Johannes Bußmann löst im April August Wilhelm Henningsen nach 14 Jahren an der Spitze ab

Hamburg. An der Spitze des sechstgrößten Hamburger Unternehmens steht ein Wechsel an: Johannes Bußmann übernimmt am 1. April 2015 als Nachfolger von August Wilhelm Henningsen das Amt des Vorstandsvorsitzenden von Lufthansa Technik.

Mit dieser Entscheidung hat der Aufsichtsrat frühzeitig die Kontinuität in der Leitung des Weltmarktführers für flugzeugtechnische Dienstleistungen gesichert. Denn Bußmann, 45, arbeitet seit dem Jahr 1999 für Lufthansa Technik, im September 2012 rückte er in den Vorstand auf. Wie es in Unternehmenskreisen heißt, war die jetzige Personalentscheidung des Aufsichtsrats keine Überraschung; Bußmann galt seit Längerem als Favorit für die Nachfolge von Henningsen, 63, der mit dem Auslaufen seines Vertrages im kommenden Jahr in den Ruhestand tritt.

Auffallend sind einige Parallelen im Werdegang der beiden Topmanager: Genau wie Henningsen ist Bußmann Diplom-Ingenieur. Er hat an der Universität Aachen ein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik absolviert und am Lehrstuhl für Strahlantriebe promoviert.

Wie auch Henningsen begann Bußmann – nach einem Jahr als Produktingenieur bei ABB Mannheim – seine Karriere bei Lufthansa Technik am Firmenhauptsitz in Hamburg. Hier arbeitete er zunächst als Entwicklungsingenieur im Bereich Produktmanagement und -entwicklung.

Ebenfalls wie Henningsen übernahm der im Münsterland geborene Manager zeitweise die Verantwortung für Geschäfte in Asien: Während der jetzige Lufthansa-Technik-Chef mehrere Jahre lang ein großes Gemeinschaftsunternehmen mit Air China in Peking führte, war sein designierter Nachfolger von 2001 bis 2005 Vertriebsleiter Asien und Australien, ab 2003 mit Dienstsitz in Singapur.

Im weiteren Verlauf seiner Karriere war Bußmann in Hamburg nacheinander für zwei wichtige Unternehmensbereiche verantwortlich: Im Jahr 2007 wurde er zum Bereichsleiter Geräteinstandhaltung ernannt, seit 2011 leitete er die Triebwerkssparte, mit rund 2000 Beschäftigten die größte des Unternehmens. Im Lufthansa-Technik-Vorstand ist er zudem für das Personalressort und den Bereich VIP-Jets zuständig. Bußmann ist verheiratet und Vater eines Kindes.

Der künftige Firmenchef genieße das volle Vertrauen der Arbeitnehmervertreter, sagte Dietmar Stretz, der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates und Leiter des Fachbereichs Verkehr im Ver.di-Landesbezirk Hamburg. „Die wirtschaftlich schwierige Situation im Triebwerksbereich vor zwei Jahren hat er sehr gut gemeistert“, so Stretz. Von Henningsen sei Bußmann seit längerer Zeit auch schon bei den Kunden eingeführt worden, auch dort genieße er offenbar einen guten Ruf.

Extern ist er als Vorstandsmitglied jedoch bislang weitaus weniger in Erscheinung getreten als seine Kollegen Henningsen, Thomas Stüger und Peter Jansen. Bußmann dürfte es nicht leicht haben, Henningsens Erfolge seit dessen Amtsantritt als Firmenchef im Januar 2001 in den Schatten zu stellen. Denn Henningsen habe das Unternehmen an die Weltspitze der Branche geführt, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende, Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr: „Ich danke ihm sehr für diese herausragende Leistung.“

In der bisherigen Amtszeit von Henningsen hat sich der Umsatz von Lufthansa Technik von 2,25 Milliarden auf 4,2 Milliarden Euro fast verdoppelt. Der Gewinn vor Steuern ist noch weitaus kräftiger gestiegen: Er hat sich auf 456 Millionen Euro verzwölffacht. Auch wenn das Unternehmen seit der Jahrtausendwende die Präsenz auf anderen Kontinenten, vor allem in Asien, erheblich ausgebaut hat, ist die Beschäftigtenzahl am Stammsitz in Hamburg nicht gesunken – im Gegenteil: Sie hat sich seit dem Jahr 2001 von 6300 auf rund 8000 erhöht. Denn durch Investitionen zum Beispiel in innovative Reparaturverfahren und durch neuartige Produkte für Flugzeugkabinen ist es gelungen, die Kostennachteile gegenüber ausländischen Standorten zu kompensieren.

Dafür hat man die besonders personalintensiven Tätigkeiten wie etwa die Grundüberholung von Flugzeugen mehr und mehr auf Betriebe mit niedrigeren Arbeitskosten verlagert. So koste eine Arbeitsstunde in Manila nur rund ein Drittel des in Hamburg gezahlten Betrages, hatte Henningsen dazu gesagt.

Auch schwierige Phasen musste Henningsen in seiner bisherigen Amtszeit bewältigen. Als Folge der Luftfahrtkrise 2002 musste Lufthansa Technik etwa 300 Stellen abbauen, in den Jahren 2013 und 2014 fallen allein in Hamburg rund 400 Stellen in der Verwaltung weg. Entlassungen soll es dabei nicht geben, außerdem baue man in produktiven Bereichen Arbeitsplätze auf, hieß es.

Als neuer Unternehmenschef wird Bußmann ab dem kommenden April an ehrgeizigen Wachstumszielen gemessen werden. Nach bisheriger Planung soll der Umsatz von Lufthansa Technik bis zum Jahr 2018 um 60 Prozent steigen. Dazu will man den Marktanteil in Asien von vier auf fünf Prozent voranbringen und in Amerika von zwei auf fünf Prozent.