen jetzt als bundesweit bester Ort für Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen ausgezeichnet. Rund 400 Bewerbungen gab es. „Mein Sohn Sebastian Lenschow und ich hüpften nach der Bekanntgabe vor Freude auf der Bühne herum“, sagt Gerresheim.

Nur eine Delle gab es im Laufe der Jahre im Geschäft. „2009 waren wir anfangs gut gebucht. Dann sagten wegen der Finanzkrise viele Unternehmen ab“, erzählt Gerresheim. Er verlangte von den Firmen keine Entschädigung wegen der Absagen, obwohl ihm Aufträge in einem Volumen von mehr als einer Million Euro gestrichen wurden. „Man sieht sich immer zweimal im Leben“, so der Unternehmer zur Begründung. Tatsächlich kamen ein Jahr später die meisten Kunden wieder zurück. Gerresheim erwirtschaftet derzeit knapp vier Millionen Euro Jahresumsatz. Nach der Vergrößerung des Schuppens, sollen es fünf Millionen Euro werden. Neben 25 Festangestellten beschäftigt das Unternehmen 40 Teilzeitbeschäftigte. Bei großen Events sind bis zu 300 Servicekräfte an Bord.

Vor fünf Jahren hat der Unternehmer zudem den historischen Yachthafen mit einer eleganten Villa auf Finkenwerder gepachtet. „Dort haben wir im Jahr rund 60 Veranstaltungen, darunter etwa 40 Hochzeiten“, sagt Gerresheim. Ans Aufhören denkt der 76-Jährige noch nicht. Dennoch sorgt er vor. Seinem Sohn Sebastian Lenschow und seinem Manager Marco Dilger hat er bereits jeweils zehn Prozent am Unternehmen überschrieben.

„Die beiden machen die Arbeit. Ich bin nur noch der Controller“, sagt er und lacht.