Reisen sollen zunächst weiter stattfinden. Beteiligungsgesellschaft sucht nach neuen Geldgebern. Fünf bis sechs Millionen Euro werden benötigt

Eutin. Die MS „Deutschland“ befindet sich seit Jahren in einem finanziell schwierigen Fahrwasser. Aber die aktuelle Nachricht ist selbst für die Kreuzfahrtbranche ein Schock: Die MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft – zu der die Reederei Peter Deilmann gehört – hat am Mittwoch beim zuständigen Amtsgericht Eutin den Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Das schwimmende Grand Hotel ist einem Millionenpublikum aus der ZDF-Serie „Das Traumschiff“ bekannt.

Die bis zum Werfttermin im November anstehenden Reisen sollen trotzdem durchgeführt werden. Die Löhne und Gehälter für die Mitarbeiter der MS „Deutschland“ sind durch das Insolvenzverfahren zunächst für drei Monate durch die Bundesagentur für Arbeit gesichert. Aber wie es danach mit dem Schiff weitergeht, hängt von möglichen Geldgebern ab. „Wir benötigen Investoren, die uns zunächst fünf bis sechs Millionen Euro frisches Kapital geben, dass in erster Linie für die Wartung auf der Werft und die geplante Modernisierung des Schiffes verwendet werden soll“, sagte Wolfram Günther dem Abendblatt. Der Restrukturierungsexperte wurde vom Mehrheitsgesellschafter der MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft, der Callista Private Equity, als Sanierungsgeschäftsführer bestellt. Die Verschlechterung der Liquiditätssituation nach der ersten Gläubigerversammlung der MS „Deutschland“ am 8. Oktober sowie nicht vorhandene mittelfristig notwendige weitere Finanzierungszusagen seien die Ursachen für die derzeit negative Finanz- und Vermögenslage, sagte Günther weiter.

Den angeschlagenen 175 Meter langen Luxusliner langfristig wieder in sicheres Fahrwasser zu bringen ist eine Herausforderung: Die MS „Deutschland“ hat bereits 50 Millionen Euro Schulden bei ihren Anlegern, die 2012 eine Anleihe für das Schiff gezeichnet haben. Für diese werden Zinszahlungen in Höhe von rund 3,4 Millionen Euro im Jahr benötigt. Aber schon jetzt steht fest: In diesem Jahr müssen die Geldgeber darauf komplett verzichten.

Den Gläubigern – dem Vernehmen nach etwa 2000 Anleger – sollen auf einer Versammlung am 12. November in München die nächsten Sanierungsschritte präsentiert werden. Strukturierungsgeschäftsführer Günther gibt sich zuversichtlich: „Wir erarbeiten jetzt ein neues Finanzierungskonzept und wichtig ist, dass die ,Deutschland‘ fährt, denn nur so kann Geld verdient werden.“ Fest steht, es muss mehr Geld in die Kasse kommen. Bereits im Juli wurde bekannt, dass das Schiff 2014 keine schwarzen Zahlen schreiben wird. Die Auslastung soll in diesem Jahr bei etwa 70 Prozent liegen. Erst bei einer Auslastung von mehr als 75 Prozent werde Geld verdient, hatte der damalige Deilmann-Chef Christopher Nolde noch im Juli dem Abendblatt gesagt. Ende Juli musste Nolde die Reederei samt ihres sinkenden Schiffs verlassen.

Für das kommende Jahr seien die Buchungszahlen allerdings „sehr gut“ so Günther. Schon seit Jahren befindet sich die MS „Deutschland“, die Platz für 480 Passagiere bietet, in einer finanziellen Schieflage: Nach dem Tod von Gründer Peter Deilmann hatten seine Töchter Gisa und Hedda die Geschäfte übernommen. Im Juni 2009 stellte die Reederei Insolvenzantrag. 75 Mitarbeitern wurde gekündigt, 45 durften bleiben. Die Peter Deilmann GmbH & Co. KG wurde schließlich vom Insolvenzverwalter fortgeführt. Am 1. Januar 2010 nahm dann die Reederei Peter Deilmann ihre Tätigkeit wieder auf. Im August 2010 stieg die Beteiligungsgesellschaft Aurelius AG als Mehrheitsgesellschafter bei der Reederei ein. Aber auch dieses Engagement sollte nicht lange wehren: Anfang des Jahres übernahm schließlich die private Beteiligungsgesellschaft Callista Private Equity aus München die Mehrheitsanteile.