The Cereal Club verkauft individuelle Mischungen übers Internet

Hamburg. Ob Amaranthflakes, geschälter Hanf oder Dinkelflocken: Die Zutaten, die in der Produktion von The Cereal Club in einer langen Reihe in großen Boxen stehen, sind ungewöhnlich und so zahlreich, dass hier wohl kein Müsli dem anderen gleicht. The Cereal Club, das ist die Idee, individuell gemischte Müslis im Internet anzubieten, für Privatkunden oder Firmen.

„Durch die wachsende Bedeutung der Discounter nimmt die Vielfalt der Frühstücksprodukte für viele Verbraucher eher ab, und das ist doch schade“, sagt Sacha Halwani, Inhaber der Firma mit Sitz in Altona, zu den Gründen für seine Businessidee. Vor sechs Jahren startete sein Cereal Club – und inzwischen hat sich viel getan im Markt.

Schließlich wird heute jedes zweite Müsli bei Aldi oder Lidl verkauft. Während im Handel viele Produkte gar keine Chance haben, es ins Regal zu schaffen, weil ein größeres Sortiment mehr kostet, erweitert Halwani seine Palette an ungewöhnlichen Müsli-Ideen kontinuierlich. Hinzu kamen unter anderem glutenarme Produkte, alte Getreidesorten wie Einkorn oder Emmer und leuchtend blaue Kornblumenblätter, „weil das Auge ja mit isst“. Halwani hat seine Leidenschaft für den Genuss zum Beruf gemacht. „Zu Hause koche ich oft für Freunde und probiere gerne etwas Neues aus“, sagt der 37-Jährige. „Letzens gab es Flammkuchen mit Ziegenkäse und Brombeeren, klingt ungewöhnlich, ist aber ein Gedicht.“

Derzeit baut Halwani sein Geschäft noch einmal kräftig aus. Die Produktion an der Stresemannstraße ist zu klein geworden, zumal die Mitarbeiter die schweren Getreidesäcke von der Straße aus in den Mischraum tragen müssen, außerdem platzt das Lager in Reinbek aus allen Nähten. „Wir stehen kurz davor, eine größere Fläche anzumieten, wo wir eine größere Fertigung, aber auch ein erweitertes Lager an einem Ort zusammenziehen“, sagt Halwani. Immerhin 25 Tonnen Müsli im Jahr liefert der Hamburger inzwischen an die Kunden aus. Im laufenden Geschäftsjahr soll der Cereal Club die Marke von 30 Tonnen knacken.

Etliche Jahre sind seit der Gründung der Manufaktur vergangen. Zeiten, die für Halwani nicht immer einfach waren, denn immer mehr Wettbewerber versuchen ihr Glück in der Marktnische für individuelle Mixturen. Neben den Internetfirmen erweitern auch die großen Hersteller wie Kölln, Dr. Oetker oder Kellogg’s ihr Angebot und bedienen Sonderwünsche. Dr. Oetker hat beispielsweise bei seinem Vitalis-Müsli sogenanntes Urgetreide ins Sortiment genommen und trifft damit den Geschmack von Naturfreunden. Während sich Kellogg’s früher nur auf oftmals sehr süße Cerealien beschränkte, produziert der US-Hersteller heute ebenfalls Müslis und setzt auf gesunde Ernährung.

Auch wenn die Konkurrenz groß ist, The Cereal Club wächst derzeit über zwei Vertriebsschienen: Zum einen erreicht der Müslianbieter immer mehr Firmen, die ihren Mitarbeitern den Getreidemix als Kraftsnack für zwischendurch anbieten – meist gratis. In Zeiten, wo gute Fachkräfte rar sind und die Betriebe sich als gute Arbeitgeber zeigen müssen, sei kostenloses Essen ein Trend, sagt Halwani. „Einem IT-Unternehmen liefern wir immerhin 200 Kilo im Monatsabo“, freut sich der Gründer. In Hamburg gehören auch diverse Anwaltskanzleien und Hotels wie das Louis C. Jacob zu den Großabnehmern des studierten Medienbetriebswirts, der sich schon immer einen Beruf als selbstständiger Unternehmer gewünscht hat. Selbst das Schloss Bellevue hat schon bei ihm bestellt.

Aber nicht nur Gastronomie und Firmenkunden, sondern auch der gehobene Einzelhandel wird auf die Müslis made in Hamburg aufmerksam. Fertige Mischungen in Dosen liefert Halwani inzwischen auch an Globus-Märkte, die vor allem in Süddeutschland Filialen betreiben. In der Hansestadt beißen jetzt auch erste Edeka-Märkte wie Niemerszein an und stellen die Cereal-Club-Dosen ins Regal. Übrigens steht für den Unternehmer schon bald die nächste Vergrößerung seines Müslisortiments an: Er kann schon mal an weiche Flocken für Kinder denken. In wenigen Wochen wird Halwani Vater.