Hamburg. Bei Europas größtem Kupferhersteller Aurubis steht ein überraschender Führungswechsel an. Der Vorstandsvorsitzende Peter Willbrandt will seinen am 31. März kommenden Jahres auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Dieses habe er dem Aufsichtsrat mitgeteilt, erklärte das Gremium in einer kurzen Mitteilung am Freitag. Willbrandt hatte erst vor zwei Jahren den Chefposten bei Hamburgs Kupferkonzern übernommen. Der Aufsichtsrat erklärte, er bedaure die Entscheidung, für die Willbrandt „persönliche Gründe“ angegeben habe.

Unklar ist allerdings, wann der 52-Jährige tatsächlich geht. Aus dem Umfeld des Aufsichtsrats war zu hören, dass der Rückzug relativ rasch geschehen könnte, auf jeden Fall noch in diesem Jahr. Bei der Suche eines geeigneten Nachfolgers hat das Gremium aber keinen Zeitdruck. Aurubis-Ex-Chef Bernd Drouven, der erst vor einem Jahr in den Aufsichtsrat eingezogen ist, hat sich bereit erklärt, Willbrandts Posten vorübergehend zu übernehmen, bis ein neuer Vorstandschef gefunden ist. Das Aktiengesetz lässt eine solche Vertretungsregelung für die Dauer von maximal einem Jahr zu.

Willbrandt ist seit 28 Jahren im Konzern und seit Anfang 2012 an dessen Spitze. In diesem Zeitraum hat Aurubis mit einer Reihe von Problemen zu kämpfen gehabt. Im vergangenen Geschäftsjahr 2012/13 hatte sich das Ergebnis mehr als halbiert. Magere 94 Millionen Euro Konzernüberschuss blieben übrig. Im Geschäftsjahr davor waren es noch 207 Millionen Euro. Auch in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres sank der Umsatz – und zwar um 13 Prozent auf 8,36 Milliarden Euro.

Die Gründe dafür waren vielfältig, vor allem hatte die Konjunkturabkühlung dem Unternehmen zu schaffen gemacht. Nebenprodukte, die bei der Kupferherstellung entstehen, wie Schwefelsäure sowie die Edelmetalle Gold und Silber, erzielten aufgrund sinkender Preise deutlich geringere Erlöse als in der Vergangenheit. Zudem war es nach kostspieligen monatelangen Wartungsarbeiten im Herbst des vergangenen Jahres zu erheblichen Problemen beim Wiederanfahren der Kupferschmelze gekommen. Im August vermeldete Willbrandt aber, die Produktion laufe wieder normal.