Greenpeace warnt vor Schuhen und Bekleidung von Discountern und Tchibo. Die Unternehmen wehren sich

Hamburg. Die T-Shirts oder Schuhe sind günstig, deshalb greifen viele Verbraucher zu Angeboten von Discountern wie Aldi, Lidl, Penny oder auch Tchibo. Doch manchmal entpuppt sich das Schnäppchen als Fehlkauf. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat bei einer Laboruntersuchung von 26 Kinderschuhen oder Bekleidungsstücken in mehr als der Hälfte der geprüften Produkte gefährliche Stoffe wie etwa Chemikalien festgestellt. Am höchsten belastet waren demnach Kinderschuhe von Aldi. Sie enthielten laut Studie mehr als 190 Milligramm Dimethylformamid (DMF) pro Kilogramm. DMF gilt laut Greenpeace als „fortpflanzungsgefährdend, akut toxisch und gesundheitsschädlich bei Hautkontakt“. Das Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt Höchstwerte von zehn Milligramm pro Kilo, da sich die Substanz aus dem Material lösen könne.

Auch der Hamburger Kaffeeröster Tchibo wurde kritisiert. In seinen wöchentlich wechselnden Sortimenten von Gebrauchsartikeln befanden sich Kinder-Gummistiefel. Sie waren im Vergleich mit den anderen getesteten Produkten am stärksten mit dem potenziell krebserregenden Stoff Naphthalin aus der Gruppe der Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) belastet. 2,2 Milligramm pro Kilo wurden gemessen. Das sei viel.

Ab Ende des kommenden Jahres dürfen Kinderprodukte mit Hautkontakt, die über 0,5 Milligramm pro Kilo krebserregende Substanzen aus der PAK-Gruppe enthalten, nicht mehr verkauft werden. In den Stiefeln von Tchibo fanden sich Weichmacher, die aus einem Stück Kunststoff einen weichen Stiefel machen. Allerdings konnte Greenpeace gleich drei krebserregende Substanzen finden.

Tchibo wehrt sich und betont, dass selbst laut Greenpeace die getesteten Produkte nicht die Gesundheit des Menschen belasteten. Bei eigenen, standardmäßig vor dem Verkauf durchgeführten Prüfungen konnte das Unternehmen laut einem Sprecher keine für die Kunden bedenklichen Konzentrationen feststellen, so der Kaffeeröster. Greenpeace attestiert Tchibo und Penny denn auch, die Unternehmen seien „auf dem Weg“, Gifte in der Herstellung von Bekleidung einzusparen.

Die meisten untersuchten Schuhe wiesen laut der Umweltschutzorganisation einen „stechenden Geruch“ auf. Dies deute häufig auf die Substanzen 2-Phenyl-2-propanol (2PP) oder Acetophenon hin. Sie können den Angaben zufolge Allergien und Hautreizungen auslösen. In sieben von 14 getesteten Kinderschuhen sei 2PP oberhalb des Vergleichswerts von zehn Milligramm pro Kilogramm gefunden worden.

Sogar alle drei getesteten Kinderschuhe des Discounters Lidl überschritten demnach diesen Wert. Der Discounter wies am Donnerstag dennoch darauf hin, dass alle „von Greenpeace untersuchten Lidl-Artikel sicher und uneingeschränkt verkehrsfähig sind“, so die Lidl-Pressestelle. Die von Greenpeace festgestellte Konzentration der Inhaltsstoffe sei nicht gesundheitsgefährdend, hieß es, wie zuvor schon bei Tchibo.

Das hatte Greenpeace auch nicht behauptet, sondern nur betont, dass die Gifte in die Umwelt gelangen können. In China seien auf diese Weise bereits zwei Drittel der Gewässer mit solchen schädlichen Chemikalien verschmutzt worden.

Nicht nur in Kinderbekleidung befinden sich zu hohe Werte von Chemikalien, sondern auch bei Erwachsenen wurden im vergangenen Jahr bereits nach Recherchen von Greenpeace ähnliche Ergebnisse im Bereich der Outdoor-Bekleidung festgestellt. Viele der giftigen Substanzen, die bei der Herstellung verwendet wurden, seien kaum abbaubar und verbleiben deshalb für Jahrhunderte in der Umwelt, wo sie sich anreichern. Auch im menschlichen Blut und in der Muttermilch sind bereits schädliche Substanzen nachgewiesen worden.