Lufthansa-Piloten erwägen weiteren Ausstand. Kein Gesprächstermin zwischen Bahn und Lokführern

Frankfurt. Noch vor Ende des massiven Streiks drohen die Piloten der Lufthansa mit neuen Ausständen in den nächsten Tagen. „Sollte sich im Tarifkonflikt weiterhin nichts tun, sollte bei der Lufthansa weiter gemauert werden, dann schließen wir weitere Streiks in dieser Woche nicht aus“, sagte Markus Wahl von der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Um Mitternacht in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch sollten die Arbeitsniederlegungen der Lufthansa-Piloten auf Kurz-, Mittel- und Langstrecken enden. Die Lufthansa hatte an den zwei Streiktagen mehr als 1500 Flüge gestrichen, davon knapp 100 von und nach Hamburg. Insgesamt waren etwa 166.000 Passagiere betroffen.

Lufthansa und VC streiten vor allem um die Übergangsversorgung für 5400 Piloten im Lufthansa-Konzern. Die Fluggesellschaft will, dass ihre Piloten künftig frühestens mit 60 statt wie bisher mit 55 Jahren in den bezahlten Vorruhestand gehen können. Die Pilotengewerkschaft wehrt sich dagegen. Damit die VC wieder zu Verhandlungen zurückkehrt, forderte Wahl, dass sich die Lufthansa bei der Übergangsversorgung für Neupiloten bewegen müsse: „Die Lufthansa will die Übergangsversorgung für neu eingestellte Piloten komplett abschaffen – da machen wir nicht mit. Diese Vorbedingung müsste die Lufthansa vom Tisch nehmen, damit wir wieder verhandeln.“ Der Konzern müsse ein neues, taugliches Angebot vorlegen. Die Lufthansa bekräftigte ihre Verhandlungsbereitschaft, man habe zu allen strittigen Punkten Gesprächsangebote gemacht und die gälten weiterhin. Ein Eilantrag der Lufthansa, mit dem der Konzern die VC zu einem Ende der Streiks zwingen wollte, scheiterte am Dienstag auch in der zweiten Instanz vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht.

Verkehrsminister Dobrindt warnt vor Abschwung durch die Streiks

Trotz des bundesweiten Pilotenstreiks blieb ein Chaos an den beiden Drehkreuzen Frankfurt und München zunächst aus. Am Frankfurter Flughafen war es einer Sprecherin zufolge „sehr ruhig“. Dort hatte Europas größte Airline den Langstreckenflugverkehr fast vollständig eingestellt. In München sollten etwa die Hälfte der Flüge starten. Langstreckenflüge von und nach Düsseldorf sollten planmäßig abheben.

Reisebüros klagten über Mehrarbeit und hohe Kosten durch die derzeitige Streikwelle bei Bahn und Lufthansa. Vor allem auf Geschäftsreisen spezialisierte Anbieter müssten sich um zahlreiche Umbuchungen und Stornierungen kümmern, teilte der Deutsche Reiseverband mit. Das führe „zu enormen Mehrkosten für die Agenturen, die ihnen keiner erstattet“.

Nach dem Streik der Lokführer und massiven Zugausfällen am Wochenende zeichnete sich auch in dem Tarifkonflikt keine Bewegung ab. Einen neuen Gesprächstermin der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer und der Deutschen Bahn gibt es bisher nicht.

In der Bundesregierung wächst derweil die Sorge vor negativen Folgen für die Konjunktur in Deutschland. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) warnte angesichts der Streiks vor schwerwiegenden Auswirkungen auf die deutsche Konjunktur. „Wenn Menschen nicht zur Arbeit kommen und Güter nicht transportiert werden, dann leidet auch die Wirtschaft“, sagte Dobrindt der „Bild“-Zeitung. Die Verkehrswege als zentrales Nervensystem Deutschlands und seiner Wirtschaft dürften nicht lange lahmgelegt werden, sagte er. Bisher aber hätten die Streiks noch keine nachhaltigen Schäden verursacht. Volkswirte teilen diese Ansicht bis jetzt.