Dänische Reederei macht hohen Gewinn und setzt auf Wilhelmshaven. Hamburger Konkurrent schreibt Verlust und legt das nächste Sparprogramm auf

Hamburg. Für Jens-Ole Krenzien begann der Donnerstag durchweg erfolgreich. Der Deutschland-Chef der dänischen Reederei Maersk Line hatte Journalisten und Schifffahrtsexperten eingeladen. Bei Schnittchen und Kaffee erläuterte Krenzien ihnen gut gelaunt die neuesten Bilanzzahlen aus seiner Unternehmenszentrale in Kopenhagen. Und die sind durchweg positiv – für Maersk. Sie zeigen nämlich vor allem eins: Die weltgrößte Reederei hängt die Konkurrenz immer weiter ab. Das wird besonders deutlich, wenn man sich die Zahlen der Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd danebenlegt, die ebenfalls am Donnerstag bekannt wurden. Während Hapag-Lloyd weiter damit kämpft, seine Verluste in der Containerschifffahrt einzudämmen, erfreut sich die viermal größere Maersk Line satter Gewinne. Und diese macht das Unternehmen nur zu einem geringen Teil mit Fahrten in Hamburgs Hafen.

Im Fahrplan von Maersk spielt die Hansestadt keine große Rolle mehr. Und Krenzien ließ keinen Zweifel daran, dass sich dieser Trend noch verstärken dürfte: Die riesigen Schiffe der „Triple-E-Klasse“ werden anders als angekündigt nun doch nicht nach Hamburg fahren, sondern stattdessen den neuen Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven bedienen. Das habe der Konzern „quasi über Nacht entschieden“, wie Krenzien verkündete. Grund seien die Beschränkung beim Tiefgang sowie bei der Begegnung mit anderen Schiffe in der schmalen Fahrrinne der Elbe. „Für uns steht die Fahrplantreue an erster Stelle, und uns war das Risiko zu hoch, dass die Restriktionen zu Verzögerungen bei der Lieferkette führen“, so der Maersk-Manager. Die „Morten Maersk“ sollte ursprünglich am 5. Januar Hamburg das erste Mal anlaufen. Das Schiff ist 399 Meter lang und 59 Meter breit. Über dessen Ankunft kann sich jetzt der JadeWeserPort in Wilhelmshaven freuen, wo es keine Tiefgangsbeschränkungen gibt. „Wenn das Gericht die Elbvertiefung untersagt, dann wird es zu einer Verlagerung der Warenströme nach Wilhelmshaven kommen“, setzte Krenzien noch einen obendrauf.

Dort wäre man darüber hoch erfreut. Denn der JadeWeserPort ist derzeit kaum ausgelastet, was letztlich auch Maersk wirtschaftlich trifft: Das Unternehmen ist mit 30 Prozent an der Betreibergesellschaft in Wilhelmshaven beteiligt. Die Verluste dort kann die dänische Reederei aber locker verschmerzen: Maersk Line hat im dritten Quartal 2014 einen Nettogewinn nach Steuern von 685 Millionen Dollar (umgerechnet 550 Millionen Euro) verzeichnet und hat sich laut Krenzien zum Ziel gesetzt, in diesem Jahr zwei Milliarden Dollar in der Containerschifffahrt zu verdienen. In den ersten neun Monaten waren es schon knapp 1,7 Milliarden Dollar. „Wir wachsen mit dem Markt und haben unsere finanziellen Ziele erreicht“, sagte Krenzien. Durch das gebremste Flottenwachstum könne Maersk seine Kapazitäten zu mehr als 95 Prozent auslasten und steigende Raten realisieren. Trotz weiterer Überkapazitäten am Schifffahrtsmarkt ist es Maersk im dritten Quartal noch einmal gelungen die Frachtraten um knapp ein Prozent zu steigern und die Transportkosten pro Container gleichzeitig um ein Prozent zu senken.

Ganz anders ist die Lage bei Hapag-Lloyd. Deutschlands führende Linienreederei präsentierte sich am Donnerstag für das zurückliegende dritte Quartal 2014 in schlechter Verfassung. Mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft gilt diese Periode für Reedereien, die besonders im Verkehr zwischen Asien und Europa stark engagiert sind, als wichtigstes Quartal des Jahres. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) für den Zeitraum von Juli bis September betrug rund 33 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum waren es rund 67 Millionen Euro. Das Netto-Ergebnis sank von 16,6 Millionen Euro Gewinn auf 50,7 Millionen Euro Verlust. Für die ersten neun Monate 2014 ergibt sich ein Gesamtverlust von 224 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum waren es „erst“ minus 56 Millionen Euro – obwohl Hapag-Lloyd in diesem Jahr rund 240.000 Containereinheiten (TEU) mehr transportiert hat als in den ersten drei Quartalen des Vorjahres.

Die Reederei gab die gesunkenen Frachtraten als einen wesentlichen Grund für das schwierige Quartal an. Allerdings war zuletzt auch der Brennstoffpreis gesunken und hatte Hapag-Lloyd auf der Kostenseite entlastet. Der seit Juli amtierende Konzernchef Rolf Habben Jansen will mit einem öffentlich noch nicht näher definierten „Optimierungspaket“ dagegenhalten. Nach Abendblatt-Informationen geht es dabei nicht nur um weitere Einsparungen, sondern auch um ein intensiveres Marketing. Mit Einsparungen hat Hapag-Lloyd die internen Kosten seit Beginn der Schifffahrtskrise im Jahr 2009 bereits um mehr als eine Milliarde Euro jährlich gesenkt. „Wir sind nicht zufrieden, aber grundsätzlich auf einem guten Weg“, sagte Habben Jansen.

Hapag-Lloyd setzt stark auf die bevorstehende Fusion mit der Containersparte der chilenischen Reederei CSAV. Nach einem Zusammenschluss sollen Einsparungen von 300 Millionen Dollar realisiert werden. In den Verkehren zwischen Europa und Südamerika würden Hapag-Lloyd und CSAV gemeinsam den gleichen Marktanteil erreichen wie Maersk, MSC und Hamburg Süd mit jeweils etwa 15 Prozent. In den Verbindungen zwischen Europa und der Westküste Südamerikas wäre Hapag-Lloyd/CSAV Marktführer.

Allerdings hat auch CSAV die Schifffahrtskrise bislang nicht überwunden. Für das dritte Quartal verbuchte das Unternehmen trotz gestiegener Transportmengen 35,4 Millionen Dollar Verlust.