Deilmann erwägt Zweitsitz. Neues Konzept für MS „Deutschland“

Hamburg. Der neue Investor für die MS „Deutschland“ plant gemeinsam mit den Anleihegläubigern ein neues Finanzierungskonzept für das schwimmende Luxushotel. Wie Olaf Meier, Chief Executive Office des Münchner Investors Callista Private Equity, dem Abendblatt sagte, ist für den 8. Oktober in Frankfurt eine Gläubigerversammlung geplant. Sie soll unter anderem über die Bestellung eines gemeinsamen Vertreters der Anleihegläubiger abstimmen. Für diese Funktion werde der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein vorgeschlagen.

„Wir laden ein, um die Fremdkapitalgeber aktiv in den Dialog zur Verbesserung der Finanzierungsstruktur einbinden zu können“, kündigte Meier an. Ziel sei es, mit den Anleihegläubigern ein auf Wachstum ausgerichtetes Gesamtkonzept zu erarbeiten. Die Deilmann-Reederei mit Sitz in Neustadt (Holstein) hat 50 Millionen Euro Schulden. Für die Zinszahlungen werden jährlich 3,4 Millionen Euro benötigt. Dieses Geld könnte stattdessen investiert werden. Auch eine Kooperation mit anderen Reedereien wird erwogen.

Nachdem es seit Kurzem eine Vertriebskooperation mit FTI Cruises gibt, werde auch hier enger zusammengearbeitet, sagte Meier. Reisen auf der MS „Deutschland“ seien von Oktober an auch über die FTI Group in insgesamt 11.400 Reisebüros erhältlich. Die Reederei will auf diese Weise vom Potenzial des viertgrößten deutschen Reiseveranstalters profitieren.

Geprüft wird nach Abendblatt-Informationen auch, einen weiteren Sitz der Reederei mittelfristig nach Hamburg zu verlegen. Von dort aus könnten mit entsprechendem Fachpersonal die Fahrten mit der MS „Deutschland“ koordiniert werden. Derzeit beträgt die Auslastung auf dem 1998 in Kiel gebauten klassischen Luxusoceanliner 72 Prozent. Angestrebt sind 80 Prozent.

Die Reederei nehme zudem eine neue Zielgruppe ins Visier, sagte Meier: „Die Auslandsdeutschen.“ Für sie soll es zeitlich maßgeschneiderte Reiseangebote auf jenem Kreuzfahrtschiff im Stil der 1920er-Jahre geben, das ihnen während der Reise ein Stück Heimat bieten könnte. Das Vertriebspotenzial liegt den Angaben zufolge bei acht Prozent.

Die MS „Deutschland“ bietet Platz für 480 Passagiere. Das Schiff ist Drehort für die seit mehr als 30 Jahren erfolgreiche ZDF-Fernsehreihe „Das Traumschiff“. Bei einem für November 2014 geplanten Werftaufenthalt werden 55 der 288 Kabinen mit französischen Balkonen ausgestattet.