Das Team von Xtal Concepts wird in der Kategorie Existenzgründer ausgezeichnet

Hamburg. Die Firma Xtal Concepts macht Dinge sichtbar, die man nicht sehen kann. Jedenfalls nicht mit bloßem Auge. Auch nicht mit herkömmlichen Mikroskopen, denn bei Xtal Concepts dreht sich alles um Proteine, und die sind für Mikroskope zu winzig. Proteine messen wenige Nanometer, das sind millionstel Millimeter, und doch sind sie die Bausteine des Lebens. Sie geben Zellen eine Struktur, sie setzen chemische Prozesse in Gang, übernehmen den Transport wichtiger Substanzen für die Körperfunktion, und sie dienen nicht zuletzt dem Schutz des Organismus. Eine große Rolle spielen Proteine in der Lebensmittelbranche, der Agrarwirtschaft, etwa bei der Herstellung von Futtermitteln, und nicht zuletzt in der Medizin. Wenn man die Struktur bestimmter Proteine kennt, kann man Wirkstoffe beispielsweise gegen Grippeviren oder zur Tumorbekämpfung entwickeln. Xtal Concepts baut Geräte, mit denen das möglich ist. Darin werden die Moleküle kristallisiert, sodass sie in ihrem Aufbau bestimmt werden können. Das klingt alles technisch, ist es auch.

„In der angewandten Grundlagenforschung spielt die Entschlüsselung von Proteinen aber eine große Rolle“, sagt Annette Eckhardt, Geschäftsführerin von Xtal Concepts. „Mithilfe solcher Methoden wurde beispielsweise ein Wirkstoff gegen das Sars-Virus entwickelt.“ Zusammen mit den Konstruktionstechniker Dierk Hilterhaus, dem Physiker Karsten Dierks und dem Biochemiker Arne Meyer führt Eckhardt das Unternehmen, dass in einem Keller eines Industriekomplexes in Bahrenfeld residiert.

Xtal Concepts ist eine Forschungsausgründung. Das heißt, das Unternehmen geht auf Forschungsprojekte der Biochemiker Rolf Hilgenfeld und Christian Betzel an den Universitäten Lübeck und Hamburg zurück. Beide Professoren sitzen heute im Beirat der Firma. Diese ist ein Beispiel dafür, wie aus Hochschulforschungen private Unternehmen entstehen können, die mit den Erfindungen Geld verdienen.

2012 ging das Unternehmen an den Start. Mithilfe einer Anschubfinanzierung über eine halbe Million Euro vom Innovationsstarter Fonds der Stadt entwickelte es innerhalb von zwei Jahren eine kleine Palette an Geräten, die das Unternehmen nun mit Erfolg vertreibt. Das klingt einfacher, als es ist. Denn Xtal Concepts stellt schließlich keine Massenware her. Zwar ist die Konkurrenz für solche Hochtechnologiegeräte überschaubar, der Markt ist es aber auch. Mit eigenen Forschungsberichten und Messeauftritten machte sich das Unternehmen bekannt. „Inzwischen haben wir uns international einen Namen erworben“, sagt Eckhardt. So stehen Geräte des Unternehmens an großen Forschungseinrichtungen in Japan, Indien, Stanford (USA), in Straßburg – und natürlich im Forschungszentrum um die Ecke, dem Deutschen Elektronen Synchrotron (DESY).

Eigentlich wollte Xtal Concepts im kommenden Jahr eine schwarze Null schreiben. Der Businessplan sah es so vor. Jetzt gelingt dies schon in diesem Jahr. Und Xtal Concepts entwickelt weitere Geräte, derzeit etwa für das Europäische Molekularbiologielabor einen ultraschnellen Laserscanner, der die Qualität einer Proteinprobe vor der eigentlichen Messung prüft. „Die Auszeichnung mit dem Gründerpreis macht uns stolz“, sagt Eckhardt. „Es ist toll, dass Hochtechnologie in Hamburg ein solches Interesse findet.“